Shopify: Vom Snowboard-Shop zum E-Commerce-Riesen
Der Aufstieg von Shopify zum Giganten der E-Commerce-Branche klingt fast wie ein Märchen. Aus einem kleinen Online-Geschäft für Sportartikel, das Tobias Lütke vor zwanzig Jahren aus Frust über mangelnde Optionen gründete, ist eine der größten E-Commerce-Plattformen nach Marktkapitalisierung erwachsen. Lütke, der Shopify 2006 ins Leben rief, hatte sich zum Ziel gesetzt, Händler gegen den Giganten Amazon zu wappnen und diese als 'Rebellen' zu verstärken. Dieses Bestreben trug Früchte, denn bereits im Jahr 2019 übertraf Shopify in der Marktkapitalisierung seinen Konkurrenten eBay.
Aktuell zählt das kanadische Unternehmen zu den schnellstwachsenden in Amerika und findet sich auf Platz 173 der FT-Statista-Liste wieder. Der Fokus liegt nun darauf, das Wachstum durch die Gewinnung von Großkunden weiter voranzutreiben. Shopify bleibt dabei für Endverbraucher unsichtbar, doch mehr als 10 Prozent des gesamten Online-Einzelhandels in den USA laufen über die Plattform. Im Jahr 2023 generierte Shopify Umsätze von 236 Milliarden Dollar für Millionen von Händlern weltweit.
Ken Wong von Oppenheimer schätzt die Einzigartigkeit Shopifys, das sowohl kleine als auch internationale Konzerne bedient. Ursprünglich als abonnementbasierte Plattform gegründet, erlaubte Shopify Händlern mit geringem Know-how einen individuellen Onlineshop einzurichten. Durch niedrige Monatsgebühren wurden gerade Gründer stark entlastet.
Zu den zahlreichen kleinen Händlern auf Shopify gesellen sich mittlerweile Großkunden wie Mattel oder Nestlé. Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Schaffung eines Ökosystems durch Drittanbieterservices, die den Verkauf der Händler ankurbeln und das Unternehmen zum unverzichtbaren Partner machen. Diese Dienste reichen von Marketing über Analytik und Lagerverwaltung bis hin zu Unternehmenskrediten, wobei der Zahlungsverkehr mit Lösungen wie ShopPay den größten Umsatzteil ausmacht.
Shopify ermöglichte auch Unternehmen wie Beekman 1802, einem Hersteller von Ziegenmilch-Hautpflegeprodukten, eine internationale Expansion durch Bereitstellung von Marktanalysen, Zollabwicklungen und Auslandstransaktionen. Komplette Lösungen steigern auch hier die Effizienz des Vertriebs ins Ausland.
Obwohl Shopify hohe Transaktionsgebühren von 2-3 Prozent von mittelständischen Händlern erhebt, was laut Harshita Rawat von Bernstein zu 'sehr lukrativen Wirtschaftlichkeiten' führt, steht das Unternehmen weniger in Konkurrenz zu kostengünstigen chinesischen Online-Händlern wie Temu und Shein. Im Gegenteil: Marken wie Warby Parker, die auf Shopify setzen, sind durch eine einzigartige Branding-Strategie geschützt.
Shopify richtet sich nun gezielt an große Unternehmen, indem Dienstleistungen einzeln statt im Paket angeboten werden, und tritt in direkte Konkurrenz mit Produkten von Software-Giganten wie Salesforce, Adobe und SAP. Diese Strategie sei zeit- und kostenintensiv, so Stefan Slowinski, Analyst bei BNP Paribas. Er warnt jedoch davor, dass Shopify in alte Muster verfallen und übermäßig investieren könnte, wenn es nicht gelingt, Finanz- und Cashflow-Ziele klar zu definieren.
Ein weiteres Risiko sieht Slowinski darin, dass Händler bei den Zahlungsdiensten abwandern könnten. Dies gilt besonders für Unternehmen wie Nautilus Designs, das die Plattform wegen der Transaktionsgebühren verlassen will.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Shopify ein wichtiger Partner für seine Klienten, wobei die angebotenen Dienstleistungen und Beratungen für viele von unschätzbarem Wert sind. (eulerpool-AFX)