Wachsende Palmöl-Knappheit öffnet Chancen für Lateinamerika
Die weltweite Nachfrage nach Palmöl stößt auf eine zunehmende Knappheit, die vor allem auf die abnehmende Produktivität alternder Palmölplantagen in Südostasien zurückzuführen ist. Die Lösung könnte sich nun am anderen Ende der Welt in den aufstrebenden Palmölsektoren Lateinamerikas abzeichnen. In Ländern wie Kolumbien und Guatemala zeichnet sich eine neue Ära ab, da die Erträge hier fast die doppelte Menge des Öls pro Hektar liefern, verglichen mit ihren südostasiatischen Gegenstücken.
Lateinamerikanische Landwirte konzentrieren sich bereits darauf, importverbotene Ernteausfuhren in die EU mittels Satellitentechnologie und Geo-Positionierung aus Regionen zu vermeiden, die kürzlich entwaldet wurden. Diese Techniken ermöglichen vollständig nachvollziehbare Lieferketten. Diese fortschrittlichen Anbaumethoden und höheren Erträge kombiniert mit niedrigen Emissionen, könnten Lateinamerika einen Wettbewerbsvorteil in Europa verschaffen, wo strenge Umweltvorschriften gelten.
Das Agrarexportprofil Lateinamerikas gewinnt zunehmend an Bedeutung – die Palmölausfuhren der Region sind in der letzten Dekade um rund 70% gestiegen, während die weltweiten Exporte lediglich um 14% zunahmen. Damit erlangt die Region bereits einen Anteil von etwa 5% des Weltmarktes für Palmöl, im Vergleich zu fast 90%, die auf Indonesien und Malaysia entfallen.
Kolumbien, als viertgrößter Palmölproduzent der Welt, baut seine knapp 600.000 Hektar Plantagenfläche weiter aus und strebt unter Berücksichtigung von 5 Millionen Hektar geeignetem Land – ohne Notwendigkeit der Entwaldung – eine annähernde Gleichstellung mit der Anbaufläche Malaysias an. Der guatemaltekische Palmölsektor profitiert ebenfalls von der Nachfrage aus Europa und setzt auf Zertifizierungen und Satellitenüberwachung, um seine entwaldungsfreie Produktion zu belegen.
Obwohl Indonesien und Malaysia ebenfalls Satelliten und Drohnen nutzen, um Nachhaltigkeit und Transparenz zu gewährleisten, sind die Herausforderungen aufgrund der immensen Plantagengröße deutlich größer. Zugleich kämpfen sie weiterhin gegen das Misstrauen Europas bezüglich Palmöl und Entwaldung.
Während auf den ausgedehnten Plantagen Südostasiens die Herausforderungen bestehen bleiben, zeigen Landwirte wie Oscar Emilio Molina Martinez in Guatemala, dass mit moderner Technologie und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz hohe Erträge erzielt werden können. Guatemala punktet hierbei mit einem starken Durchschnittsertrag von 5,86 Tonnen pro Hektar, während Kolumbien 3,66 Tonnen und der Weltmarkt 3,27 Tonnen verzeichnen.
Es wird erwartet, dass Lateinamerika seine Erträge weiter verbessern wird, was nicht zuletzt dem starken Fokus der Landwirte auf Qualität und Nachhaltigkeit zuzuschreiben ist. Der Ehrgeiz und das Innovationspotenzial der Region verheißen eine signifikante Rolle im globalen Palmölmarkt in den kommenden Jahren. (eulerpool-AFX)