Zwei Milizführer vor internationalem Gericht: Urteil erwartet
Im renommierten Internationalen Strafgerichtshof steht das Verfahren gegen Patrice-Edouard Ngaissona und Alfred Yekatom kurz vor dem Abschluss. Die Anklage fordert die Richter eindringlich auf, die beiden Angeklagten für ihre führende Rolle in den christlich dominierten Milizen während der Angriffe auf Muslime in der Zentralafrikanischen Republik in den Jahren 2013 und 2014 in vollem Umfang schuldig zu sprechen.
In ihren Argumenten unterstreichen die Ankläger, dass über jeden vernünftigen Zweifel hinaus bewiesen sei, dass Ngaissona und Yekatom eine gewaltsame Kampagne gegen muslimische Zivilisten geleitet haben. Dies mache sie der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig, so die Anklage. Beide Angeklagten jedoch plädierten zu Beginn ihres Prozesses 2021 auf nicht schuldig.
Der Hauptankläger Kweku Vanderpuye wies die Verteidigungsstrategie entschieden zurück, die versuchte, Ngaissona als Friedensstifter darzustellen. Er beschrieb den ehemaligen Fußballfunktionär vielmehr als langjährigen Anführer der zumeist christlichen "anti-Balaka"-Miliz. Yekatom, mit dem Spitznamen "Rambo", soll rund 3.000 Milizmitglieder befehligt haben und galt laut Anklage sogar in den eigenen Reihen als gefürchtet.
Dies verstärkte sich durch Berichte, dass er persönlich drei seiner Kämpfer als Verräter hingerichtet habe. Die anti-Balaka-Miliz entstand 2013 in Reaktion auf monatelange Ausschreitungen und Morde durch zumeist muslimische Seleka-Rebellen, die im März desselben Jahres die Macht ergriffen hatten. Der Internationale Strafgerichtshof untersucht seit Mai 2014 die anhaltende Gewalt in der Region.
Neben dem aktuellen Verfahren läuft ein weiteres gegen einen führenden Seleka-Anführer. Vor kurzem erließ das ICC einen Haftbefehl gegen einen anderen christlichen Milizführer.

