Trump drängt Fed zu drastischen Zinssenkungen – Notenbank unter politischem Dauerfeuer
US-Präsident Donald Trump verschärft den öffentlichen Druck auf die Federal Reserve in einer Form, die in der modernen US-Wirtschaftsgeschichte ihresgleichen sucht. Ziel: Der Leitzins, aktuell bei rund 4,3 %, soll auf 1 % bis 2 % sinken – um die explodierenden Zinslasten für den Staatshaushalt zu dämpfen.
Hintergrund sind zunehmende Haushaltslöcher, die trotz republikanischer Mehrheit in Kongress und Weißem Haus nicht wie geplant durch Ausgabenkürzungen geschlossen werden. Das Weiße Haus kalkuliert daher mit billigerem Geld, um die Zinskosten für die Rekordverschuldung zu senken – eine Strategie, die das Fundament der geldpolitischen Unabhängigkeit erschüttert.
Fed-Chef Jerome Powell steht damit vor einer Zwickmühle: Gibt die Notenbank Trump nach, riskiert sie ihre Glaubwürdigkeit bei Investoren und könnte die Inflation erneut befeuern. Bleibt sie stur, drohen weitere öffentliche Angriffe, die das Vertrauen in die Fed schwächen – gerade wenn sich Trumps Prognose einer deutlichen Konjunkturabkühlung bewahrheitet.
Besonders heikel: Ausgerechnet zwei von Trump selbst ernannte Fed-Gouverneure signalisierten zuletzt erstmals Bereitschaft, schon im Juli für eine Zinssenkung zu stimmen. Vizechefin Michelle Bowman betonte, sie sehe mittlerweile größere Risiken für den Arbeitsmarkt als bei der Inflation. Auch Gouverneur Christopher Waller deutete an, eine vorsorgliche Lockerung sei denkbar.
Trumps Vorgehen ist nicht neu, aber in Ton und Penetranz beispiellos. Nach einem Treffen mit Powell im Oval Office folgte eine Serie öffentlicher Beleidigungen: „Ich weiß nicht, warum das Board diesen Totalversager nicht überstimmt!“, wetterte Trump zuletzt auf Truth Social.
Für Powell, der kommende Woche vor dem Kongress Rede und Antwort steht, geht es um mehr als nur den Leitzins. Mit jeder Attacke wird deutlicher, dass Trump die Fed zu einem Werkzeug der Fiskalpolitik umfunktionieren will. Ein Präzedenzfall, der künftige Notenbankchefs in die Zwickmühle zwingt, politische Wünsche stärker zu berücksichtigen – und so das Fundament der Dollar-Stabilität gefährdet.
Die Märkte wägen bereits ab, ob die Fed einknickt oder standhaft bleibt. Klar ist nur: Trumps Dauerfeuer macht eine sachliche Zinsdebatte kaum noch möglich – und setzt die Glaubwürdigkeit der weltweit einflussreichsten Zentralbank aufs Spiel.