Ich find's immer noch seltsam, daß sich jeder nur über Sarrazins Wortwahl auf regt, ihm aber keiner in der Sache widerspricht.

Warum sollte man mit so einem diskutieren, bzw. die Aussage als Grundlage nehmen?

Ich wette, keine kann mit differenzierten Zahlen dienen, die Grundlage für eine Diskussion sein können.

Und außerdem würde das wieder zu einer einseitigen Diskussion werden, da viele nicht begreifen wollen, dass Integration Aktivitäten auf beiden Seiten erfordert, wozu aber kaum Deutsche bereit sind.

gruss kelle!
 
Keiner sagt: "Sarrazin lügt; die Migranten bringen die Wirtschaft allgemein voran, leben voll nach deutschen Regeln, und neue kleine Kopftuchmädchen gibt es nicht."

Das wundert mich auch, dabei wäre es so einfach, mal nebeneinander zu stellen, wieviel Sozialleistungen Migranten in Deutschland erhalten und wieviel Migranten in Deutschland in Sozialkassen einzahlen.

Marty
 
Das wundert mich auch, dabei wäre es so einfach, mal nebeneinander zu stellen, wieviel Sozialleistungen Migranten in Deutschland erhalten und wieviel Migranten in Deutschland in Sozialkassen einzahlen.

Und, was haben wir davon?
Sarrazins ganzen Gemüsehändler zahlen nicht ein, da selbstständig.

Zu Ursachen möglicher Unterschiede ist auch noch nichts gesagt, das reicht bestimmt von mangelnder Schulbildung bis hin zu Diskriminierung im Job.

gruss kelle!
 
Und außerdem würde das wieder zu einer einseitigen Diskussion werden, da viele nicht begreifen wollen, dass Integration Aktivitäten auf beiden Seiten erfordert, wozu aber kaum Deutsche bereit sind.

Hmmm. Integration erfordert Aktivitäten auf beiden Seiten?
Das ist mir etwas zu konfus. Kannst Du mal die Aktivitäten beider Seiten aufzählen?

Mir fällt auf einer Seite (der der Deutschen) nur die Bereitschaft ein, integrationswillige Migranten zu integrieren. Aus eigener Erfahrung funktioniert aber genau das bestens.
 
Und, was haben wir davon?
Sarrazins ganzen Gemüsehändler zahlen nicht ein, da selbstständig.
Du meinst, die sind nicht mal krankenversichert? Glaub ich nicht. Ich bin seit 1984 selbständig und seitdem Mitglied der DAK. Aber auch ne private Krankenversicherung ist ne Krankenversicherung.
Mir fällt auf einer Seite (der der Deutschen) nur die Bereitschaft ein, integrationswillige Migranten zu integrieren. Aus eigener Erfahrung funktioniert aber genau das bestens.
Leider nicht. Es gibt (zu)viele Deutsche, die nur nen ausländisch klingenden Namen hören müssen, um ne negative Einstellung zum Namensinhaber zu kriegen. Es geht halt nix über'n gut gepflegtes Vorurteil. Ist aber kein rein deutsches Phänomen. In den USA ist es schon lange verpönt, ein Paßbild bei der Bewerbung um nen Job mitzuschicken, weil man darauf ja sehen kann, ob der Bewerber Weißer, Schwarzer Asiate oder Hispanier ist.
 
Leider nicht. Es gibt (zu)viele Deutsche, die nur nen ausländisch klingenden Namen hören müssen, um ne negative Einstellung zum Namensinhaber zu kriegen.

Das mag sein und auch da kenne ich sogar Beispiele.
Allerdings sehe ich auch jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit die Kinder in unserem Ort, die in die KiTa gebracht werden.
Da laufen türkische Frauen mit Kopftüchern, schwarzen GI-Familien und deutschen Eltern zusammen und bringen die Kinder in die KiTa, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Würden sich die "Ausländer" nicht integrieren wollen [!] gäbe es solche Bilder nicht.

Mit Kollegen habe ich die selben Erfahrungen gemacht. Unsere montägliche Bowlingrunde bestand zuerst nur aus Deutschen. Mittlerweile ist es ein bunt gemischter Haufen aus Deutschen, Türken, Amerikanern, Exil-Palästinensern, Griechen, Ägyptern und Israelis inkl. ihrer Frauen bzw. Männer.
Solange sich Migranten nicht selbst in ihrer Kultur abschotten, was meiner Meinung nach noch zu häufig der Fall ist, funktioniert Integration von ganz allein.
 
