Sommerreisen als Rettungsanker: Tui trotzt verspäteten Osterferien und Marktungleichgewichten
Der verspätete Ostertermin hat dem Reisekonzern Tui gleich in zweifacher Hinsicht eine Herausforderung beschert: Während sich die erhofften Umsätze und Gewinne aus den Osterferien dieses Jahr verschoben haben, zögern die Reisebuchungen für den Sommer. Dennoch bleibt Vorstandschef Sebastian Ebel optimistisch und sieht den Konzern auf einem stabilen Wachstumspfad, angetrieben durch erhöhte Reisepreise, trotz eines turbulenten wirtschaftlichen Umfelds mit Handelskonflikten und Zollverwirrungen. Die Neuigkeiten von Tui kamen im frühen Handel bei den Börsianern schlecht an und die Aktie fiel um fast elf Prozent, was sie zum größten Verlierer im MDax machte.
Branchenexperte Peter Clark von Bernstein äußerte sich kritisch zur aktuellen Buchungslage, während Jaina Mistry von Jefferies in den Quartalszahlen unerwartete Stärke erkannte. Für die Hochsaison im Sommer verzeichnet Tui bislang ein Prozent weniger Buchungen als im Vorjahr, wobei der britische Markt stabil bleibt, der deutsche jedoch mit einem Rückgang von drei Prozent zu kämpfen hat. Trotz dieser Zahlen bleibt Ebel zuversichtlich, dass die Buchungen nun wieder anziehen werden. Die im Schnitt vier Prozent höheren Preise für Sommerreisen könnten dem Konzern dabei helfen, die positive Entwicklung fortzusetzen, die bereits im Winter zu beobachten war.
Der Konzern verzeichnete im Winterhalbjahr zwei Prozent mehr Gäste als im Vorjahr, obwohl diese Zeit traditionell verlustreich ist. Doch die Sommersaison, in der Reiseveranstalter und Fluggesellschaften den Großteil ihres Umsatzes erzielen, bleibt entscheidend. Ebel geht davon aus, dass Urlaubsreisen auch in unsicheren Zeiten gefragt bleiben. Während einige Reisende zu günstigeren Zielen wie Tunesien statt Spanien greifen, bleiben die Gesamtbuchungen dennoch stabil.
Im aktuellen Geschäftsjahr plant Tui, den Umsatz währungsbereinigt um 5 bis 10 Prozent zu steigern und das bereinigte operative Ergebnis um 7 bis 10 Prozent zu verbessern. Zwischen Oktober und März verringerte Tui seinen saisonalen Verlust, und der Umsatz stieg um fast acht Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Der operative Verlust schrumpfte deutlich und die konzerneigenen Hotels und Kreuzfahrten konnten zulegen.
Trotz eines Fehlbetrags von 392 Millionen Euro, der um sechs Prozent geringer ausfiel als im Vorjahr, konnte der Schuldenberg aus der Corona-Krise weiter reduziert werden. Ebel zeigt sich zudem erleichtert, dass die angedrohten Zölle zwischen den USA und der Europäischen Union nicht die eigene Flugzeugflotte betreffen. Tui setzt voll auf den US-Flugzeugbauer Boeing, der unter der Aufsicht der FAA steht, jedoch weiterhin zuversichtlich ist, ausstehende Bestellungen zu erfüllen.