Arcandor-Sanierer will Konzern als Ganzes erhalten
Für diese vier Unternehmen hatte Arcandor getrennte Insolvenzanträge gestellt. «Ich sehe gute Chancen, dass wir unser Ziel erreichen. Ich übernehme keine aussichtslosen Mandate.»
Der Düsseldorfer Insolvenzspezialist Piepenburg wurde am Dienstag zum Generalbevollmächtigten des Arcandor-Vorstandes ernannt. Insolvenzverwalter für alle vier Verfahren ist der Kölner Anwalt Klaus Hubert Görg. Betroffen von dem Verfahren sind 43 000 Mitarbeiter. Dies sei Deutschlands größtes Insolvenzverfahren, sagte Piepenburg.
Die Situation des Unternehmens sei nach Einleitung der Insolvenzverfahren wesentlich besser als vorher, betonte Piepenburg. Drei Monatsgehälter würden durch das Insolvenzgeld abgedeckt. Das entlaste Arcandor und die Töchter um rund 250 Millionen Euro. Außerdem sei das Auslaufen des 650-Millionen-Euro-Kredits an diesem Freitag in der Insolvenz nicht mehr von Belang, sagte Piepenburg.
Viele Beobachter rechnen aber mit einer Arcandor-Zerschlagung. Derzeit ist das Geschäft des Unternehmens auf die drei Säulen Tourismus (Thomas Cook), Warenhäuser (Karstadt) und Versandhandel (Primondo mit Quelle) aufgeteilt.
Die knapp 53-prozentige Arcandor-Beteiligung an dem Ferienflieger Thomas Cook stünde bei einer Insolvenz ganz oben auf der Verkaufsliste, obwohl die «Ertragsperle» des Konzerns als eigenständiges Unternehmen selbst gar nicht direkt betroffen wäre. REWE-Chef Alain Caparros kündigte am Dienstag an, eine Übernahme von Thomas Cook prüfen zu wollen. Die Entscheidung darüber liegt jedoch nicht zuletzt bei den Gläubigerbanken, denen Arcandor seine Aktien bereits als Pfand gegeben hat.
Deutlich stärker betroffen wären vor allem die beiden Handelstöchter Karstadt und Primondo mit dem Versender Quelle. Interessenten wie die Hamburger Otto-Gruppe gibt es bislang vor allem für einige der Primondo-Spezialversender wie Hess Natur oder Baby Walz sowie für die Karstadt-Sporthäuser.
Verschärfen dürfte sich dagegen die Situation der rund 30 000 Beschäftigten der Karstadt-Warenhäuser. Obwohl der zur Metro gehörende Konkurrent Kaufhof angekündigt hat, die Verhandlungen über einen Zusammenschluss der beiden Ketten auch bei einer Arcandor-Insolvenz weiterführen zu wollen, befürchten viele Beobachter, dass ein Kahlschlag nun deutlich radikaler ausfallen könnte.