Mächtiger Hells Angels-Club in Hannover löst sich auf

Hannover (dpa) - Nach einer bundesweiten Serie von Razzien und einem diskutierten Verbot von Rockergruppen haben die Hells Angels ihren deutschlandweit tonangebenden Ortsclub in Hannover aufgelöst.

Das teilten die Polizei und Hannovers Hells Angels-Präsident Frank Hanebuth am Donnerstag mit. Der Norddeutsche Rundfunk hatte am Morgen darüber berichtet.

Angesichts des wachsenden Drucks hatten sich in den vergangenen Wochen bereits Hells Angels-Clubs in Berlin, Potsdam und Bremen aufgelöst, andere waren zuvor verboten worden. Das Gründen von Nachfolgeorganisationen aber schließt die Polizei nicht aus. In einem taktischen Zug könnten die Rocker in Hannover einem Vereinsverbot zuvorgekommen sein, um dessen Vermögen zu retten, hieß es.

«Die Möglichkeit gibt es, dass eine Nachfolgeorganisation geschaffen wird», sagte Hannovers Polizeipräsident Axel Brockmann. Auch könnten sich die hannoverschen Hells Angels-Mitglieder zu anderen Unterorganisationen hin orientieren. «Wir müssen die nächste Zeit abwarten, ob das ein Lippenbekenntnis ist oder ob das umgesetzt wird», sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes Niedersachsen (LKA), Frank Federau. «Wir müssen abwarten, wie sich die Strukturen entwickeln oder neu zusammensetzen.»

Hanebuth beteuerte, das Aus für den Rockerclub in Hannover sei definitiv. «Wir haben alle gemeinsam gesprochen. Wir haben den Charter geschlossen, das ist nicht die Frage. Der bleibt auch zu, das ist kein Trick, der wird nicht wieder eröffnet in ein paar Monaten», sagte Hannovers Hells Angels-Präsident der dpa.

«Es steht zu befürchten, dass manche ehemaligen Mitglieder in den Untergrund gehen, um dort neue Strukturen aufzubauen», erklärte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. «Das Geschäft mit Drogen, Waffen und Prostitution ist für viele Rocker immer noch zu lukrativ, als dass sie es von heute auf morgen aufgeben.» Vorsichtig sollte man jedoch weiter mit dem Verbot von Rockerclubs umgehen. «Die Typen werden nämlich eher dazu neigen, weiterhin ihren kriminellen Geschäften nachzugehen als einen Häkelclub zu gründen.» Eher müsse die Szene mit weiteren Razzien und harten Strafen abgeschreckt werden.

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bezeichnete die Auflösung der Hells Angels in Hannover als einen erfreulichen Erfolg des landes- und bundesweit abgestimmten Vorgehens der Behörden gegen die Gruppen. «In den letzten Wochen haben wir bundesweit einen enormen Druck auf die Rockergruppierungen ausgeübt.»

Der als bundesweiter Strippenzieher der Hells Angels geltende Hanebuth hatte sich Ende vergangenen Jahr aus Hannovers Rotlichtviertel zurückgezogen. Die Gefahr bestehe, dass andere kriminelle Organisationen versuchten, sich in bislang von den Hells Angels dominierte Bereiche hineinzudrängen, sagte Polizeipräsident Brockmann. Es habe in den vergangenen Monaten nach dem Ende der offensichtlichen Hells Angels-Präsenz im Rotlicht- und Ausgehviertel von Hannover allerdings keinerlei «Machtkämpfe im Milieu» oder Ähnliches gegeben. Die Polizei werde die Entwicklung in der Rockerszene und im Rotlichtmilieu genau beobachten.

Der von der Polizei als «überraschend» bezeichneten Auflösung war vor gut einem Monat eine spektakuläre, aber zunächst ergebnislose Razzia bei Hanebuth vorangegangen. Dazu waren Spezialkräfte der Antiterror-Einheit GSG9 per Hubschrauber angerückt. Kürzlich war der Hells Angels-Präsident zudem vor dem Kieler Landgericht von einem Ex-Rocker bezichtigt worden, einen Mord in Auftrag gegeben zu haben - sein Anwalt wies den Vorwurf zurück. In der vergangenen Woche hatte die Landesregierung angekündigt, ein Verbotsverfahren gegen die Hells Angels prüfen zu wollen.

Kriminalität / Rocker
28.06.2012 · 15:36 Uhr
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