Wut auf Steueramt: Selbstmörder fliegt in US-Bürohaus
13 weitere Büroangestellte wurden zum Teil schwer verletzt, als die Maschine des Todespiloten in einem Feuerball aufging. Er hatte in einem Abschiedsbrief seinen Hass auf die Steuerbehörde (IRS) ausgedrückt.
Die Büroangestellten des siebenstöckigen Gebäudes trauten ihren Augen nicht. Als sie gegen 10 Uhr Ortszeit (17.00 MEZ) ein blau-weißes Kleinflugzeug auf sich zurasen sahen, dachten viele an einen Terrorakt. «Es sah aus, als ob das Flugzeug direkt in mein Fenster fliegt», sagte der Finanzbeamte William Winnie der Zeitung «Austin Statesman». Kurz vor dem Einschlag habe die Maschine dann abgedreht und sei in ein unteres Stockwerk gerast. Die dann folgende Explosion habe das ganze Gebäude erschüttert. «Es war wie eine Bombe», sagte Finanzbeamtin Peggy Walker. «Die Decke kam runter und die Fernster zerbarsten.» In Panik stürmten die Büroangestellten ins Freie. Helfer schlugen von außen Fenster ein, um die teils eingeschlossenen Menschen zu befreien.
Aus dem brennenden Gebäude stieg dicker schwarzer Rauch auf. In der Außenmauer des zweiten Stockes klaffte ein riesiges Loch. Während die Feuerwehr den Brand binnen eineinhalb Stunden unter Kontrolle hatte, stiegen zwei Kampfflugzeuge in den Himmel. Obwohl sich sowohl das Weiße Haus als auch das US-Heimatschutzministerium beeilten zu erklären, dass sie keinen Terrorakt vermuteten, hatte das Pentagon zwei F-16-Jets aktiviert. Sie sollten für alle Fälle den Luftraum sichern, bis die Lage geklärt war.
Doch die Ermittler waren dem Todespiloten schnell auf die Spur. Er wurde als Joseph Stack identifiziert - jener Joseph Stack, der kurz vor dem herbeigeführten Flugzeugcrash rund zehn Kilometer weiter sein Wohnhaus in Flammen gesteckt hatte. Als die Rettungskräfte an dem Backsteinhaus in einem grünen Mittelklasse-Viertel eingetroffen waren, fehlte vom Hausbesitzer bereits jede Spur. Er war schon auf dem Weg zum nahe gelegenen «Georgetown Municipal Airport», wo seine Maschine vom Typ Piper Cherokee PA-28 stand. Wenige Minuten später lenkte Stack sie auf den zweiten Stock des IRS-Gebäude zu.
Was ihn dazu gebracht hat, konnten die Fahnder sich schnell zusammenreimen: Stack hatte auf seiner Webseite eine sechsseitige Hasstirade hinterlassen. Darin drückt er seine Wut über alles und jeden aus - vor allem aber auf die IRS. «Zeiten der Verzweiflung fordern verzweifelte Taten», schreibt Stack, den seine Freunde in US-Medien als warmherzigen, umgänglichen Menschen charakterisierten, der niemals aus der Ruhe zu bringen war und Bassgitarre in einer Rockband spielte.
Der 53-jährige Computerfachmann hatte bereits zwei unternehmerische Bruchlandungen in Kalifornien hinter sich. Dabei gab es viel Ärger mit den Steuerbehörden. In seinem Abschiedsbrief zieht Stack die Konsequenz: «Gewalt ist nicht nur die Antwort, sie ist die einzige Antwort.»