The Last Guardian im Test

Die Vorzeichen für The Last Guardian standen alles andere als gut. Mehr als sechs Jahre Entwicklungszeit sprechen eine klare Sprache. Das durch ICO und Shadow of the Colussus bekannte und geachtete Team-ICO hat jedoch das Vertrauen bekommen, den Titel zum Abschluss zu bringen und wir danken ihnen dafür. Das Team hat sich ein ganz besonderes Standing erarbeitet; ihre Titel stehen dafür anders zu sein, uns zu berühren und für sich selbst zu sprechen. So haben wir nach dem ersten herzerweichenden Trailer das Warten auf The Last Guardian nie aufgehört und stürzten uns voller Vorfreude auf unser digitales Testmuster.

Eine Geschichte von Vertrauen, Freundschaft und Liebe
Ihr seid als Spieler total ahnungslos, wenn der junge Hauptprotagonist, dessen Steuerung Ihr die kommenden Spielstunden übernehmt, benommen neben einem riesigen, angeketteten Fabelwesen zu sich kommt. Zunächst jagt Euch Trico, eine Mischung aus Katze, Hund und Vogel, einen gehörigen Schrecken ein. Wie das Fabelwesen dort auf den moosbewachsenen Felsen liegt, wirkt es jedoch noch mitgenommener als der Junge, dessen Körper eigenartige Runen zieren. Von den zwei Hörnern, die das Ungetüm besessen haben muss, ist nicht mehr viel übrig und Speere durchbohren den gefiederten Körper. Was ist geschehen? Wie geht es nun weiter? Eure Ausgangslage könnte kaum unklarer sein und so setzt Ihr Euch zunächst nur ein Ziel. Ihr müsst von diesem scheinbar uralten Ort entkommen und zurück nach Hause, wo auch immer zu Hause auch sein mag. Schnell wird klar, dass Ihr dieses Ziel unmöglich allein erreichen könnt. So nehmt Ihr euren Mut zusammen, verarztet das Fabelwesen und peppelt es auf. Dies ist der Beginn einer Allianz mit Trico, die sich im Verlauf des Spiels weiter entwickelt. Aus einer anfänglichen Zweckgemeinschaft entsteht Vertrauen und sogar eine Form von Liebe.

Verschiedene Schlüsselstellen im Spiel zeigen Euch nach und nach wie es zu Tricos Gefangenschaft kam und welche Rolle Ihr als sein menschlicher Begleiter spielt. Auch die Geheimnisse des Ortes, an dem Ihr Euch befindet, bleiben nicht unerforscht. Um aus einzelnen Story-Puzzleteilen jedoch ein Gesamtbild entstehen zu lassen, gilt es verschiedene Aufgaben mit Eurem riesigen Freund zu meistern. Dank Eurer eigenen Form der Verständigung und einer gehörigen Portion Lernfähigkeit erlebt Ihr wie zwei Protagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, zu einer Familie werden. Viele herzzerreißende Momente veranschaulichen diese Entwicklung und halten Euch emotional beteiligt.


Fabelhaftes Fabelwesen in toller Kulisse
Das wahre optische Highlight von The Last Guardian ist, wie erwartet, Trico. Egal ob wir die Bewegungsanimationen oder Trico selbst genauer unter die Lupe nehmen, wir sind begeistert. Das Team hat es geschafft Trico Leben einzuhauchen. Jeder, der die Bewegungen von Katzen und Hunden einmal beobachten konnte, kann uns nur beipflichten, dass sich der tierische Protagonist lebensecht bewegt. Die tolle Darstellung seiner Emotionen erstickt jeden Gedanken daran, dass Trico nicht echt ist, im Keim. Sein Federkleid ist komplett animiert. So sieht man beispielsweise immer wieder einzelne Federn davonfliegen. Egal ob es einmal windiger, feuchter oder blutiger wird, das Gefieder verhält sich physikalisch korrekt, wobei die behaarten Stellen auf Tricos Haut dem in Nichts nachstehen.

Die Umgebung erinnert am Ehesten an eine uralten Tempelanlage, wobei es neben riesigen Gebäuden auch schienen für Förderwagen und unglaublich hohe Türme gibt. Der Abwechslungsreichtum hält sich insgesamt in Grenzen, was auch dadurch unterstützt wird, dass einzelne Bereiche wiederverwertet werden. Auf dieses Thema kommen wir jedoch später zurück. Gute Lichteffekte in Verbindung mit tollen Partikeleffekten, kleinen ergänzenden Lebenwesen und weiteren Details wie einzeln aminierte Efeu-Blätter sorgen gemeinsam mit dem einzigartigen Grafikstil für ein gutes optisches Gesamtkonzept.

Die Animationen des Jungen stechen negativ aus der Masse an gut umgesetzten Bereichen heraus. Seine Gelenke nehmen zuweilen Winkel ein, die unter normalen Umständen einer wochenlangen Physiotherapie bedürfen. Hier wäre etwas Feintuning nötig gewesen.

