Anleihehandel in sommerlicher Ruhe – Beobachter richten Blicke auf US-Zinssenkungen
Der gegenwärtige Anleihehandel zeigt sich wenig bewegt, während die Zinssenkungen der US-Notenbank weiterhin Gesprächsstoff liefern. Unternehmensanleihen bleiben stabil im Fokus, wobei sowohl kurzfristige als auch langfristige Titel beständig beliebt sind. Von geopolitischen Ereignissen, wie dem anstehenden Treffen zwischen Trump und Putin, bis hin zu den Aussichten auf Zinssenkungen in den USA, prägen einige gewichtige Themen die Diskussion. Tim Oechsner von der Steubing AG erklärt, dass nach den neuesten Inflationsdaten aus den USA die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschnitt im September auf satte 96 Prozent gestiegen sei. Dennoch verläuft der Handel insgesamt ruhig.
Die Sommerflaute lässt die Liquidität schwinden, was die Durchführung von Anpassungsgeschäften erschwert. Diese Rahmenbedingungen lassen die Preisspannen im Handel merklich anwachsen. Bei den zehnjährigen Bundesanleihen setzt sich die sanfte Seitwärtsbewegung zwischen 2,60 und 2,70 Prozent fort. Jüngst erzielen sie 2,7 Prozent, nach 2,65 Prozent in der Vorwoche.
Präsident Trump könnte sich in seinem Streben nach niedrigeren Leitzinsen bestätigt fühlen. Während die Gesamtinflation mäßig anwuchs, überraschte die Kernrate mit einem stärkeren Anstieg. Analysten zeigen sich jedoch skeptisch: Während Katja Müller von der LBBW einen Anreiz für sinkende Zinsen sieht, spricht sich Ulrich Wortberg von der Helaba dagegen aus, die Zinssenkungsfantasien weiter zu schüren. Gemeinsame Sorge bereitet indes die Ernennung des Statistikbehörden-Kritikers Antoni, was die Verlässlichkeit der US-Daten infrage stellt.
US-Treasuries mit langer Laufzeit bis 2044 sind laut Oechsner ebenso gefragt wie ESM-Bonds mit Fälligkeit 2035. Im Bereich der Unternehmensanleihen gibt es anhaltendes Interesse an Papieren der Deutschen Telekom bis 2026, der Deutschen Bahn bis 2037 und Nestlé-Anleihen bis 2041. Rücklagen bei Eon-Bonds bis 2044 werden sofort wieder aufgenommen, berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Ebenso geraten laut Oechsner US-Dollar-Papiere von BMW US Capital, fällig im August 2026, in den Fokus.
Überdies meldet Biosimilarentwickler Formycon die bestätigte Jahresprognose ohne negative Überraschungen, was den Verkaufsdruck auf ihren jüngsten Bond merklich reduziert hat. Der Neuemissionsmarkt zeigt sich im Sommer verhalten, mit erster Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Erfreuliche Konjunkturerwartungen und Hoffnung auf Lösung des Zollkonflikts stimulieren die Entwicklung, sodass der gegenwärtige Stand durchaus vielversprechend erscheint. In dieser sommerlichen Ruhe zieht der Neuemissionsmarkt eine positive Halbjahresbilanz mit steigender Nachfrage, die das starke Vorjahresergebnis übertrifft.

