UN-Beobachter erreichen Dorf Tremseh

Damaskus/Beirut (dpa) - UN-Beobachter haben nach dem Massaker von Tremseh Untersuchungen in dem zerstörten syrischen Dorf gestartet. Eine UN-Sprecherin bestätigte am Samstag, dass die Experten in dem Ort unterwegs seien.

Ein Aktivist sagte der Nachrichtenagentur dpa am Telefon: «Das Team hat Fotos von bombardierten Häusern gemacht und Granatsplitter gesammelt, um herauszufinden, mit welchen Waffen das Regime gegen Zivilisten vorgegangen ist.»

Auf Bildern und in Videos im Internet waren UN-Fahrzeuge nahe Tremseh zu sehen, die von Menschen umringt wurden. Diese zeigten den Beobachtern blutgetränkte Kleidung und Überreste von Granaten. «Das sind russische Waffen», rief ein wütender Mann. Russland ist der wichtigste Verbündete und Waffenlieferant von Machthaber Baschar al-Assad. Die Veto-Macht blockiert im UN-Sicherheitsrat Resolutionen, die ein schärferes Vorgehen gegen Damaskus ermöglichen würden.

Das Massaker in Tremseh, bei dem nach Angaben von Aktivisten am Donnerstag bis zu 250 Menschen getötet worden waren, hatte weltweit Entsetzen ausgelöst und die Diskussion über ein Eingreifen der internationalen Staatengemeinschaft angeheizt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, sollte die Staatengemeinschaft jetzt nicht handeln, käme dies einer «Lizenz für weitere Massaker» gleich.

Bei einer Explosion in dem vorwiegend christlichen Ort Mahradeh kamen am Samstag nach Angaben des oppositionellen Syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte mindestens vier Menschen ums Leben. Unter den Toten seien zwei Frauen und ein 13 Jahre alter Junge, das andere Opfer sei ein Mitglied der Sicherheitskräfte gewesen. Der Sprengsatz detonierte den Angaben zufolge vor einem Gebäude des Militärgeheimdienstes. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen habe die Explosion verursacht.

Mahradeh gehört zur gleichen Region wie das sunnitische Dorf Tremseh in der Unruheprovinz Hama. Wenn die Angaben der syrischen Regimegegner stimmen, ist das Massaker von Tremseh das schlimmste seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime von Machthaber Baschar al-Assad im März 2011.

In der Rebellenhochburg Homs töteten Regierungstruppen am Samstag mindestens 19 Menschen, darunter eine schwangere Frau, wie Aktivisten berichteten. In der Unruheprovinz Daraa hätten Hunderte Soldaten, begleitet von Kampfhubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen, die Rebellenhochburg Khirbet Ghasaleh angegriffen. Auch aus Hama wurden Explosionen und Feuergefechte gemeldet. Mindestens zwölf Menschen starben, als eine Autobombe im Distrikt Al-Karameh detonierte. Insgesamt wurden laut der Opposition am Samstag 56 Menschen getötet.

Neue Berichte über Transporte von Chemiewaffen in Rebellenhochburgen alarmierten Beobachter. Der britische Sender Sky News meldete unter Berufung auf britische Geheimdienstmitarbeiter, syrische Streitkräfte hätten Chemiewaffen nach Homs transportiert, das zu weiten Teilen von Rebellen kontrolliert wird.

Nach früheren Angaben des «Wall Street Journal» ist das syrische Regime dabei, Chemiewaffen aus den Lagern zu holen. Unklar sei, ob die Waffen vor Aufständischen in Sicherheit gebracht oder einsatzbereit gemacht würden, womöglich auch nur als Drohgebärde, zitierte das Blatt US-Regierungsvertreter. Syrien besitze größere Mengen des Nervenkampfstoffes Sarin und Senfgas.

UN-Generalsekretär Ban verurteilte «in schärfster Form den rücksichtslosen Einsatz schwerer Waffen und den Beschuss bewohnter Gebiete, darunter auch durch Kampfhubschrauber». Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sieht in dem Einsatz schwerer Waffen und Helikopter einen «eklatanten Verstoß» des Regimes gegen die Vereinbarungen des Friedensplans von Sondervermittler Kofi Annan.

US-Außenministerin Hillary Clinton warf dem Regime vor, absichtlich Zivilisten zu ermorden. Dafür gebe es «unbestreitbare Beweise», erklärte Clinton. Auch sie forderte die Weltgemeinschaft zum Handeln auf.

Syrische Aktivisten hatten berichtetet, dass die Armee Tremseh erst mit Artillerie beschossen und dann Truppen in den Ort geschickt habe. Die Soldaten hätten Kämpfer der Opposition erschossen und Zivilisten massakriert. Die meisten der 7000 Einwohner des nun zerstörten Dorfes hätten mit der Opposition sympathisiert.

Die Annahme eines von mehreren westlichen Staaten im Weltsicherheitsrat eingebrachten Resolutionsentwurfs zu Syrien scheitert bislang am Widerstand Russlands, da er Sanktionen für den Fall enthält, dass sich die Konfliktparteien nicht an die Beschlüsse der Weltgemeinschaft halten. Moskau lehnt eine Resolution nach Kapitel VII der UN-Charta strikt ab. Dieses sieht für den äußersten Fall auch eine militärische Durchsetzung vor.

Konflikte / UN / Syrien
14.07.2012 · 21:36 Uhr
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