Planet Deutschland - 300 Millionen Jahre

DVD / Blu-ray / Trailer :: IMDB (6,6)
Regie: Stefan Schneider
Darsteller: ?????
Laufzeit: 93min
FSK: ohne Altersbeschränkung
Genre: Dokumentation (Deutschland)
Verleih: Polyband
Filmstart: 02. Oktober 2014
Bewertung: n/a (0 Kommentare, 0 Votes)
Dies ist eine Reise durch ein kleines und doch so großes Land, eine Reise durch Zeit und Raum. Es ist die Reise unseres Landes selbst. Ein Land, das auf unserem Planeten schon viel unterwegs war. Einmal lag es sogar am Äquator. Eine abenteuerliche Reise durch das Deutschland von heute, gestern und vorgestern. Schwäbische Alb, 1909. Ein paar Kinder finden beim Spielen einen gigantischen, sehr alten Knochen – ein Beweis dafür, dass auch in Deutschland einmal urzeitliche Wesen gelebt haben müssen. Dieser Knochen gehörte einem im wahrsten Sinne des Wortes sagenhaften Geschöpf. Die Schwäbische Alb vor 200 Millionen Jahren. Die Trias, das Zeitalter der Saurier ist angebrochen. Die nächsten 150 Millionen Jahre werden sie den Ton angeben. Unter ihnen sind auch die Plateosaurier, die im Vergleich zu ihren späteren Verwandten Leichtgewichte sind. Und doch sind die großen Pflanzenfresser zu schwer für den feuchten Schlamm. Später werden so viele von ihnen gefunden, dass sie den Beinamen „schwäbischer Lindwurm“ erhalten. Doch der Knochen, den die Kinder ausgegraben haben, war nur die Spitze des Eisbergs. Denn in Schwaben nimmt die Geschichte der Dinosaurier ihren Anfang. Dazu ist es notwendig, noch einmal einen Schritt zurück zu gehen. Vor etwa vier Milliarden Jahren ist die Erde ein glühender Feuerball. Vom so genannten Blauen Planeten ist sie noch weit entfernt. Nach und nach kühlt der Feuerball ab und Flüsse, Seen und Ozeane beginnen sich zu füllen. Als sich die ersten Gesteine unseres Landes aus dem Meer erheben, liegt Deutschland noch Tausende Kilometer weiter südlich – am Äquator. Das Ruhrgebiet vor 300 Millionen Jahren. Diese Zeit nennt man das Karbon. Im Wald herrscht eine merkwürdige Stimmung, es gibt noch keine Vögel. Das Klima ist warm und feucht. Die Wachstumsbedingungen sind optimal. Die Farnbäume schießen bis zu 20 Meter in die Höhe, es gibt Sauerstoff im Überfluss. Riesentausendfüßler werden bis zu zwei Meter lang. Riesenmolche betreten als erste Wirbeltiere festen Boden. Innerhalb von ein paar Millionen Jahren haben sie Beine und Lungen entwickelt. Zum ersten Mal erheben sich Tiere auch in die Lüfte. Riesenlibellen mit der Flügelspannweite einer Taube erobern den Luftraum. Ihre vier einzeln steuerbaren Flügel machen sie zu präzisen Jägern. Die Pflanzen, die das Land erobert haben, produzieren große Mengen an Sauerstoff. Ein einziges Gewitter genügt, um die Wälder zu entzünden. Die tropischen Wälder binden Kohlenstoff aus der Luft und speichern ihn über viele Millionen Jahre. Immer wieder werden sie von Meeren überschwemmt, mit Sand und Ton überdeckt. Vom Sauerstoff abgeschlossen verrotten, die Pflanzen nicht. Aus ihnen wird erst Torf, dann Braunkohle und schließlich Steinkohle. Vor 700 Jahren beginnt man im Ruhrgebiet Kohle zu fördern. Der Hunger nach Energie führt dazu, dass der Boden unter den Städten von Gängen und Stollen durchlöchert wird. Jahrhunderte lang hat der Steinkohlebergbau diese Region geprägt. Jetzt ist seine Zeit fast abgelaufen. Aber zurück bleiben die feinen Umrisse, die Farnblätter und Libellen im Gestein hinterlassen haben. Die Prachtlibellen von heute sind im Vergleich zu ihren riesigen Vorfahren Zwerge. Ihr Bauplan jedoch hat sich über Jahrmillionen kaum verändert. Auch die Nachfolger der Riesenmolche haben sich nicht neu erfunden, sie verbringen ihre Kindheit immer noch durch Kiemen atmend im Wasser. Später wachsen den Fröschen Beine und Lungen, sie können an Land. Es ist fast so als würden wir der Evolution im Zeitraffer zusehen. Unsere heutigen Wälder sind ebenso wie die Libellen geschrumpft. An den Platz der Farnbäume sind neue Arten getreten – vor allem Fichten, Buchen und Eichen bedecken das Land. Dieses Meer aus Bäumen wirkt auf den ersten Blick leer und monoton. Und doch steckt es voller Leben und Überraschungen – es tummeln sich hier Wildschweine, Rehe, Störche und unzählige andere Lebewesen. In den Niederungen erstrecken sich Auwälder, Buchenwälder sind es auf den Rücken der Mittelgebirge, und Nadelforste überziehen die Höhenlagen. Doch so unberührt diese Wälder auch erscheinen, sie sind längst keine Wildnis mehr. Hier bestimmten Forstwirtschaft und Jagd das Gesicht der Natur. Mancherorts ist der Traum vom Urwald jedoch zum Albtraum geworden. Seit Jahrhunderten steigt aus Schornsteinen und Kaminen der in den Karbonwäldern gespeicherte Kohlenstoff zurück in die Atmosphäre und befeuert den Klimawandel. Zugleich sind dort, wo Fichte an Fichte gepflanzt wurde, empfindliche Waldplantagen