Spanien und Italien zahlen nach EZB-Entscheidung Rekordzinsen
Rom/Madrid/Frankfurt (dpa) - Am Markt für europäische Staatsanleihen haben Anleger am Donnerstag enttäuscht auf Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi zu weiteren Maßnahmen im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise reagiert.
Als klar wurde, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nicht sofort mit dem Kauf von Staatsanleihen angeschlagener Eurostaaten beginnt, sind die Renditen der richtungsweisenden Staatsanleihen mit der Laufzeit von zehn Jahren massiv angestiegen. Die Papiere aus Spanien sprangen sogar wieder über die Marke von 7,0 Prozent. Diese gilt mit Blick auf die langfristige Finanzierung eines Staates als nicht verkraftbar.
Im Nachmittagshandel sprang die Rendite im zehnjährigen Bereich zuletzt um 0,38 Prozentpunkte auf 7,04 Prozent nach oben. Der Zinssatz für zehnjährige Staatsanleihen aus Italien stieg um 0,29 Prozentpunkte auf 6,19 Prozent.
Die EZB wird nicht einfach das seit März auf Eis liegende Kaufprogramm für Staatsanleihen reaktivieren. Hierauf hatten viele Anleger spekuliert, nachdem Notenbankchef Draghi in der vergangenen Woche mit starken Worten weitere Maßnahmen angedeutet hatte. Nach den jüngsten Aussagen von Draghi wurde deutlich, dass die Notenbank den Rettungsfonds EFSF bei möglichen Anleihekäufen mit im Boot haben will.
Draghi sagte zudem, dass die EZB bei einem möglichen Eingriff am Markt für europäische Anleihen nur kurzfristige Papiere kaufen werde. Dementsprechend zeigte sich bei den Staatsanleihen aus Spanien und Italien mit einer Laufzeit von zwei Jahren im Handel ein völlig anderes Bild: In der kurzen Laufzeit fiel die Rendite bei Papiere aus Italien um 0,07 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent und in Spanien ging die Rendite bei den zweijährigen Anleihen um 0,11 Prozentpunkte auf 4,68 Prozent zurück.