«Zutiefst enttäuscht»: Schumachers Körper sagt Nein

Stuttgart (dpa) - Schwerer Nackenschlag für Ferrari und die Formel 1: Rekord-Weltmeister Michael Schumacher hat sein geplantes Comeback aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. «Ich bin zutiefst enttäuscht», bekannte der 40-Jährige auf seiner Internetseite.

Der Körper des Kerpeners spielte nicht mit, die Spätfolgen einer Nackenverletzung nach einem schweren Motorrad-Unfall im Februar verhindern seinen Start beim Großen Preis von Valencia am 23. August. «Ich habe absolut alles versucht, dieses Comeback auf Zeit möglich zu machen, aber zu meinem größten Bedauern klappt es nicht», schrieb Schumacher.

Der siebenmalige Champion enthüllte genau ein halbes Jahr nach dem Horror-Crash im spanischen Cartagena nun auch das tatsächliche Ausmaß seiner Verletzungen. Er habe sich damals «Brüche im Bereich Kopf und Hals» zugezogen, verriet er. «Es war der schwerste Unfall, den Michael in seiner Motorsportkarriere hatte», sagte sein Manager Willi Weber. Schumachers Sprecherin Sabine Kehm erklärte im Fernsehsender N24, dass es auch «Verletzungen an einer Arterie» gegeben habe.

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, den Schumacher am Abend des 10. August informiert hatte, reagierte enttäuscht: «Ich bin sehr unglücklich darüber, dass dieses Problem bedeutet, dass Michael nicht wieder Rennen fahren kann.» Nun solle der 38 Jahre alte Testfahrer Luca Badoer, der in seinen bislang 49 Formel-1-Rennen punktlos blieb und zuletzt vor knapp zehn Jahren bei einem Grand Prix startete, das Auto des in Ungarn verunglückten Massa übernehmen.

Bruder Ralf und sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel bestärkten Schumacher in seinem Entschluss. «Sehr schade für alle, die sich auf Michaels Comeback gefreut hatten, aber die Entscheidung ist rundherum zu akzeptieren», befand Ralf Schumacher. «Ich finde es richtig, dass er keine unnötigen Risiken eingegangen ist. Er hat Familie und Kinder. Es gibt bestimmt noch andere schöne Sachen», urteilte CDU-Politikerin Merkel in einem Video-Live-Chat auf der RTL-Internetseite. Sogar Fußball-Bundestrainer Joachim Löw meldete sich aus dem fernen Baku zu Wort: «Er wird seine Gründe haben. Es ist schade.»

«Ein Schock!», jammerte hingegen die «Gazzetta dello Sport» in ihrer Online-Ausgabe. «Niente Schumi» (Nix wird's mit Schumi), stellte «Tuttosport» fest. Am 12. August will sich Schumacher bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Genf erklären. Auch der Chefarzt der Sportklinik Bad Nauheim, Johannes Peil, sowie Manager Weber stellen sich in einem Hotel den Fragen.

Vergeblich hatte sich Schumacher gemüht, Ferrari nach knapp dreijähriger Rennpause als Helfer in der Not noch einmal zu Diensten zu sein. «Mir tut es wahnsinnig leid für die Jungs bei Ferrari und all die Fans, die mir die Daumen gedrückt haben», erklärte die Grand-Prix-Legende. Er habe alles getan, was in seiner Macht stehe. Sein lädierter Nacken könne jedoch «den extremen Belastungen der Formel 1 nicht standhalten». Die Nachwirkungen des Motorrad-Unfalls vom 11. Februar seien «leider noch immer zu schwer», räumte der 91-malige Grand-Prix-Sieger ein.

Eigentlich wollte Schumacher erneut mit einem zwei Jahre alten Scuderia-Boliden weitere Testrunden auf der Hausstrecke der Italiener in Mugello drehen. Doch die Beschwerden waren zu groß. «Schumi» zog daher den geplanten Abschluss-Check seiner Ärzte vor - und musste danach Ferrari absagen. «Die Schmerzen im Nacken, die nach dem privaten F1-Tag in Mugello auftraten, haben wir leider nicht in den Griff bekommen - auch wenn wir alles versucht haben, was medizinisch und therapeutisch machbar ist», erklärte er auf seiner Homepage.

Seine Nachfolger in der Königsklasse müssen nun auf das Duell mit dem Idol verzichten. «Michael wird wissen, was er macht», meinte Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel. «Wir alle haben uns auf ihn gefreut. Er ist aber ein Profi und macht keine Kompromisse», sagte Force-India- Pilot Adrian Sutil. Titelverteidiger Lewis Hamilton bedauerte die verpasste Chance auf ein Kräftemessen. «Es wären eine Ehre und ein Privileg gewesen, gegen ihn zu fahren», sagte der Brite.

Der Formel 1 geht damit auch das erhoffte Mega-Geschäft mit dem Comeback des Superstars verloren. Manager Weber hatte schon eine neue Fanartikel-Serie geplant, die Rennstrecken rechneten mit einem Zuschauer-Boom. «Das ist natürlich keine gute Nachricht», stellte ein Sprecher des Rennstreckenbetreibers in Valencia ernüchtert fest. «Für mich ist eine Welt zusammengebrochen», klagte der Vize-Chef des Kerpener Michael-Schumacher-Fanclubs, Reiner Ferling.

Aus Verbundenheit zu dem Traditions-Rennstall hatte sich Ferrari-Berater Schumacher bereiterklärt, das Cockpit seines Freundes Massa zu übernehmen. Der Brasilianer war bei der Qualifikation zum Großen Preis von Ungarn am 25. Juli verunglückt und fällt vorerst aus. Doch Schumachers Schufterei im privaten Fitness-Studio, im Kart und im Ferrari-Modell von 2007 blieb vergebens. «Ich wäre gerne für Felipe eingesprungen. Jetzt bleibt mir nur, dem gesamten Team die Daumen für die nächsten Rennen zu drücken», teilte er mit.

Motorsport / Formel 1 / Schumacher
11.08.2009 · 17:55 Uhr
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