ThyssenKrupp baut Rohstoffterminal in Rotterdamer Hafen aus

ROTTERDAM (Dow Jones)--Angesichts der auslaufenden Kohleförderung in Deutschland muss ThyssenKrupp künftig noch mehr Kohle importieren. Zu diesem Zweck will der DAX-Konzern die Umschlagskapazitäten an Europas größtem Hafen erweitern, wie Horst Steinhoff, der Geschäftsführer der Schiffslogistiktöchter, in Rotterdam sagte. Mehr als 20 Mio EUR sind dafür vorgesehen.

Rund 25 Mio Tonnen Eisenerz und etwa 5 Mio Tonnen Kokskohle importiert Deutschlands größter Stahlhersteller pro Jahr. Während das Erz zu zwei Dritteln aus Brasilien stammt, kommen die Hälfte der Kohle aus Nordamerika und zwei Fünftel aus Australien. Am Rotterdamer Hafen, mit 430 Mio Tonnen Warenumschlag der viertgrößte Hafen weltweit, betreibt ThyssenKrupp mit dem Ertsoverslagbedrijf Europoort CV (EECV) das zweitgrößte Terminal. Rund 90% der vom Konzern benötigten Rohstoffmengen werden dort abgewickelt.

Erst 2004 wurden dort rund 67 Mio EUR investiert, um auch Kokskohle abladen, zwischenzulagern und weiterverschiffen zu können, wie Peter Urban, Finanzvorstand der europäischen Stahlaktivitäten von ThyssenKrupp erläuterte. Die Erweiterung der Kohleflächen wird laut Steinhoff dazu führen, dass die Lagerkapazität um rund 50% zunimmt und etwa ein Drittel mehr Kokskohle abgefertigt werden kann als bisher. 2013 soll es so weit sein, fünf Jahre später wird die Steinkohleproduktion in Deutschland beendet.

Knapp 200 Schiffe pro Jahr werden im 24-Stunden-Betrieb von EECV entladen, die nach rund dreiwöchiger Fahrt aus Brasilien oder Kanada in Rotterdam eintreffen. Erz und Kohle werden dann nach Sorten getrennt zwischengelagert und in großen Metallwannen, sogenannten Schubleichtern, rheinaufwärts ins rund 250 km entfernte Duisburg transportiert, wo die Materialien dann zur Stahlherstellung eingesetzt werden. Das kostet ThyssenKrupp laut Urban zwischen 2 und 3 EUR je Tonne Stahl, was aber durch die Nähe zu den Kunden wieder kompensiert werde. Rund 40% des Umsatzes werden in einem Radius von 250 km von der Region Rhein-Ruhr erzielt, sagte der Finanzvorstand.

Knapp 500 Mitarbeiter beschäftigt der Konzern bei EECV und bei ThyssenKrupp Veerhaven. Dort führt ebenfalls Steinhoff die Geschäfte und leitet die nach seinen Worten "größte Binnenschifffahrtsgesellschaft Europas". Mit der Expansion der Stahlproduktion nach Amerika müssen die Logistiker von ThyssenKrupp nun noch eine weitere Komponente in ihre Planungen einbeziehen.

Für rund 8 Mrd EUR hat der Konzern in Brasilien eine Stahlhütte und im US-Bundesstaat Alabama ein Weiterverarbeitungswerk errichtet. Geplant ist, dass künftig 2 Mio Tonnen Rohstahl in quaderförmigen Brammen von Südamerika nach Duisburg verschifft werden. Damit reduziert ThyssenKrupp die Logistikkosten erheblich, denn statt 1,6 Tonnen Eisenerz und einer halben Tonne Kohle wird dann nur die daraus entstehende eine Tonne Rohstahl transportiert.

Momentan werden 800.000 Tonnen Brammen nach Duisburg geliefert, während gleichzeitig 200.000 Tonnen von Deutschland in die USA gehen. Das wird laut Urban aber abnehmen. In Zukunft wird Duisburg noch rund 50.000 Tonnen für Alabama herstellen. Dem Finanzvorstand zufolge können bestimmte Materialgüten nur hier produziert werden und sind für die Komplettierung der US-Produktpalette nötig. Die Lieferketten von ThyssenKrupp werden also voraussichtlich nicht einfacher. Kein Wunder, dass Urban sein Unternehmen als "Logistiker mit angeschlossener Stahlproduktion" beschreibt.

-Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/jhe
24.07.2011 · 13:45 Uhr
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