Zinsperspektive im Euro-Raum: EZB-Leitzinssenkung im Juni in Aussicht
In einer Zeit, in der sich die Inflationsraten im Euroraum rückläufig entwickeln, zeichnet sich nach Aussage von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel eine mögliche Wende in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Bei einer sorgfältigen Analyse der vorliegenden Wirtschaftsdaten könnte ein Schritt hin zu niedrigeren Leitzinsen bereits im Juni dieses Jahres wohlüberlegt sein, sofern die Wirtschaftsdaten eine gemäßigte Preissteigerung prognostizieren lassen, die im Einklang mit dem mittelfristigen Inflationsziel von zwei Prozent steht. Dies betonte der Bundesbank-Präsident am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds in der US-Hauptstadt.
Nagel, der zugleich Mitglied im Rat der EZB ist, erklärte jedoch, dass Spekulationen über Zinssenkungen, die über den Juni hinausgehen, zu diesem Zeitpunkt verfrüht seien. Darüber hinaus bezeichnete er ein erneutes Absinken der Zinsen in den Bereich der Null- oder gar Negativwerte als äußerst unwahrscheinlich angesichts der aktuellen Prognosen.
Die EZB hatte als Reaktion auf die durch den Krieg in der Ukraine angetriebenen Rekordinflation eine Serie von zehn aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen vorgenommen. Doch in einer bemerkenswerten Abkehr von diesem Kurs entschied die Zentralbank bei den letzten fünf Treffen, die Zinsen unverändert zu lassen. Dieser Schritt reflektierte die stärker als erwartet abgeschwächte Inflationslage im Währungsraum.
Dennoch gab Nagel zu bedenken, dass in Bezug auf die Inflationsraten Vorsicht geboten sei. Man dürfe nicht zu voreilig in eine euphorische Stimmung verfallen, da man in den kommenden Monaten mit Schwankungen rechnen müsse. Trotzdem bewertete er die Gesamtentwicklung positiv und zeigte sich hoffnungsvoll über den aktuellen Trend der Inflationsraten. (eulerpool-AFX)