The Long Reach: Horror aus dem Labor

Mit The Long Reach erscheint morgen, am 14.3., ein kleines Horror Adventure auf der Nintendo Switch, dem PC, PS 4 und Xbox One. Entwickelt wurde das Spiel von vier Personen aus der Ukraine, die sich als Painted Black Games zusammengefunden haben. Wir konnten schon im Voraus die Switch-Version testen und haben für euch geschaut, ob es sich lohnt, die geforderten knapp 15€ in die Hand zu nehmen oder ob ihr euch die nötige Portion Grusel lieber woanders abholt.

Was soll schon schief gehen?

The Long Reach entführt euch in keine großartige Scifi- oder Fantasywelt. Es geht nicht in die weite Zukunft oder eine dystopische Parallelwelt. Vielmehr spielt es direkt vor eurer Haustür. Ihr seid Stewart, ein simpler Kerl, der in einer Forschungsstation eine Reihe von Experimenten mitmacht. Durch eine Erweiterung der menschlichen Psyche sollen den Testpersonen neue Fähigkeiten vermittelt werden, die sie vorher nie für möglich gehalten hätten. Aus ihnen werden plötzlich wissenschaftliche Genies und musikalische Wunderkinder. Doch natürlich läuft nicht alles wie geplant. Die Weihnachtsfeier des ganzen Betriebs versinkt im Chaos und ihr müsst irgendwie versuchen, sicher aus der Forschungsstation zu entkommen.

Der Schwerpunkt dieses Adventures liegt dabei ganz klar auf der Geschichte. In den ansprechend-düsteren Pixelumgebungen erzählt sich durch innere Monologe und Dialoge mit anderen Insassen eine spannende, wenn auch recht klassische Horrorgeschichte. Humor sucht ihr hier vergebens, was für das Genre gerade in der aktuellen Zeit recht selten geworden ist. Vielmehr kratzen die Gespräche häufig an der Schwelle zum Wahnsinn und sparen nicht mit Kraftausdrücken. Das ist phasenweise sogar etwas zu übertrieben. Der Zugang zu einigen Charakteren fällt sehr schwer, wenn sich einfach alle wie riesige Arschlöcher benehmen. Natürlich stehen euch auch hier unterschiedliche Dialogpfade zur Verfügung. Oftmals war ich allerdings mit keiner der Alternativen zufrieden. Wenn drei Antworten zur Verfügung stehen und ihr nur die Wahl habt, wie unsympathisch ihr jetzt konkret sein wollt, hätte man sich die Dialogbäume auch sparen können.

Scary Christmas in The Long Reach

Trotzdem: Die Stimmung überzeugt. Die Dialoge mögen eine kleine Fläche für Kritik bieten, sie zeigen trotzdem, dass hier unangenehme, angespannte Vibes in der Luft liegen. Wenn euer Charakter enthauptete Menschen sieht, während im Hintergrund düster verfremdete Weihnachtslieder erklingen, stellt sich immer wieder die Frage, ob das alles in seinem Kopf spielt oder tatsächlich vorhanden ist. Und ihr wisst nicht, ob ihr die Antwort darauf haben wollt. Wenn ihr durch einen düsteren Flur lauft, in dem ihr nur schemenhaft eure Umgebung ausmachen könnt, zögert ihr später nach dem Fund einer Taschenlampe, sie hier auch zu nutzen.

The Long Reach wirkt trotz des Pixellooks und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit auf einer zweidimensionalen Ebene unfassbar beklemmend. So gruselt und erschreckt ihr euch zwar nicht, seid aber durchgehend angespannt und spürt einen wohligen Zwiespalt. Einerseits soll die Situation schnell gelöst werden, andererseits wollt ihr mehr erfahren und schauen, was das Spiel noch so für euch im petto hat.

Rätsel nach Trail and Error Prinzip

Dadurch lässt sich dann auch über das weniger gelungene Rätseldesign hinwegsehen. Das fordert nämlich kaum eure grauen Zellen, sondern führt eher zu mehrmaligem Hin und Her auf den Gängen. Ihr findet immer wieder Items, die genau wie besondere Gegenstände gelb umrandet werden, sobald ihr euch nähert. Items sammelt ihr auf, um sie dann mit einem der Gegenstände zu benutzen. Innerhalb eures Inventars ist keine Kombination der Sachen möglich.

Machen die Lösungen zu Beginn allesamt noch Sinn, so dass ihr dank eines aufmerksamen Auges schnell darauf kommt, probiert ihr euch vor allem zum Ende hin wild durch alle Möglichkeiten. Es fehlen einfach klare Hinweise in Dialogen oder der Umgebung, die manche teils abstrusen Lösungen andeuten. Durch das aktuelle Design fühlt es sich dann eher wie Arbeit an, durch die Welt zu latschen. Das befriedigende Gefühl, ein Hindernis mit eigenem Hirnschmalz überwunden zu haben, bleibt dann ebenfalls aus. So streckt sich die an sich schon kurze Spieldauer auf unangenehme Weise auf 4-5 Stunden. Gerade der letzte Spielabschnitt ist in dieser Hinsicht wirklich nicht gut designed und einzig die Geschichte hält euch weiterhin am Ball.

Ein paar technische Fehler tauchten in unserer Switch-Version auch immer wieder auf. So kam es vereinzelt zu Abstürzen oder Momenten, in denen Charaktere plötzlich unsichtbar wurden. Das hat eine Interaktion mit der Umwelt unmöglich gemacht. Durch ein simples Verlassen und erneutes Betreten der Gebiete konnte dies aber meist direkt gelöst werden. Trotzdem: Ein kleiner Patch, um diese Macken zu beseitigen, wäre sicherlich nicht schlecht.

Fazit

Doch auch mit diesen kleinen Problemchen legen wir euch The Long Reach ans Herz. Wenn ihr Freude an Horrorthrillern habt, kriegt ihr hier eine Geschichte, die nur wenige Wünsche offen lässt. Ihr stoßt auf Momente, die euch stutzen lassen oder angenehm unter Stress setzen. Das Rätseldesign ist bei weitem kein Meisterwerk. Es hält euch allerdings auch nicht auf, so dass ihr selbst ohne Lösungshilfen gut durch das Spiel kommt und nirgends auf ewig verzweifelt. Die Möglichkeiten, die richtige Lösung zu erraten, sind dafür nämlich gering genug. Ihr habt hier frischen Wind auf Nintendos Konsole, der vor allem atmosphärisch punktet und Freude macht. Painted Black Games haben hier ein respektables Erstlingswerk abgeliefert, mit dem wir sehr gerne zwei schaurige Abende verbracht haben.

Gaming
[next-gamer.de] · 13.03.2018 · 13:00 Uhr
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