Deutsche aus Fluss voller Krokodile gerettet
Sydney (dpa) - Vier deutsche Touristen sind am Montag in Australien aus einem Fluss voller Krokodile gerettet worden. Die vier wollten trotz Warnungen im Kakadu-Nationalpark bei Darwin über eine überschwemmte Straße fahren, die bei Niedrigwasser über den Magela-Fluss führt.
Sie blieben in der Mitte stecken, weil ihr Motor ausfiel, und flüchteten sich erschrocken auf das Wagendach. Es dauerte 30 Minuten, bis die Polizei sie in Sicherheit gebracht hatte. «Wir sind froh, dass niemand verletzt wurde, aber sie haben das Leben aller Beteiligten in Gefahr gebracht», sagte Polizistin Debbie Smith dem Rundfunksender ABC.
In dem Park hatte es am Morgen stark geregnet und die Straße über den Magela-Fluss stand etwa einen Meter unter Wasser. Die Touristen - offenbar zwei Männer und zwei Frauen - wollten ihre Tour mit Allrad-Antrieb-Wagen aber unbedingt fortsetzen. Am Ufer standen andere Touristen, die die Deutschen vergeblich auf die Gefahr hinwiesen. Sie rasten mit 80 Stundenkilometern auf die überschwemmte Straße. Die Touristen hätten Glück gehabt, dass die Strömung ihren Wagen nicht fortgerissen habe, sagte die Polizistin.
In der australischen Küstenstadt Rockhampton sind die Wasserpegel nach den schweren Überschwemmungen unterdessen weiter dramatisch angestiegen. Insgesamt 150 Häuser seien bereits überflutet, berichtete die Regierungschefin des Bundesstaates Queensland, Anna Bligh. Der Wasserpegel des Fitzroy-Flusses steige weiter, und bei mehreren tausend Häusern schwappe das Wasser bereits an die Stufen. Sie sprach im Rundfunk von einem Desaster nie dagewesenen Ausmaßes.
Queensland sei als tropischer Bundesstaat Überschwemmungen gewohnt, dass aber alle Flüsse gleichzeitig Hochwasser führten, sei noch nie passiert, sagte Bligh. Premierministerin Julia Gillard versprach den Opfern, die Felder und Häuser verloren haben, Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen. «Dies ist eine große Naturkatastrophe, und es wird eine ganze Weile dauern, bis wir uns davon erholt haben», sagte sie. «Die Aufräumarbeiten dürften drei bis sechs Monate dauern», sagte der Katastrophenkoordinator Ian Stewart im Rundfunk.
Eine neue Sturmwarnung wurde am Montagabend aufgehoben. Das Wettersystem schwächte sich im Laufe des Tages ab. Drei Menschen kamen seit dem Wochenende in dem Überschwemmungsgebiet, so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen, ums Leben. Höhere Opferzahlen einzelner Medien bezogen sich auf längere Zeiträume. Die Region ist vergleichsweise dünn besiedelt: Viele Viehstationen liegen im Outback oft mehr als 100 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt. Insgesamt sind rund 200 000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen.
Während sich die Situation in dem riesigen Überschwemmungsgebiet im Landesinnern teils entspannte, rüsteten sich die 75 000 Einwohner von Rockhampton für mindestens eine weitere Krisenwoche. Manche Messstationen meldeten Wasserpegel von acht Metern über dem Meeresspiegel. So hoch steht das Wasser allerdings nicht, vielmehr breitet es sich in der Fläche aus. In zahlreichen Straßen wateten die Menschen mit Körben auf dem Kopf hüfthoch durch das Wasser, um Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen.
«Wir rechnen mit dem Wasserhöchststand in den nächsten 48 Stunden», sagte Rockhamptons Polizeichef Ian Stewart am Montagmorgen. «Gott sei Dank hat die Stadt einige Anhöhen, und wenn die Einwohner auf die Anweisungen hören, hoffen wir, keine Todesopfer beklagen zu müssen.»
Das Militär brachte mit einem C130-Transportflugzeug Nahrungsmittel nach Mackay, die per Konvoi über die einzige noch einigermaßen befahrbare Straße nach Rockhampton gebracht wurden. Bahnhof und Flughafen sowie alle anderen Zufahrtsstraßen waren bereits gesperrt. Der Highway nach Norden wurde nur noch für abreisende Einwohner offen gehalten. Er dürfte spätestens Mittwoch überflutet sein und gesperrt werden.
Nach Angaben von Bürgermeister Brad Carter hatte die Stadt mit der Lieferung genügend Lebensmittel und Medikamente für mehr als eine Woche. Der Gesundheitsdienst stockte seine Vorräte von Schlangen-Gegengift auf, berichtete die Zeitung «Australian». In den Überschwemmungsgebieten werden immer mehr Reptilien gesichtet, die sich etwa in trockenen Häusern einnisten. Viele der australischen Schlagen sind höchst gefährlich.