Superbugs und Klimawandel: Die unterschätzte Gefahr für die globale Gesundheit
In einer Welt, die zunehmend von Antibiotikaresistenzen heimgesucht wird, hebt sich eine alarmierende Koppelung von antimikrobieller Resistenz (AMR) und Klimawandel ab. Experten warnen vor einer Eskalation dieser Problematik, die durch steigende Temperaturen, verstärkte Überschwemmungen, zunehmende Verschmutzung und wachsende Bevölkerungsdichte begünstigt wird – Faktoren, die den Bakterien zu einer erhöhten Resilienz gegenüber existierenden Medikamenten verhelfen.
Diese Entwicklungen verleihen internationalen Bemühungen, neue Medikamente zu entwickeln und die Verbreitungswege der Pathogenimmunität zu blockieren, eine dringliche Priorität. Klimaveränderungen werden daher eine prominente Rolle spielen, wenn Regierungen anlässlich der UN-Generalversammlung im September zusammenkommen, um Strategien im Kampf gegen AMR zu diskutieren.
Die globale Last der Resistenz, die durch klimatische Katastrophen potenziert wird, ist zwar noch nicht exakt bezifferbar, jedoch als massives Risiko anzusehen, wie Anthony McDonnell, leitender Politikanalyst am Center for Global Development in Washington, betont. Forschungsaktivitäten müssten intensiviert werden, um angemessene Lösungswege auszuarbeiten.
AMR trägt zur Veränderung von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten bei, da diese lernen, bestehenden Wirkstoffen zu trotzen. Eine solche Evolution wird noch beschleunigt, wenn Krankheitserreger zu oft oder unvorsichtig Medikamenten ausgesetzt werden. Fast 5 Millionen Todesfälle waren im Jahr 2019 weltweit auf AMR zurückzuführen, wobei ein Viertel direkt durch diesen Umstand verursacht wurde. Die Weltbank schätzt, dass AMR bis 2050 jährliche Gesundheitskosten von einer Billion Dollar sowie Einbußen des Bruttoinlandsprodukts von bis zu 3,4 Billionen Dollar pro Jahr ab 2030 verursachen könnte.
Ein Bericht des UN-Umweltprogramms erklärt, dass die Klimakrise diverse Ökosysteme und die menschliche wie tierische Gesundheit beeinflusst, was wiederum Rückwirkungen auf AMR hat. Vor allem Länder mit geringem und mittlerem Einkommen, die von den Auswirkungen des Klimawandels wie Überschwemmungen besonders betroffen sind, erleiden die schädlichsten Folgen. Eine wachsende Resistenz gegenüber Typhus in 75 endemischen Ländern zeigt die Dringlichkeit, die Krankheit effektiv behandeln zu können.
Für Länder wie Pakistan, die katastrophale Überschwemmungen erlebt haben, ist die Zunahme der Antibiotikaresistenz besonders besorgniserregend. Der Anstieg von AMR gegenüber Zephalosporinen lag dort im Jahr 2019 bei erschreckenden 61 Prozent. Sadia Shakoor von der Aga Khan Universität in Karachi unterstreicht die Ungleichheit, die durch AMR in Regionen mit limitierten Ressourcen verstärkt wird.
Eine Beschleunigung des Bakterienwachstums und des horizontalen Gentransfers – der Austausch genetischen Materials zwischen Bakterien – kann durch höhere Temperaturen hervorgerufen werden. Überschwemmungen erhöhen die Kontaminationsrisiken durch Antibiotika oder menschliche Ausscheidungen, die Medikamentenspuren beinhalten, und Abwässer gelten als Reservoir für Antibiotika-Resistenzgene.
Microplastik und andere Schadstoffe wie Schwermetalle werden als weitere Faktoren für die Ausbreitung von AMR genannt. Zugleich könnten abgeschwächte Immunsysteme durch sozioökonomische Klimaveränderungseffekte wie Nahrungsmangel und Bevölkerungsverdrängung das Problem verschärfen.
Maßnahmen bestehen im verbesserten Monitoring der Abwasserzusammensetzung, strengeren Grenzwerten für Antibiotikaresiduen und mehr Forschung zur Identifikation der gefährlichsten Verschmutzungsquellen.
Essentielle Medikamente könnten ihre Wirksamkeit verlieren, wenn nicht gehandelt wird, warnt Alistair Farley vom Ineos Oxford Institut für antimikrobielle Forschung. Die Klimakrise und AMR sind eng miteinander verbundene Gesundheitsherausforderungen, bei dem ein Teufelskreis aus steigenden Infektionsraten und erhöhtem Antibiotikakonsum die Medikamente letztendlich unwirksam machen könnte. (eulerpool-AFX)