Analyse: Obama fürchtet nach Mubarak schwere Zeiten

Barack Obama hat beim Drama in Kairo nicht immer eine gute Figur gemacht. Die Supermacht USA wirkte zeitweise hilflos. Doch die Sorgen werden mit Blick auf islamistische Kräfte nicht weniger. Was wird jetzt aus Washingtons wichtigem Verbündeten Ägypten?

Washington (dpa) - Richtig aufatmen kann Barack Obama nicht. Zwar ist ihm die Erleichterung über den Rücktritt Husni Mubaraks ins Gesicht geschrieben. In seiner Rede am Freitagabend beschwört der US-Präsident die Geschichte, erinnert an den Fall der Berliner Mauer, verbeugt sich vor dem Einsatz der Demonstranten für Frieden und Demokratie.

Doch statt Jubel pur zu zeigen, macht Obama an diesem historischen Freitag unmissverständlich klar, dass die Sorgen über das Schicksal des bevölkerungsreichsten arabischen Landes und engsten Partners der USA in Nahost längst kein Ende haben. «Ich bin sicher, es stehen schwere Tage bevor. Viele Fragen bleiben unbeantwortet.»

«Aber dies ist nicht das Ende des ägyptischen Übergangs, das ist ein Anfang.» Am Ende müsse Demokratie stehen. Die Aufgabe des jetzt herrschenden Militärs sei es, die Rechte des Volkes zu schützen.

Das Drama in Kairo ist die erste echte außenpolitische Krise für Obama. Nicht immer wirkte er dabei wie ein gewiefter Krisenmanager. Zeitweise ließen Mubaraks Tricks ein Gefühl der Machtlosigkeit in Washington aufkommen. Eines ist klar: Aufatmen kann Obama noch lange nicht. Die bange Frage lautet: Bleibt Ägypten langfristig auf einem israel- und amerikafreundlichen Kurs? Und: Ist den Militärs zu trauen?

Über Stunden hatte Obama gezögert, vor die Öffentlichkeit zu treten. Stattdessen schickt er seinen Vize Joe Biden vor. «Unumkehrbarer Wandel (...) in Richtung Demokratie», fordert Biden. Das klingt beinahe wie eine Mahnung - ganz offenbar mit Blick auf den ersten Schritt der Militärs, das Parlament aufzulösen.

Jahrzehntelang hatten die USA Milliarden und Abermilliarden nach Ägypten gepumpt - doch in Zeiten der Krise zeigte sich, dass die Supermacht ohne echten Einfluss ist. Statt effektiv auf den besten Verbündeten im Nahen Osten einzuwirken und die Ereignisse mit zu gestalten, wirkte Obama streckenweise wie ein Außenstehender, der die Entwicklung staunend verfolgt.

«Im Weißen Haus weicht die Frustration einem Gefühl der Machtlosigkeit», meinte das «Wall Street Journal» am Freitag, bevor die erlösende Nachricht über das Aus Mubaraks um die Welt ging.

Noch einen Schritt weiter geht Steven Clemons, Gründer des Instituts American Strategy Program at the New America Foundation: «Der Nimbus des Status der amerikanischen Supermacht ist zerschlagen.»

Allerdings: Die Lage konnte komplizierter nicht sein. Von Anfang an waren die USA in einem Dilemma, bei dem es keinen wirklich guten Ausweg gab. Einerseits wollte der Friedensnobelpreisträger Obama auf der Seite des aufgebrachten Volkes stehen, andererseits lähmte die Angst, dass nach Mubarak im größten arabischen Land die Muslimbruderschaft zur bestimmenden Kraft werden könnte.

Experten warnten: Eine neue ägyptische Führung werde kaum derart amerika- und israelfreundlich sein wie das Regime Mubarak. Entsprechend delikat war der Balanceakt: Obama verlangte zwar einen raschen Übergang zu Demokratie und Freiheit, doch zugleich vermied er es, ausdrücklich Mubaraks Rücktritt zu fordern.

Unter allen Umständen wollte Obama den Eindruck vermeiden, die USA drängten ihren besten Freund in der Pulverfassregion ins Aus. Insider warnten, dass das verheerende Folgewirkungen bei anderen arabischen Verbündeten wie Jordanien und Saudi-Arabien haben könnte. Denn nach wie vor grassiert in Washington die Furcht vor einem Flächenbrand in Nahost: Zuerst Tunesien, dann Ägypten. Wo brennt es als nächstes?

Unruhen / Regierung / Ägypten / USA
12.02.2011 · 22:07 Uhr
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