Varta in der Krise: Verhandlungen um Unterstützung nach mehreren Rückschlägen
Die Turbulenzen rund um den angeschlagenen deutschen Batteriehersteller Varta nehmen kein Ende. Die Konfrontation mit einem Nachfrageeinbruch bei Lithium-Ionen-Knopfzellen und ein Cyberangriff sind nur zwei der Herausforderungen, die das Unternehmen gegenwärtig zu bewältigen hat. Der damit einhergehende Kurssturz der Aktie unterstreicht die Dramatik: Nach dem Handelsstart am Freitag brach das Wertpapier um beängstigende 34 Prozent ein und erreichte damit ein Allzeittief seit dem Börsendebüt vor sechs Jahren. Die Misere bei Varta verschärft sich auf mehreren Ebenen. Neben der schwankenden Nachfrage nach Batterien für Elektronikartikel ist ein unerwartet deutlicher Rückgang in der Energiespeicher-Nachfrage für Solaranlagen zu verzeichnen. Dabei macht Varta auch die aggressive Preisgestaltung asiatischer Konkurrenten für Energiespeicher zu schaffen. Überdies wird die Unternehmensstrategie von anhaltenden Lieferkettenproblemen untergraben. Ein Hackerangriff im Februar setzte dem Unternehmen zusätzlich zu und legte die Produktion für Wochen still. Die vollen Auswirkungen dieses Vorfalls stehen noch aus, woraus sich auch die Verschiebung des Konzernabschlusses für das Vorjahr ergibt. Es droht sogar der Ausschluss aus dem SDax. Branchenanalyst Thomas Wissler von MWB Research sieht die Ursachen für Vartas Schwierigkeiten hauptsächlich in der aggressiven Preispolitik der chinesischen Konkurrenz und den limitierten finanziellen Möglichkeiten, die durch hohe Schuldenlast entstehen. Er unterstreicht die Dringlichkeit für Varta, Kosten zu senken, wettbewerbsfähige Preise zu bieten und neue Produkte zu entwickeln, um einen nachhaltigen Aufschwung herbeiführen. Seine Prognose ist dennoch düster: Bevor eine Besserung eintritt, erwartet er einen fortgesetzten Gewinnrückgang. Nach Einschätzung des Analysten gibt es wenig Anlass zum Optimismus bezüglich der Varta-Aktien. Seine Zielsetzung für den Kurs des Papiers hat er deutlich von 16 auf 7 Euro gesenkt und empfiehlt Anlegern, sich von ihren Aktien zu trennen. Varta hatte zuvor eine umfassende Restrukturierung vereinbart, bei der auch der Hauptaktionär Michael Tojner mit dem Einschießen von Kapital und die Banken mit verbesserten Kreditkonditionen unterstützten. Die Maßnahmen sollten Stabilität gewährleisten, doch nun stehen erneute Gespräche über finanzielle Unterstützung an. Bis zur Sommerzeit sollen die Geldgeber Geduld bewahren, bis das Sanierungsgutachten von AuxilPartner überarbeitet ist, wofür eine Stillhaltevereinbarung kurz vor dem Abschluss steht. Ein neues Sanierungskonzept wird mittig des Jahres erwartet und soll die Basis für zukünftige Schritte bilden. Mit der zusätzlichen Beauftragung der Investmentbank Rothschild & Co erhofft sich Varta strategischen Beistand bei der Erarbeitung von Kapital- und Finanzierungsoptionen, um die Sanierungsbestrebungen voranzutreiben. Zu den geplanten Maßnahmen sind jedoch derzeit keine konkreten Details bekannt. (eulerpool-AFX)
