Tote und Verletzte nach dubioser "Therapie"

Berlin (dpa) - Tödliche Therapie: Ein Berliner Arzt und Therapeut hat zwölf Patienten bei einer gemeinsamen Sitzung einen Drogencocktail verabreicht, an dem zwei Menschen gestorben sind.

Ein weiterer, 55-jähriger Mann schwebte am Sonntag noch in Lebensgefahr. Die Ermittler gehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber nicht davon aus, dass der Mann vorsätzlich töten wollte. Der 50 Jahre alte Therapeut gab zu, die Substanzen verabreicht zu haben. Mit den Drogen sollte eine Art Erweiterung des Bewusstseins erreicht werden. Der Mann sollte noch am Sonntag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Welche Stoffe bei der Sitzung in der Praxis im nördlichen Berliner Stadtteil Hermsdorf im Spiel waren, ist noch unklar. Es könne einige Tage dauern, bis Ergebnisse der Analyse vorliegen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nach bisherigen Informationen der Polizei erhielten die Männer und Frauen im Alter von 26 bis 59 Jahren von dem Therapeuten verschiedene Drogen und andere Substanzen in unterschiedlicher Mischung und Menge.

Nach Medienberichten waren Amphetamine und Psycho-Drogen wie LSD im Spiel. Unklar ist, wie die Drogen verabreicht wurden, ob als Spritze, Tablette oder in anderer Form. An der Sitzung war auch die 41-jährige Frau des Therapeuten beteiligt, die die Praxis gemeinsam mit ihrem Mann betreibt.

Ein 59-jähriger Mann starb am Samstagnachmittag in einem Praxisraum. Der Notarzt versuchte vergeblich, ihn wiederzubeleben. Ein 28-jähriger Mann erlag am Abend desselben Tages im Krankenhaus der Vergiftung. Andere Teilnehmer der Gruppentherapie mussten sich übergeben. Später ging es ihnen wieder relativ gut. Sie sollten als Zeugen befragt werden.

Ein Teilnehmer hatte während der Sitzung die Feuerwehr verständigt. Einige Männer und Frauen, die unter Drogen standen, wollten sich zunächst nicht vom Notarzt untersuchen lassen. Die Polizei griff ein und beruhigte die Lage soweit, dass Ärzte und Sanitäter arbeiten konnten. Abends übernahm die Mordkommission den Fall.

Der Mann betreibt als «Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapeut» eine Praxis. Er bietet auch «psycholytische Therapie» an. Das steht auf dem Schild an seiner Praxis. Bei dieser Art von Therapie werden psychoaktive Substanzen verwendet, die beispielsweise die Bewusstsein und Wahrnehmung verändern und Halluzinationen auslösen können. Dazu zählen auch Rauschgifte wie LSD oder bestimmte Pilze.

Am Sonntagmorgen waren die Absperrungen der Polizei wieder entfernt, das Haus war aber versiegelt. Die Familie des Arztes war nicht mehr da. Auf dem Anrufbeantworter war nur die Stimme des Arztes zu hören: «Ich bin im Moment telefonisch nicht zu erreichen. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an den ärztlichen Notdienst.»

Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung warnte vor Heilmethoden, die von den Krankenkassen nicht anerkannt seien. In Deutschland gebe es rund 250 Psychotherapie-Verfahren, sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Hans-Jochen Weidhaas am Sonntag der dpa. «Aber in der vertragsärztlichen Versorgung zugelassen sind davon nur drei: nämlich die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse.» Eine Psycholyse, wie sie der Hermsdorfer Arzt in seiner Praxis angeboten hatte, sei von den Kassen «explizit nicht zugelassen».

Ein derartiger Einsatz von Drogen ist in Deutschland «eindeutig verboten», sagte der Vizepräsident des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, Laszlo Pota, am Sonntag in Hamburg. «Das fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.» Was den Therapeuten dazu getrieben habe, die Substanzen zu verabreichen, könnte er nicht nachvollziehen, sagte der Hamburger Diplom-Psychologe und psychologische Psychotherapeut. Nach seiner Einschätzung droht dem Mann der Entzug der Zulassung als Arzt.

Kriminalität / Notfälle
20.09.2009 · 19:21 Uhr
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