Wichtig ist, daß man ne Sprache findet, in der man miteinander kommunizieren kann. Das muß - gerade, wenn jemand neu hier ist - nicht mal unbedingt Deutsch sein.

Ich hab mal mit nem Mädel, das mich interessiert hat (vor ca. 20 Jahren) an nem Abend in 5 Sprachen gesprochen. Immer, wenn wir mit der einen nicht weiterkamen, haben wir die nächste genommen. Zur Not halt auch mit Händen und Füßen!

Als Anfang der 80er die vietnamesischen Boat-People hier in die Stadt kamen, konnten die sogar Englisch nur radebrechend. Die haben sich aber auf den Hintern gehockt und gebüffelt. Mittlerweile arbeiten ihre Kinder ganz selbstverständlich bei McDonald's und/oder machen Abitur mit super Noten.

Freizeit-Veranstaltungen sämtlicher Arten sind ne super Integrationsmöglichkeit. Gehört aber auch von beiden Seiten der Wille dazu, zu integrieren.

Ich verlang doch von Ali, dem Moslem, nicht, daß er mit mir zusammen Schweineschnitzel ißt. Aber er kann doch wohl ruhig am Tisch sitzen bleiben und sein Kebab futtern, ohne mir gleich n Messer an die Kehle zu halten.

Genau wie's mich ankotzt, wenn Mehmet schon alle "Schlampen ohne Kopftuch" der Straße durchgevögelt hat, aber sein Messer zückt, wenn einer sich auch nur nach seiner Schwester umdreht. Das geht auch anders!
 
Und, was haben wir davon?
Sarrazins ganzen Gemüsehändler zahlen nicht ein, da selbstständig.
"Deutsche" Selbstständige zahlen ja auch nichts ein :D

Zu Ursachen möglicher Unterschiede ist auch noch nichts gesagt, das reicht bestimmt von mangelnder Schulbildung bis hin zu Diskriminierung im Job.
Dafür gibt es Destatis, da gibt zu Migranten einen 374 seitigen PDF-bericht mit allen Zahlen, die wir brauchen, von 2007:

Einwohner mit Schulabschluss: 65,7 Mio.
ohne Migrationshintergrund (oM): 55,9
mit Migrationshintergrund (mM): 9,8

Anteil Hauptschule bei oM: 43%, bei mM: 46%
Ergo: kein signifikanter Unterschied

Anteil ohne Schulabschluss bei oM: 2%, bei mM: 14%
deutlicher Unterschied, 1,4 Mio. mM haben keinen Schulabschluss.

Aber auch:
Abitur bei oM: 19%, bei mM: 25%
damit hätte ich nicht gerechnet

Von 1,3 Mio. Türken haben immerhine 150.000 Abitur gemacht.
Und jeder zweite Ukrainer in Deutschland hat Abitur.

Nur an der Schulbildung liegt das Problem also nicht unbedingt.

Von 6,1 Mio. "Lebensformen" (so bezeichnet Destatis Haushalte) mehr als die Hälfte ein Nettoeinkommen von mehr als 1.500 Euro hat. Das hält sich mit den oM in der Waage, dort sind es 18 Mio. von 34 Mio.

Gruss
Marty
 
Vielen Dank für die Zusammenfassung Marty.

Ich denke mal, dass weder Herr Sarrazin noch die öffentlichen Gegner diese Zahlen so genau kennen.

Die hohe Anzahl der Migranten ohne Schulabschluss werden wohl auch daraus resultieren, dass die erste Generation aus dem Heimatland keinen Schulabschluß mitgebracht hat (oder vll. nicht anerkannt bekommen hat - Ich denke hier auch noch an viele Frauen, die evtl. im Heimatland gar keine Möglichkeit hatten einen Abschluß zu machen).

Jedenfalls kann man nach diesen Zahlen wohl sagen, dass die Äußerungen von Herrn Sarrazin nicht nur selten dämlich im Hinblick auf die Öffentlichkeitswirkung waren, sondern auch inhaltlich kaum haltbar.
 
