Die Revolution des Schulunterrichts?: Mit Erfahrungspunkten spielend zur Traumnote
Schule. Was ist das eigentlich? Idealerweise eine Institution, die Kindern und Jugendlichen möglichst viel Wissen übermittelt, welches sie für ihr zukünftiges Leben benötigen und benutzen können. Denn wie wir alle wissen, ist Wissen der Schlüssel zum langfristigen Erfolg – und zwar nicht nur für den persönlichen Erfolg, sondern auch für den Erfolg des ganzen Landes, das kluge Köpfe mit findigen Ideen benötigt. Doch vermittelt unser Schulsystem seine Lehrinhalte tatsächlich effektiv und effizient? Oder ist noch viel Luft nach oben?
Wer an seine Schulzeit zurückdenkt – oder noch immer die Schulbank drückt -, wird das Gefühl nur allzu gut kennen: Oftmals ist der Unterricht einfach nur langweilig, die Lehrer nicht sonderlich talentiert und die Notenvergabe unfair und undurchsichtig. Der österreichische Lehrer Christian Haschek möchte das – zumindest teilweise – ändern. Natürlich hat er auch kein Heilmittel gegen lustlose Lehrer gefunden, doch sein XP-basiertes Notensystem soll die Punktevergabe transparenter und fairer werden lassen.
Aber fangen wir von vorne an: Der junge Lehrer spielte vor einigen Jahren liebend gerne World of Warcraft, während er sich gleichzeitig in seiner Schule langweilte. Als er fleißig am Questen und Leveln war, ereilte ihm ein Geistesblitz: Wieso, dachte er sich, folgt Schule nicht auch der Logik von Computerspielen? Wieso kann man nicht auch in der Schule Erfahrungspunkte sammeln – nur das man statt neuen Levels eine bessere Note erlangt? Als er 2011 selbst Lehrer wurde, fing er an, sein System umzusetzen. Unter dem Namen Socialcube kann es nun von österreichischen Lehrern eingesetzt werden und ist zudem für den Unterricht genehmigt.
In seinem System erhält jeder Schüler 5 XP für seine Anwesenheit und weitere 5 XP für jede mündliche Beteiligung (sofern diese denn nicht aus vollständigem Quatsch besteht). Für einen geschriebenen Aufsatz erhalten die Schüler 20 XP und für Hausaufgaben gibt es – je nach Qualität – 15 bis 35 XP. Christian Hascheck gibt gegenüber GamesArt.de zu Protokoll, dass seine Schüler das Projekt mit Begeisterung aufgenommen haben. Der spielerische Ansatz ans Lernen ist hochmotivierend und komplett transparent – und da die Schüler wissen, wofür sie ihre Punkte bekommen, erledigen sie auch gerne Zusatzaufgaben, um die Note zu steigern.
Eine gewagte Besonderheit des Systems: Ist ein Notenlevel einmal erreicht, kann der Schüler nicht wieder absteigen. Wer einmal bei der 1 angekommen ist, behält diese 1 also auch. Befürchtungen, dass Schüler faul werden würden, sobald sie ihr Wunschlevel erreicht haben, kann er nicht bestätigen. Im Gegenteil, gute Schüler würden sogar anfangen ihre Klassenkameraden zu unterstützen, damit sie ebenfalls im Level – pardon, der Note – aufsteigen können.
Lehrer, die das System gerne ausprobieren können, können auf Socialcube Lite einen Zugang beantragen. Socialcube ist zwar in Österreich entwickelt worden, bietet aber auch Optionen für den Einsatz in Deutschland.