Ein Jahr hinter Gittern: "Wall Street Journal" setzt ein Zeichen für inhaftierten Journalisten
Das renommierte "Wall Street Journal" (WSJ) hat am Jahrestag der Inhaftierung ihres Reporters Evan Gershkovich angesichts seines Schicksals zum Ausdruck umgehender Freilassung appelliert. In einer Mischung aus Berichterstattung und schlichtem Protest erzeugte das Blatt mit einer symbolträchtigen leeren Seite in ihrer Printausgabe ein kraftvolles Bild für das, was ein Jahr Inhaftierung für einen Journalisten bedeutet: verlorene Momente des Lebens wie Hochzeiten, berufliche Reisen und gemeinsame Zeit mit Freunden. Das "WSJ" zeichnet das Bild eines Mannes, der trotz gültiger Presseakkreditierung durch das russische Außenministerium während seiner beruflichen Tätigkeiten in Jekaterinburg festgenommen wurde. Seither sitzt er im berüchtigten Lefortowo Gefängnis, wo er sich den größten Teil des Tages in strikter Isolation befindet. Russische Behörden beschuldigen Gershkovich der Spionage – ein Vorwurf, den sowohl er als auch das "WSJ" vehement zurückweisen. Die jüngste Gerichtsentscheidung in Moskau besiegelte die Verlängerung seiner Untersuchungshaft um weitere drei Monate. Vor diesem Hintergrund meldet sich auch die US-Regierung zu Wort, welche die Festnahme des Journalisten als unrechtmäßig betrachtet. Selbst der russische Präsident Wladimir Putin hat einen möglichen Gefangenenaustausch angedeutet, wobei die offizielle Haltung des Kremls durch ihren Sprecher Dmitri Peskow kommuniziert wird: Russland habe eine klare und verständliche Gesetzgebung. Verstöße gegen diese Gesetze ziehen dementsprechende Strafen nach sich. Die sachliche Berichterstattung des WSJ über diese Entwicklung zeigt die gefährliche und komplexe Situation für Journalisten in Russland auf, platziert jedoch auch die Wichtigkeit von Pressefreiheit und der Rolle des Journalismus im weltweiten Fokus – Aspekte, die im aktuellen Klima in Russland einem erheblichen Risiko ausgesetzt zu sein scheinen. (eulerpool-AFX)