Wie Marokko den Ansturm auf die Grenze blockiert – und was Europa jetzt tun muss
Es war wie ein Schachzug, der von vornherein zum Scheitern verurteilt war: Dutzende Migranten, angelockt durch Aufrufe in sozialen Netzwerken, versammelten sich auf einem Hügel, direkt an der Grenze zur spanischen Exklave Ceuta.
Das Ziel: Europa. Doch Marokko hatte seine Sicherheitskräfte längst positioniert. Als die Migranten versuchten, die Grenze zu stürmen, hagelte es keine Chancen, sondern Steine. Einmal mehr zeigte sich, dass die Außengrenzen Europas härter geworden sind – und die Migranten verzweifelter.
Marokkanische Sicherheitskräfte haben in den vergangenen Tagen immer wieder solche Versuche vereitelt. Eine Szene, die sich beinahe wie ein Endlosfilm abspielt.
„Die Behörden haben mehrere Kontrollpunkte auf den Straßen eingerichtet“, erklärt Mohammed Ben Aissa, ein lokaler Menschenrechtsaktivist.
Junge Männer, viele aus Marokko selbst, einige aus anderen Teilen Afrikas, wurden kurzerhand in Bussen weggebracht. Ceuta und Melilla, die beiden spanischen Exklaven, bleiben die letzten Schlupflöcher Europas auf dem afrikanischen Kontinent – und gleichzeitig die gefährlichsten Grenzübergänge.
Zwei Welten treffen aufeinander
Wenn man die Lage nüchtern betrachtet, trifft hier zweierlei aufeinander: Auf der einen Seite stehen die Migranten, die alles riskieren, um nach Europa zu gelangen. Auf der anderen Seite die marokkanischen und spanischen Sicherheitskräfte, die seit Jahren versuchen, diese verzweifelten Versuche abzuwehren. Doch was motiviert die Menschen, diese gefährliche Reise überhaupt anzutreten?
Die Antwort ist einfach: Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres Leben, weg von Armut und Perspektivlosigkeit. Für die meisten jungen Männer, die den Versuch wagen, ist Europa ein Traum.
Doch der Traum kollidiert hart mit der Realität an den Grenzen. Im letzten Jahr haben marokkanische Behörden nach eigenen Angaben mehr als 45.000 Menschen daran gehindert, illegal nach Europa zu gelangen. Die Zahl zeigt: Der Druck auf die Grenze ist enorm.
Der gefährliche Weg über den Atlantik
Und wenn es an der Küste nicht klappt, weichen viele auf andere, riskantere Routen aus. Die Atlantikroute zu den Kanarischen Inseln gilt mittlerweile als die tödlichste Strecke.
Dutzende Menschen sterben jedes Jahr auf dieser Route, oft in seeuntauglichen Booten. Und trotzdem wagen immer mehr Migranten diese Reise, weil die Wege über Ceuta und Melilla so stark überwacht werden.
Ein Beispiel, das zeigt, wie weit die Verzweiflung reicht: Ende August nutzten einige Migranten dichten Nebel, um schwimmend nach Ceuta zu gelangen. Viele von ihnen wurden noch im Wasser oder am Strand abgefangen, doch das Risiko schreckt niemanden ab. „Wir haben das mit Marokko gut im Griff“, meinte ein Sprecher der Guardia Civil in Ceuta fast lapidar.
Europas Zwickmühle
Was nun? Europa steht vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits will die EU die illegale Migration stoppen, andererseits gibt es keine einfachen Lösungen für das Problem. Klar ist: Die Zusammenarbeit mit Marokko hat bisher einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Migrationsströme zu regulieren. Doch das reicht längst nicht aus.
Immer wieder diskutiert die EU über ein gemeinsames Asylsystem, das faire Verteilung von Migranten und Flüchtlingen auf die Mitgliedsstaaten ermöglicht. Doch die Fronten sind verhärtet.
Länder wie Spanien und Italien, die besonders stark betroffen sind, drängen auf mehr Solidarität. Andere, vor allem im Norden Europas, scheuen diese Verantwortung. Das Resultat? Immer wiederkehrende Debatten – aber wenig konkrete Fortschritte.