Einigung über neue Wehrdienstregelungen: Pistorius sieht positive Signale
In einem bemerkenswerten Schritt zur Reform des Wehrdienstes haben sich die führenden politischen Kräfte aus Union und SPD auf einen Plan geeinigt, der eine umfassende Musterung sowie klar definierte Zielmarken für die Verstärkung der Truppenstärke vorsieht. Angesichts der nach wie vor unzureichenden Freiwilligenzahlen soll dem Bundestag die Möglichkeit eingeräumt werden, über eine sogenannte Bedarfswehrpflicht zu entscheiden, wobei auch ein Zufallsverfahren zur Auswahl der Wehrdienstleistenden ins Spiel gebracht werden könnte.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich erfreut über diese Einigung und betonte die Vorteile der Freiwilligkeit, wie sie in einigen europäischen Ländern erfolgreich praktiziert wird. Er versuchte, Sorgen zu zerstreuen, indem er auf die Erfahrungen des Kalten Krieges verwies, die zeigten, dass schlagkräftige Streitkräfte eher abschreckend wirken und somit die Wahrscheinlichkeit verringern, aktiv an einem Konflikt beteiligt zu werden. Die Musterung junger Männer soll ab dem Jahrgang 2008 erfolgen, flankiert von einem Fragebogen des Bundes, der auch an Frauen gerichtet ist.
Jens Spahn von der Union äußerte sich ebenfalls optimistisch und versprach mehr Verbindlichkeit in der Freiwilligkeit durch die Einführung eines sogenannten "Aufwuchspfads", der die aktuellen Stärken des Militärs transparent darstellen soll. SPD-Fraktionschef Matthias Miersch zeigte sich zuversichtlich, dass die beabsichtigten Rekrutierungsziele im Rahmen der Freiwilligkeit erreichbar seien. Gelinge dies nicht, müsse der Bundestag die Thematik erneut prüfen.
Ein zentrales Element der Einigung ist die Option zur Einführung einer Bedarfswehrpflicht per Gesetz, sollte die verteidigungspolitische oder personelle Lage dies erfordern. Ein Automatismus zur Aktivierung der Wehrpflicht wird jedoch ausgeschlossen. Die Rolle der Reservisten soll ebenfalls gestärkt werden, um das angestrebte Personalwachstum zu unterstützen.
Im Kontext einer verschärften Bedrohungslage wird die Bundeswehr um etwa 80.000 auf insgesamt 260.000 aktiven Soldaten anwachsen. Reservisten, deren Zahl durch die Neuerungen auf 200.000 erhöht werden sollen, spielen eine entscheidende Rolle. Die Wehrpflicht, ausgesetzt seit 2011, bleibt als Option im Grundgesetz verankert, doch eine Einbeziehung von Frauen in den Pflichtdienst bleibt weiterhin Thema kontroverser Diskussionen.