The Last Guardian
Haltet inne und genießt!
Herausragend ist einmal mehr der Soundtrack des Spiels. Takeshi Furukawa greift die jeweilige Spielsituation auf und verwandelt sie mittels seiner Musik in eine Emotion. Die Klänge sind sehr mystisch und die Variationen von leise und sanft über kraftvoll und mitreißend sind enorm. Dies ist gerade deshalb wichtig, weil The Last Guardian akustisch ansonsten sehr minimalistisch ist. Trico und der Junge verständigen sich nur durch kurze Rufe oder Gesten. Ein akustisches Stilmittel, welches Team-ICO bei bisher keinem Vorgänger verwendet hat ist ein japanisches Voiceover, in unserer Version mit deutschen Untertiteln. Mit dessen Hilfe erzählt uns der Junge seine Geschichte selbst. Die japanische Stimme ist dabei überaus angenehm und fügt sich in die grandiose Akustik ein. Weitere Klänge, wie das zerbersten von Stein, Rauschen von Blättern oder das Spritzen von Wasser überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie.

Genussvolles Leid
Das Gameplay von The Last Guardian verläuft sehr linear. Ihr durchstreift verschiedene Gebiete mit Hilfe von Schaltern, Leitern oder anderen Mechanismen und bekommt es immer wieder mit Rüstungen zu tun, die den Jungen in seinen Tod reißen wollen. Einige dieser Rüstungen haben Buntglas-Schilde, die Trico verängstigen. Diese gilt es durch Anrempeln von sämtlichen Schilden zu befreien, damit Trico wiederum aufräumen kann. Nach solchen Szenen benötigt Euer tierischer Begleiter Fässer, mit denen Ihr ihn füttert. Nur diese können seinen Hunger, der im Gegensatz zu Eurem eigenen gestillt werden muss, eindämmen und ihm zu alter Stärke verhelfen. Im Anschluss folgen Kletter- bzw. Rätsel Passagen bei denen Ihr meist auf Tricos Hilfe angewiesen seid. Gerade wenn es darum geht große Höhen oder Distanzen zu überwinden geht an Trico kein Weg vorbei. Ist das der Fall, gebt Ihr ihm einen Befehl und hofft, dass er ihn ausführt. Ihr helft ihm wiederum bei Buntglas-Augen, die ihm am Vorkommen hindern und schlüpft durch Öffnungen, durch die Trico nicht einmal mit der Pranke durchpasst. Ihr beide bildet ein Team, welches sich durch seine Ungleichheit perfekt ergänzt.

The Last Guardian

Die Rätsel sind dank des linearen Aufbaus nicht zu knifflig. Was das Klettern und Knobeln jedoch erschwert, sind die Steuerung und Tricos KI. Viel zu selten erledigt Trico das, was Ihr von ihm verlangt und wann Ihr es verlangt. So kommt es vor, dass Euer Lösungsansatz richtig sein kann, ihn das Spiel aber zunichte macht. Erst nach Ausführung Eurer Pläne B und C, mit denen Ihr viel Zeit verliert, wagt Ihr Euch nochmals an Plan A und habt Erfolg. Gefreut habe ich mich auch immer, wenn Trico statt einem Sprung in die richtige Richtung lieber zwei in die Richtung gemacht hat aus der wir kamen. Spätestens wenn Trico dann sämtliche Eurer Befehle ignoriert zweifelt Ihr nicht daran, dass der Katzen-Anteil in ihm zu groß sein muss.

Als wäre das nicht ärgerlich genug, ist auch die zähe ungenaue Kameraführung ein Dorn im Auge. Selbst wenn ihr dauerhaft manuell eingreift, erhaltet ihr selten den Blick, den Ihr Euch erhofft. Oft wird der Bildschirm dunkel, weil Eure Perspektive plötzlich nur das Innere Tricos Gefieders umfasst oder Rüstungen erwischen Euch bevor ihr sie sehen konntet. Beim Klettern und Springen gilt höchste Vorsicht, denn Sprünge, die in jedem anderen aktuellen Spiel blind gelingen, können bei The Last Guardian ein bitteres Ende nehmen. Gut, dass das Laden des letzten Speicherpunktes, von denen es genügend gibt, nie viel Zeit in Anspruch nimmt. Gerade bei Steuerung, Kollisionsabfrage und Leveldesign merkt man dem Spiel an, dass es vor langer Zeit hätte erscheinen sollen. Die selbst fortgeschrittene Gebiete sind ähnlich aufgebaut wie die ersten und bieten kaum Herausforderungen, die Ihr nicht schon zuvor im Spiel zu meistern hattet. Gerade an diesem Punkt ist es einfach unbefriedigend, dass einzelne Bereiche in veränderter Form erneut im Spiel auftauchen.

Fazit
Was lange währt wird endlich gut. Nach über sechs Jahren Entwicklungszeit begeistert uns The Last Guardian mit tollen Klängen, echten Emotionen und einem Videospiel-Erlebnis, wie sie sehr selten sind. Zugegebener Maßen ist die Steuerung des Titels alles andere als perfekt und die Kamera mehr als störrisch. Trotzdem hat The Last Guardian dank Trico, der mystischen Story, der tollen Vertonung und der Rätsel genug zu bieten, um die Mankos zu erdulden. Unterm Strich legen wir Euch das Spiel, sofern ihr mit Spielen wie ICO oder Shadow of the Colossus etwas anfangen konntet, ausnahmslos ans Herz. Ihr werdet es nicht bereuen mit Trico und dem Jungen auf eine herzerwärmende Reise aufgebrochen zu sein.

Gaming
[next-gamer.de] · 18.12.2016 · 16:17 Uhr
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