Die hohe Anzahl der Migranten ohne Schulabschluss werden wohl auch daraus resultieren, dass die erste Generation aus dem Heimatland keinen Schulabschluß mitgebracht hat (oder vll. nicht anerkannt bekommen hat - Ich denke hier auch noch an viele Frauen, die evtl. im Heimatland gar keine Möglichkeit hatten einen Abschluß zu machen).
Das habe ich mal nachgeschaut:

Während bei den über 65 -jährigen fast 30% keinen Schulabschluss haben, sinkt der Anteil über die Altersstuffen kontinuirlich, bei den 25-35 jährigen sind es weniger als 8%. Das könnte Deine Vermutung stüzen. Anteil Männer-Frauen ist aber in jeder Gruppe gleich, die Frauen sind also nicht der Grund (was ich auch vermutet hätte).

Deutlich zu sehen ist, dass der Bildungsgrad bei den in Deutschland Geborenen mit Migrationshintergund deutlich höher ist als bei den Eingereisten. Die eingereisten sind meist auch älter.

Klingt auch logisch: Als die Gastarbeiter in den 60ern noch kamen, hat keiner nach einem Schulabschluss gefragt. Und später nachgemacht hat den auch niemand. Die jüngere Generation unterliegt, so wie die Deutschen schon immer, einer Schulpflicht. Da ist der "Zwang" zum Abschluss schon deutlich höher, als er früher vielleicht in Ostanatolien oder Süditalien war.

Das Argument der Ungebildeten trifft also nur auf ältere Migranten zu, die heute in Rente sind oder kurz davor.

Es muss andere Gründe für den höheren Anteil Nichterwerbstätiger geben. Und für mich liegt das auch bei den Arbeitgebern begründet. Wenn ich mir diverse Verwaltungen anschauen, dann ist der Anteil an Migranten dort deutlich niedriger als in der Bevölkerung, obwohl es an der Bildung ja nicht liegen kann.

Marty
 
Womit wir dann in der Diskussion wären, ob es tatsächlich Chancengleichheit für alle gibt (geben kann).
 
Womit wir dann in der Diskussion wären, ob es tatsächlich Chancengleichheit für alle gibt (geben kann).

Sicher, kommerzhasi hat es ja richtig gesagt. Beide Seiten müssen etwas tun. Und die Seite der Arbeitgeber muss eben auch den Integrationswillen zeigen und die Menschen einstellen. Migranten geht es zur Zeit so wie vor 30 Jahren den Frauen. Sie haben den Stempel der Unfähigkeit, Unzuverlässigkeit und Unlust. Und Betriebe, wo ein hoher Anteil Migranten arbeitet, sagen eigentlich genau das Gegenteil.

Marty
 
Sehe ich im Grunde genauso und woran es noch hapert ist wohl im Post von Marty gut beschrieben. Aber gerade im Bemühen diese "Befindlichkeiten" zu reduzieren, sind natürlich Äußerungen wie die von Herrn Sarrazin ziemlich kontraproduktiv...
 
Wo liegt denn heute der Reiz für "nicht-ganz-schlecht-Verdienende", ein Kind zu bekommen? Beim Kindergeld sicher nicht.
Kinder sind doch keine Immobilie. Die macht man nicht aus Gewinnsucht. Kinder zeugt man (normalerweise) aus Liebe, weil man eine Familie gründen möchte.

Kurzes Googlen hat ca. 120.000 Euro Kosten pro Kind ergeben. Da ist das Kindergeld nicht mehr als nur ein kleiner Zuschuss.
Rechnen kannst du, ja? Etwa 60k Euro bekommt man für ein Kind in 18 Jahren. Wo ist das bitte in "kleiner Zuschuß"? :roll:
 
276 Euro ist der Hartz IV-Satz für ein Kind, 162 Euro das Kindergeld.

Von den 276 Euro müsste ein Kind komplett leben können, abzgl. Wohnung. Da nützt es nichts, dass das ein "grösserer" Zuschuss ist, der Rest muss ja auch woher kommen.
Sicher, und deshalb sollte man sich auch überlegen, ob man sich ein Kind leisten kann und nicht einfach wild drauf loszeugen.

Btw, als ich noch zu Hause gewohnt habe, hatten meine Schwester und ich insgesamt 98 Euro fürs Essen pro Monat und es hat sogar soweit gereicht, daß wir Weihnachten noch ein Spiel kaufen konnten. Ich habe nicht hungern müssen und es gab auch genügend Obst und Gemüse.