Deutschlands Sparkurs in der Griechenlandkrise
Die Deutschen scheinen dieser Tage mal wieder in einem persönlichen Dilemma zu stecken. Keiner weiß in der Griechenland Krise so richtig weiter und man fühlt sich missverstanden. Einig ist man sich nur darüber, dass die Griechen schuld sind am Euro Desaster. Und eigentlich möchte Deutschland auch nur helfen, übersieht dabei aber wohl auch seine wirtschaftliche Übermachtstellung und dass alle Konsequenzen die jetzt gezogen werden das eigene Land doch nur am äußersten Rande betreffen. In Deutschland werden keine Geldautomaten stillstehen.

Die Griechen selbst, stecken aber mittendrin. Leere Geschäfte, Bau-Stop, kaputte Straßen. Griechenland hat Angst vor dem Rückschritt in eine Zeit in der die Wirtschaft noch nicht am Boden war, weil sie in weiten Teilen des Landes praktisch noch gar nicht existierte. Vor wenigen Tagen stimmten die Verantwortlichen in Griechenland dann endgültig gegen die Sparpläne. Zu groß die Belastungen für die Bevölkerung und die Infrastruktur des Landes. Hauptprofiteure der möglichen Sparstrategie wären ohnehin nur die Gläubiger gewesen. Großkonzerne, Banken, Länder. So wie die Deutschen, die in letzter Konsequenz auch die wirtschaftliche Instabilität in Griechenland über ihre Europasteuern mittragen müssen. Das war vor nicht allzu langer Zeit noch kein großes Thema, aber mittlerweile hat auch die Bundesregierung nasse Füße bekommen.
Warum die Deutschen die Austerität wollen
Warum aber sind die Deutschen überhaupt so erpicht darauf, sich in Griechenland derart restriktiv zu engagieren. Immerhin stehen sie damit mittlerweile ziemlich alleine da. Manche Experten sehen den Grund für den radikalen Griechenland Sparkurs der Deutschen in ihrer DNA begründet. Fakt ist aber, dass man in Deutschland tatsächlich gerade eine stärkere Angst vor den wirtschaftlichen Unausgeglichenheiten innerhalb der europäischen Union hat, als das vielleicht in anderen Mitgliedstaaten der EU der Fall ist.
Wege ohne harten Sparkurs
Ob die Austerität allerdings der richtige Weg gewesen wäre, darüber ist nicht nur Griechenlands frisch gebackener Premierminister Alexis Tsipras im Zweifel. Austerität sein schon zu einem Schimpfwort geworden, ließ er kürzlich verlauten. In der Tat ist das Wort Austerität zu so etwas wie einem Schimpfwort im Reich der europäischen Wirtschaft geworden. Mit einem vorgelagerten Wachstumsprogramm könne und müsse die Situation wieder in den Griff zu bekommen sein. Das ist zumindest sein Plan.

Auf der einen Seite kann man natürlich klar festhalten, dass die Angst vor den wirtschaftlich schwächeren Staaten in Europa seit der Einführung des Euros geschürt wurde. Gerade seit Beginn der Krise ist die Furcht vor Verarmung des eigenen Landes durch übertriebene Solidarität mit anderen Ländern größer denn je. Andererseits muss aber auch in Betracht gezogen werden, dass Sparmaßnahmen die ein ganzes Volk quasi zum Hausarrest bei Wasser und Brot verurteilen wohl kaum irgendeiner Form von Solidarität entsprechen. Solidarität bedeutet nämlich nicht, dass man tut was man kann, sondern dass man im Zweifelsfall auch selbst ins kalte Wasser springt und den eigenen Untergang riskiert um seinen Nächsten zu retten. Zusätzlich muss man anmerken, dass mit Alexis Tsipras jetzt ein Mann in Griechenland am Ruder steht, der sehr genau weiß wohin die Reise gehen soll und auch wie man das Boot dorthin manövriert. Griechenland hat in den letzten Jahren seine Hausaufgaben erledigt. Pläne wurden geschmiedet, Maßnahmen eingeleitet, es ist nur noch zu früh die Erfolge zu ernten. So lange müssen wir die Griechen aber nicht büßen lassen, um unsere eigene Angst damit zu relativieren.

