Analyse: Wie Le Pen die Rechtsextremen etabliert

Paris (dpa) - Marine Le Pen ist bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl die Überraschung geglückt.

Seit die 43-Jährige im Januar 2011 den Vorsitz der rechtsextremen Partei Front National (FN) von ihrem Vater Jean-Marie übernahm, hat sie sich im Präsidentschaftswahlkampf als dritte Kraft etabliert. Bei der ersten Wahlrunde am Sonntag hat sie mit knapp 18 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis in der Geschichte ihrer Partei erzielt.

«Nie zuvor hat die Front National ein derartiges Niveau bei einer Präsidentschaftswahl erreicht. Das ist ein neues Signal, das in der Republik ein Aufbegehren nötig macht», sagte der sozialistische Kandidat François Hollande, Sieger der ersten Runde, entsetzt.

Die Tochter gibt sich weniger rechtsradikal als ihr Vater, inszeniert sich mit heiserer Stimme, robustem Charme und unerschütterlichem Selbstbewusstsein. Obwohl im vornehmen Pariser Vorort Neuilly geboren, wurde sie zunächst mit Bezug auf die Herkunft ihres Vaters Jean-Marie von einigen Kommentatoren als «bretonische Walküre» belächelt. Doch die schlagfertige Anwältin hat sich schnell Respekt verschafft und das Image der von ihrem Vater gegründeten Partei umgekrempelt. Ihr Motto für die Außendarstellung: raus aus der rechtsextremen Nische, rein in die gesellschaftlichen Debatten.

Populistische Parolen und das reaktionäre Gedankengut ihrer Partei verkauft Le Pen mit einem Lächeln. Die nettere Fassade hielt sie nicht von scharfen Attacken auf EU und Euro ab, die Finanzwelt machte sie als Wurzel allen Übels aus. «Frankreich kommt zuerst», lautete ihre protektionistische Devise. Die Stimmenjagd der Tochter ähnelt in ihren Grundzügen der des Vaters. Grobe Vereinfachungen komplexer Zusammenhänge und eine ganze Herde Sündenböcke - vom Euro bis zu den Einwanderern - gehören zur Strategie.

Die emotionalen Botschaften der mit dem Partei-Vize und Anwaltskollegen Louis Aliot verbandelten Marine Le Pen sind eingängig - gerade bei jenen, die mit Globalisierung, Europa, Bankenmacht und Migration ihre Probleme haben. Entsprechend lauten ihre Forderungen: weg mit dem Euro, weg mit Ausländern, die nur Geld kosten, Grenzen wieder einführen, Niedriglöhne raufsetzen, Sozialleistungen nur noch Franzosen vorbehalten und vor allem national kaufen. Als Stimme der Verbitterten punktet Le Pen, präsentiert sich als frischer Wind im verkrusteten politischen Apparat.

Der 18-Prozent-Erfolg vom Sonntag sei erst der Anfang, tönte sie. Ihren Anhängern rief sie selbstbewusst zu: «Die Franzosen haben sich am Tisch der Eliten eingeladen. Was auch passieren mag in den kommenden 14 Tagen: Die Schlacht um Frankreich hat erst begonnen, nichts wird mehr so sein wie vorher.» Mit Waffen kennt sie sich aus. Als Mitglied eines Schützenvereins hat sie einen großkalibrigen Magnum-Revolver im Hause, berichtete der «Le Parisien». Seit Jahren übe sie als Sportschützin regelmäßig auf einem Polizei-Schießstand, verriet sie dem Blatt. Mit acht Jahren erlebte sie einen Bombenanschlag auf die elterliche Pariser Wohnung. Damals wurde ihr bewusst, «dass es Menschen gibt, die etwas gegen meinen Vater haben», schrieb sie später in ihrer Biografie.

Wahlen / Frankreich
23.04.2012 · 20:28 Uhr
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