Wahlprotest in Berlin: Julia Nawalnaja setzt Zeichen gegen Putin
Im Zeichen des Protests und der Trauer betrat Julia Nawalnaja, die Witwe des Kremlkritikers Alexej Nawalny, das Gelände der russischen Botschaft in Berlin. Ihre Stimmabgabe bei der russischen Präsidentschaftswahl stand im Schatten ihrer klaren Botschaft an Kremlchef Wladimir Putin und die umstrittene Wahl, welche von vielen als ein manipuliertes Szenario wahrgenommen wird. "Natürlich habe ich Nawalny geschrieben", teilte sie nach Verlassen der Botschaft mit – ein mutiges Votum für ihren verstorbenen Ehemann und ein Statement gegen die staatliche Repression.
Die Spannungen sind nicht zu übersehen: Etwa 2000 Wählerinnen und Wähler sowie eine Schar von 500 bis 800 Demonstrantinnen und Demonstranten fanden sich am letzten Wahltag ein, getrennt nur durch ihre optische Präsenz. Während die Schlange der Stimmzettelabgebenden sichtlich zum Teil mit den Protestierenden sympathisierte, klafften die Meinungen hörbar auseinander. Unterstützung auf der einen Seite, Ablehnung auf der anderen – exemplarisch, als Nawalnaja den Weg durch die Menge nahm.
Ein sarkastisches Bild prägte das Geschehen vor der Botschaft: Eine Putin-Figur, in einer Badewanne sitzend, gestaltet in den Farben der ukrainischen Flagge, symbolisch Blut waschend. Neben diesem provokanten Kunstwerk eine nicht minder kritische Installation – Schredder für Wahlzettel, eindeutig als Kritik an der "russischen Demokratie" gekennzeichnet.
Die Wahl in Russland selbst wird von erheblichen Bedenken heimgesucht. Nach Nawalnys Tod und dem beginnenden Krieg gegen die Ukraine strebt Putin nach einer weiteren Amtszeit, die ihn wohl mit einem zweifelhaften Triumph ausstatten wird. Doch die zeitliche Koinzidenz dieser Wahl mit den jüngsten Ereignissen weckt besonders im Exil lebende Russen dazu auf, ihrer Ablehnung Ausdruck zu verleihen.
Junge Menschen wie Ekaterina Olenina, die vor einigen Jahren nach Deutschland kam, äußern sich kritisch über die Wahl und betonen die symbolische Kraft des Stimmzettels als friedliche Waffe. Indes wird der Anteil an Putin-Befürwortern geringer eingeschätzt; ihre Präsenz wird durch vereinzelte Gesten der Zustimmung und nostalgische Klänge aus dem einstigen Sowjetrepertoire dargestellt.
Die Wahlen in Russland bringen erneut die tiefen Gräben innerhalb der russischen Diaspora zum Vorschein und zeigen, dass politischer Widerstand nicht auf Landesgrenzen beschränkt ist. (eulerpool-AFX)