Analyse: Kampfansage an Rocker

Berlin (dpa) - Die Rocker hatten es sich wohl gemütlich gemacht. Im Innenhof des Bandidos-Clubhauses im brandenburgischen Hennigsdorf stehen Wodka- und Bierflaschen herum. Am Boden liegen Grillfleischverpackungen.

Am Morgen schlägt dann die Polizei hier und an mehr als 70 weiteren Orten in Berlin und Brandenburg zu. Es geht um bandenmäßigen Drogenhandel im großen Stil - nach Berliner Polizeiangaben eines der wichtigsten Geschäftsfelder der Rockerszene. Die Bandidos stehen im Ruf, die Oberhand im Drogengeschäft in der Hauptstadtregion zu haben.

«Wir müssen den Druck hoch halten», heißt es zum Einsatz übereinstimmend aus Ermittlerkreisen. Zuletzt gingen die Sicherheitsbehörden in mehreren deutschen Städten gegen kriminelle Rockerbanden vor. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU), der sich für ein generelles Verbot der kriminellen Clubs stark macht, sagt zur jüngsten Razzia: «Das wird nicht der letzte Schlag gewesen sein.» Ob das für ein bundesweites Rockerverbot reicht, ist aber unklar.

In der vergangenen Woche war die mächtigste Berliner Gruppe der mit den Bandidos verfeindeten Hells Angels verboten worden. Die jetzige Aktion sei daran «zeitlich angepasst» worden, sagen Ermittler, die mit dem Verfahren befasst sind, sich aber nicht offiziell äußern wollen. «Es geht darum, die Machtstellung der Clubs zu dezimieren», meint ein Kriminalbeamter. Es dürfe kein «Ungleichgewicht» zwischen den beiden größten Clubs in der Gegend erzeugt werden.

Die Bandidos galten noch bis vor kurzem in Berlin als zahlenmäßig überlegen. Dann liefen aber etliche Mitglieder zu den Hells Angels über. Ein Grund dafür dürfte laut Ermittlerkreisen der Anführer der nun verbotenen Hells Angels Berlin City sein. Der 28-Jährige war früher bei den Bandidos und kenne den ein oder anderen Ex-Kollegen.

Beide Clubs werden streng hierarchisch geführt und führen seit langem brutale Machtkämpfe. Verletzte und Tote waren die Folge, auch Unbeteiligte traf es. Dabei geht es um Geschäfte im Rotlichtmilieu, in der Türsteherszene, um Drogen- und Waffenhandel und Erpressung.

«Um das Tagesgeschäft kümmert sich aber nicht die Chefetage», sagt der Berliner Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Bodo Pfalzgraf. Das erkläre auch, warum - wie im jüngsten Fall - die Clubpräsidenten meist ungeschoren davon kämen. Zwar wurden sieben Mitglieder der Hennigsdorfer Bandidos Del Este festgenommen. Nicht aber der Chef, ein Ex-Polizist. «Die begehen zwar auch Straftaten, die sind ihnen nur sehr, sehr schwer nachzuweisen», weiß der Berliner Landeschef. «Im Zweifelsfall gehen andere für den Präsidenten in den Knast.»

Offizielle Zahlen belegen: Die Behörden gehen zunehmend gegen die Rockerbanden vor. Von 2005 bis 2010 hat sich die Zahl sogenannter OK-Verfahren (Organisierte Kriminalität) gegen sie versiebenfacht. Vor zwei Jahren gab es bundesweit 35 Ermittlungsverfahren, wie aus Zahlen des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Einige Experten meinen, diese Entwicklung zeige, dass die Behörden lange Zeit geschlafen hätten. Offiziell will sich dazu keiner äußern - auch mit Blick auf laufende Verfahren und mögliche geplante Verbote.

Gezielt erfasst werden OK-Verfahren mit Rockerbezug erst seit 2004. Das Problem der kriminellen Rockerbanden gibt es aber nicht erst seitdem. Vor allem gegen Ende der 90er Jahre breiteten sich die Clubs massiv aus. Als erste Rockerbande nach US-Vorbild in Deutschland gründeten sich Anfang der 70er Jahre die Hells Angels in Hamburg. Anfangs nicht wirklich beachtet, ging die Hansestadt dann konsequent gegen den Club vor und verbot ihn 1983.

Danach rückten die Rocker jedoch ein wenig aus dem Blickfeld der staatlichen Behörden. Das nächste Verbot gab es dann erst 17 Jahre später. Im Jahr 2000 traf es die Düsseldorfer Hells Angels. Seither gab es elf weitere Clubverbote.

Nach der kürzlichen Innenministerkonferenz steht nun - wieder einmal - ein bundesweites Verbot der Rockerclubs zur Diskussion. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will derzeit ein mögliches Verfahren prüfen lassen. Dafür müsse aber eine bundesweite Organisationsstruktur nachgewiesen werden.

Unter Ermittlern gilt das als selbstverständlich. «Es gehört zum grundlegenden Selbstverständnis von Clubs, dass die einzelnen Ortsgruppen eng miteinander verbunden sind», sagt der Sprecher der Berliner Polizei, Stefan Redlich. In der Praxis ist das aber bislang nur schwer nachweisbar.

Kriminalität / Rocker
07.06.2012 · 17:10 Uhr
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