Deutsche würden gegen Kinderarmut mehr Steuern zahlen

Berlin (dpa) - In Deutschland wird nach Ansicht einer Mehrheit der Bundesbürger zu wenig gegen Kinderarmut getan. Zwei Drittel der Befragten sind sogar bereit, zweckgebunden mehr Steuern für Kinder aus einkommensschwachen Familien zu zahlen.

Sie wünschen sich unter anderem eine kostenlose Ganztagsbetreuung und mehr Sozialarbeiter in Kindergärten und Schulen.

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks. Das Bild bleibt aber gespalten. Ein Viertel der Interviewten findet, dass Deutschland viel gegen Kinderarmut unternimmt.

Der Begriff Kinderarmut meint in einem reichen Land wie Deutschland kein Leben auf der Straße. Er bedeutet in der Regel, dass Eltern weniger als 60 Prozent des Durchschnitts-Nettoeinkommens für ihre Familie zur Verfügung haben. Das kann heißen, dass Kinder auf teures Spielzeug und Freizeitvergnügen verzichten müssen, weniger Freunde haben und häufiger krank sind. Studien haben auch belegt, dass Erfolg in der Schule stark von der sozialen Lage der Eltern abhängt.

Nach Angaben des Kinderhilfswerks (DKHW) trifft diese relative Armut inzwischen 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre - und damit jeden fünften Heranwachsenden. Im Jahr 2007 sei es noch jeder sechste gewesen, sagte DKHW-Präsident Thomas Krüger. Das Phänomen stagniere auf hohem Niveau und vererbe sich. Nach den jüngsten Berechnungen der Hans-Böckler-Stiftung sind 18,9 Prozent der Kinder und Teenager vom Leben unterhalb der Einkommensschwellen bedroht - in Ostdeutschland mit 26,3 Prozent mehr als im Westen (17,4 Prozent).

Als Hauptgrund für diese Entwicklung sehen die meisten Befragten (85 Prozent) die geringen Einkommen in Deutschland, die für viele Familien nicht reichten. Drei Viertel glauben, dass Alleinerziehende zu wenig unterstützt würden. Rund die Hälfte der Interviewten ist jedoch der Meinung, dass sich Eltern mit geringem Einkommen oft zu wenig um das Wohl ihrer Kinder bemühten - und damit das existierende umfangreiche Hilfesystem bis hin zum Bildungsgutschein nicht nutzten.

Was sollte geschehen, damit Kinder aus sozial schwachen Schichten gleiche Chancen haben? Nur 62 Prozent halten mehr Kindergeld oder eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze (70 Prozent) für den Königsweg. Ganz oben auf der Wunschliste rangiert die indirekte Förderung. Für kostenlose Bücher und Lehrmittel in der Schule plädieren 97 Prozent, für mehr Sozialarbeiter, die sich in Kita und Schule individuell um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmern 94 Prozent.

Unions-Anhänger waren zu 67 Prozent bereit, mehr Steuern gegen Kinderarmut zu zahlen. Mit 60 Prozent war die Bereitschaft bei Sympathisanten der Linkspartei am geringsten.

DKHW-Präsident Krüger sprach von einem klaren Auftrag, das Thema Kinderarmut anders zu gewichten. Im Koalitionsvertrag komme das Wort nicht vor. Das Kinderhilfswerk tritt für eine Grundsicherung für alle Kinder ein, deren Höhe von einem Expertengremium festzulegen sei. Dafür sollten Förderinstrumente wie Ehegatten-Splitting, Eltern-, Kinder-, Betreuungsgeld sowie Hartz-IV-Regelsätze beschnitten werden.

Soziales / Armut / Kinder
14.01.2014 · 14:37 Uhr
[74 Kommentare]
 
China warnt vor «negativen Faktoren» im Verhältnis zu USA
Peking (dpa) - Angesichts des gespannten Verhältnisses zwischen Peking und Washington hat China […] (00)
Chemie: Erstmals konnten Diamanten unter Normaldruck erzeugt werden
Diamanten entstehen unter hohem Druck. Natürlich vorkommende Diamanten entstanden bei […] (01)
Wellbrock verpasst Olympia-Ticket über 800 Meter Freistil
Berlin (dpa) - Florian Wellbrock hat überraschend das Olympia-Ticket über 800 Meter Freistil […] (00)
Renée Zellweger: Kussszene mit Leo Woodall in 'Bridget Jones: Mad About the Boy'
(BANG) - Renée Zellweger und Leo Woodall werden in dem neuen 'Bridget Jones'-Film eine […] (00)
Ein Leitfaden zu den beliebtesten Spielen in Schweizer Online-Casinos
Dieser Leitfaden untersucht die beliebtesten Spiele in Schweizer Online-Casinos, beleuchtet […] (00)
Apple kürzt Vision Pro Lieferungen wegen sinkender Nachfrage
Die Zahl seiner Vision Pro Lieferungen für das Jahr 2024 kürzte Apple von 700.000 bis 800.000 auf 400.000 […] (00)
 
 
Suchbegriff

Diese Woche
Letzte Woche
Vorletzte Woche
Top News