Zeiss VR One – Virtual Reality für Jedermann?

Virtual Reality war eines der größten Themen der gamescom – und mit Zeiss VR One buhlte auch ein Marktteilnehmer, den man zwischen Oculus, HTC, Sony und Co bislang kaum wahrgenommen hat, um die Aufmerksamkeit der Zocker.

Und das obwohl Optikhersteller Zeiss sein VR One schon vor einem halben Jahr auf den Markt brachte. Spricht das für eine minderwertige Qualität – oder für einen unentdeckten Underdog?

Anders als Oculus Rift oder HTC Vive komt das VR One ohne Kabelage und PC aus: Stattdessen bedient man sich Googles Cardboard-Architektur, die darauf aufbaut, dass ein kompatibles Smartphone hinter die Linse geschoben wird. Anders als die self-made VR-Geräte für 10€ setzt Zeiss hierbei nicht auf billige Pappe, sondern auf hochwertigere Komponenten aus Plastik. Inbesondere auf die verbauten Linsen, die von dem immensen Erfahrungsschatz des Optikkonzerns profitieren sollen, legt man großen Wert. Während Smartphone-basierte VR-Headsets in der Regel an dieser Stelle ihren Schwachpunkt offenbaren und Linsen verwenden, die das Bild an den Rändern deutlich verzerren, soll beim Zeiss VR One alles glasklar bleiben. Da die verwendeten Linsen zudem größer sind als bei anderen VR-Headsets sei auch eine manuelle Adjustierung des Abstands der Linsen nicht notwendig. Ob dieses Versprechen in der Praxis tatsächlich eingehalten wird, konnten wir nach unserer kurzen Demorunde jedoch nicht abschließend beurteilen.

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Das Smartphone wird einfach hineingeschoben.

Die Plastikschublade soll das eingelegte Smartphone einerseits schützen, aber auch dafür sorgen, dass das Display bei der Nutzung des VR Ones nicht verwackelt. Offiziell werden derzeit jedoch nur drei Smartphone-Modelle unterstützt: iPhone 6, Samsung Galaxy S5 sowie S6.

Wer das Handy seiner Wahl nicht in der kleinen Auflistung wiederfindet, kann auf Schablonen zurückgreifen, die Zeiss in Zusammenarbeit mit der Community zur Verfügung stellt. Zeiss setzt hierbei auf ein open-source-artiges Modell, bei welchem enthusiastische Kunden ihre eigenen Schablonen für ihr Wunsch-Smartphone erstellen und diese anschließend an Zeiss senden können. Nachdem die erstellte Vorlage einem Qualitätscheck unterzogen wurde, wird diese zum Download bereit gestellt und kann von Interessierten heruntergeladen und ausgedruckt werden – ein Hoch auf denjenigen, der einen 3D-Drucker sein Eigen nennt.

Zeiss sieht in der Cardboard-Architektur die Zukunft der Virtual Reality. Schließlich sind die Eintrittshürden denkbar niedrig: Wird ein Oculus Rift voraussichtlich mit 300€ bis 400€ zu Buche schlagen und obendrein auch noch einen äußerst potenten PC benötigen, kostet ein Zeiss VR One nur knapp 150€ – und das passende Smartphone besitzt man im Idealfall ohnehin bereits. Auch die lästige Bindung an einen PC umgeht man somit – Virtual Reality wird im wahrsten Sinne des Wortes mobil.

Natürlich bringt dies aber auch Nachteile mit sich: Die Rechenkraft moderner Smartphones reicht noch nicht aus, um komplexe 3D-Spiele in VR zu realisieren – besonders nicht zu den ultraflüssigen Bildwiederholraten, die für ein VR-Erlebnis ohne Übelkeit notwendig sind.

Design: Simpel und schick.

Design: Simpel und schick.

Unser Zeiss-Kontakt beteuert zwar, dass viele VR-Entwickler derzeit fieberhaft ihre Projekte Cardboard-fähig machen – nach zwei Jahren möchte man schließlich endlich Geld verdienen – doch ein Blick in den App Store und auf Google Play erweckt noch einen etwas ernüchternden Eindruck. Wer auf komplexe 3D-Spiele hofft, wird mit der Smartphone-Lösung – noch – nicht ganz glücklich.

Doch vielleicht sind es nicht Spiele, sondern Anwendungen, die VR One mit Sinn füllen. Uns wurde eine Hotel-App vorgeführt, in welcher wir uns ein 360-Grad-Foto eines Hotelzimmers ansehen konnten und mittels Hotspots von Raum zu Raum springen konnten. So soll man in Zukunft bereits im heimischen Wohnzimmer einen guten Eindruck davon erhalten, was einem im Urlaub erwarten wird.

Auch 360-Grad-Videos seien ein aufstrebender Markt. YouTube bietet seit einem knappen Monat 360-Grad-Videos, die auch mit dem VR One kompatibel sein sollen. So kann man schon heute einen virtuellen Rundgang durch Nintendos E3-Booth wagen oder aber auf dem Rücken eines Greif durch die Welt von Warcrafts Azeroth fliegen. Auch einige namhafte Regisseure haben unlängst Interesse an VR-Filmen geäußert, in welchen der Zuschauer sich noch intensiver mit dem Geschehen verbunden fühlen soll. Auch Oculus investiert derzeit verstärkt in dieses Segment.

Ein Blick auf die Linsen.

Ein Blick auf die Linsen.

Cooles Feature des Zeiss VR: Da die Vorderseite des Geräts für Infrarotkameras durchlässig ist, sind auch AR-Anwendungen möglich, die die reale Welt um virtuelle Objekte erweitern. In einer kurzen Demo konnten wir bspw. eine Action-Heldin beobachten, die mit ihren Knarren wild umher ballerte.

Wer sich für die 200€ teure Version des VR One entschließt, bekommt obendrein einen kleinen Roboter auf Rollen spendiert, der mit einer Kamera ausgestattet ist. Setzt man sich nun das Zeiss VR One über den Kopf, sieht man die Umgebung aus dem Blickwinkel des Roboters – und kann ihn per Kopfbewegungen steuern. So kann man einen Hindernisparcours absolvieren, ein Wettrennen mit einem Freund wagen oder einfach nur die gewohnte Umgebung aus einem neuen Blickwinkel inspizieren.

Zeiss VR One: VR für Jedermann?

Zeiss’ erster Gehversuch im VR-Sektor besticht somit vor allem mit einem günstigen Preis und einer sehr guten Alltagstauglichkeit. Unnötige Kabel und teure Rechner verschwinden, stattdessen reichen das vergleichsweise günstige HMD sowie ein modernes Smartphone bereits aus, um eine kompetente VR-Erfahrung zu genießen. Für VR-Einsteiger, die eine hohe Invesitition scheuen, aber trotzdem mit dem Wunder der virtuellen Welt experimentieren möchten, könnte das Zeiss VR One somit genau das richtige sein. Für diejenigen, die auch komplexere Spiele spielen möchten, ist es allerdings vielleicht ratsam Oculus Rift, HTC Vive und Co. abzuwarten.

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Gaming
[next-gamer.de] · 11.08.2015 · 14:13 Uhr
[2 Kommentare]
 
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