entstanden. Schädlinge haben hier leichtes Spiel. Die gefräßigen Borkenkäfer gehen im Nationalpark Bayerischer Wald in aller Ruhe ihrem zerstörerischen Werk nach. Einer biblischen Plage gleich fallen die Insekten über den Fichtenwald her und legen ihre Eier ab. Wenn die Jungen schlüpfen, beginnt das große Fressen. Solange bis die Larve zum Käfer wird und selbst zum nächsten Baum auf Reisen geht. In allem Ende steckt jedoch ein neuer Anfang. Ohne jede gute Absicht zwar leistet der Schädling Geburtshilfe für einen neuen wilderen und bunteren Wald. Und Pilze zersetzen den sterbenden Wald für den Urwald der Zukunft. Mit bloßem Auge erkennen wir nicht einmal das Wachstum der Pilze, die innerhalb nur weniger Tage aus dem Boden schießen. Erst recht begreifen wir nur schwer, wie Leben sich langsam in Stein verwandelt. Was nach Stillstand aussieht, ist in Wahrheit stetiger Wandel. Ganze Kontinente wandern, Tier- und Pflanzenarten verschwinden und hinterlassen neue. Doch die Zeiträume sind für uns so gewaltig, dass wir das Ausmaß der Veränderung nur erahnen können. In einem Steinbruch in Bayern werden Spuren der Urzeit freigelegt. In den Schichten finden sich immer wieder stumme Zeugen aus einer anderen Zeit. Die Region lag damals am Rande eines Meeres, flache Lagunen säumten die Ufer. Unter Wasser zogen sich Korallenriffe entlang der Küste. Oberhalb der Wasserlinie aber wird es in Bayern unruhig. Bayern vor 152 Millionen Jahren. Willkommen im Jurassic Park Deutschlands. Im Zeitalter des Jura haben die Saurier den Planeten fest in ihrer Hand. Geschickte Flieger, schnelle Räuber und gepanzerte Riesen – fast jede Nische, fast jeden Lebensraum haben sie erobert. Auf den Inseln des heutigen Bayerns leben flinke Raubsaurier wie dieser Compsognathus, der gerne die kleinere Verwandtschaft frisst. Aus dieser wilden Zeit stammt ein seltsames Geschöpf mit Krallen besetzten Fingern und einem langen knöchernen Schwanz – Archaeopteryx. Die erste Spur des Urzeitvogels entdeckte man im Jahre 1860 in einem Solnhofener Kalksteinbruch: eine Feder. Ein Jahr später findet man das erste versteinerte Skelett – ein Saurier, aber mit Federn wie ein Vogel. Die Fossilien, die ans Licht kommen, werfen neue Fragen auf. Charles Darwin hat gerade seine Theorie über die Entstehung der Arten veröffentlicht. Prompt gerät das seltsame Fossil zwischen alle Fronten. Den einen dient es – zu recht – als Beweisstück für die Abstammung der Vögel von den Dinosauriern. Für andere ist es nur eine exotische Sonderform, keinesfalls aber ein Missing Link. Sie irren. Und jeder Fund kann für neue Überraschungen sorgen. Womit kaum jemand gerechnet hat: Archaeopteryx war nicht der erste Dino im Federkleid. Der kleine Compsognathus ist offenbar ein weiteres Bindeglied zwischen den frühen Sauriern und unseren heutigen Vögeln. Der Steinadler, der oben in den Bergen Ausschau nach Beute hält, ist ebenso wie Amsel und Spatz ein Nachkomme der Dinosaurier. Der Lebensraum des Adlers wirkt zerfurcht, voller Falten und Risse, von der Zeit gezeichnet. Uralt. Der Eindruck täuscht. Die Alpen sind ein vergleichsweise junges Gebirge. Was heute über die Wolken hinausragt, lag vor gerade einmal 200 Millionen Jahren noch unter Wasser. Fossile Muscheln sind Zeugen dieser Vergangenheit. Die schroffe Bergwelt ist die Folge der Kollision zweier Kontinente. Hier presst sich von Süden Afrika gegen Europa. Unendlich langsam zersplittert die Erdkruste, faltet sich auf, schiebt sich übereinander. Aus dem Grund eines Ur-Ozeans wachsen so die Kalkalpen in die Höhe. Der Ur-Ozean ist zu Felsen erstarrt. Die Wanderung der Kontinente schafft langsam, aber unaufhörlich neuen Lebensraum, wo sie alten vernichtet. Aus Meeren werden Gebirge, tropische Küsten verwandeln sich in Nadelwälder. Die abenteuerliche Reise durch Deutschland führt schließlich weiter in die Berchtesgadener Alpen, unter denen sich tausend Meter dicke Salzschichten befinden, abgelagert von den Meeren, die sich einst dort befanden und nach und nach verdunstet sind. Weiter geht es den Rhein entlang zum Rheingraben, wo die Erdkruste sehr dünn ist und sich auf erloschenen Vulkanen das Leben entfaltet. Staunend steht man außerdem vor der Grube Messel, die inzwischen Weltkulturerbe ist, wo in einer dicken Ölschieferschicht Pflanzen und Tiere über Millionen von Jahren konserviert wurden. Ungläubig wohnt man der Entstehung der Säugetiere bei, die vor etwa 65 Millionen Jahren das Kommando von den Sauriern übernahmen. Und wenn der Arbeiter Daniel Hartmann im Jahre 1907 in einer Sandgrube den Unterkiefer des Homo Heidelbergensis findet und somit den ersten deutschen Menschen entdeckt, ist diese faszinierende Zeitreise durch unseren Planeten Deutschland noch lange nicht zu Ende…

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