Zentralrat: Broder-Kandidatur «lustige Fantasie»
Broder müsste erst über einen Landesverband oder eine Gemeinde in den Zentralrat delegiert werden, um überhaupt eine Chance auf den Spitzenposten zu haben, sagte Vizepräsident Dieter Graumann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. In einem Beitrag für den «Tagesspiegel» hatte Broder verkündet, dass er Nachfolger von Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch werden wolle.
«Als Präsident des Zentralrates wäre Broder eine fulminante Fehlbesetzung. Provokation ist seine Passion und Profession», sagte Graumann. Broder sei ein begnadeter Provokateur, ihm fehlten aber die Eigenschaften für die Position eines Zentralratspräsidenten. «Auf einer Liste der am wenigsten geeigneten Personen steht bei mir Broder ziemlich vorne.»
In dem Zeitungsbeitrag hatte Broder geschrieben, der Zentralrat befinde sich in einem «erbärmlichen Zustand». Die Verbandsspitze trete «als Reue-Entgegennahme-Instanz auf» und sei von «kleinkariertem Größenwahn» befallen. «Es kann nicht die Aufgabe des Zentralrates sein, sich als das gute Gewissen Deutschlands aufzuführen.» Als Präsident wolle er sich dafür einsetzen, dass die Holocaust-Leugnung nicht mehr strafbar ist. Er würde auch die Beziehungen zu jenen Moslems suchen, die für eine strikte Trennung von Staat und Gesellschaft eintreten.
Graumann sagte dazu, Broder habe jede Chance angehört, «aber keine Chance Präsident zu werden». Dafür müsste er sich erst einmal in der jüdischen Gemeindearbeit engagieren.