Seitenwechsel in die Wirtschaft lohnt sich meist

Berlin (dpa) - Der Aufschrei war auch bei einstigen Berufskollegen zunächst groß. Als Gerhard Schröder kurz nach seiner Abwahl als Kanzler 2005 den Aufsichtsrats-Vorsitz bei der vom russischen Konzern Gazprom dominierten Ostsee-Pipeline sowie einige weitere gut dotierte Posten übernahm, hagelte es Proteste.

Im Bundestag wurde eine fünfjährige Karenzzeit für scheidende Regierungsmitglieder beim Wechsel in die Wirtschaft verlangt. Doch es änderte sich nichts. Schnell herrschte bei dem heiklen Thema wieder Funkstille. Wie der Sozialdemokrat Schröder will jetzt auch der scheidende hessische CDU-Ministerpräsident Roland Koch seine in langen Jahren gepflegten Kontakte zur Industrie für den persönlichen Vorteil nutzen. Zahlreiche andere Spitzenpolitiker haben Koch dies bereits erfolgreich vorgemacht.

Fast im fliegenden Wechsel verabschiedete sich zuletzt Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus nach seiner Abwahl aus dem politischen Metier. Der CDU-Politiker heuerte im Frühjahr kurzfristig beim Automobilzulieferer Magna an, wo er im Vorstand auch für politische Kundenkontakte zuständig ist. Zielstrebig bereitete Friedrich Merz seinen politischen Ausstieg vor. Der kurzzeitige Unions-Fraktionschef sammelte bereits eine Reihe von lukrativen Aufsichtsratssitzen, als er noch im Bundestag saß. Gleichzeitig war der Sauerländer bereits Teilhaber einer wichtigen Anwaltskanzlei. Auch dem eher unglücklich agierenden Wirtschaftsminister Michael Glos hat der Rücktritt zumindest finanziell wohl nicht geschadet. Der CSU-Politiker schmückt sich inzwischen mit einer wachsenden Zahl von meist gut bezahlten Mandaten aus der Wirtschaft.

Auch Unionsgrößen in früheren Zeiten verhielten sich ähnlich. Nach seinem durch Affären erzwungenen Abgang startete der baden- württembergische Ministerpräsident Lothar Späth noch eine erfolgreiche Unternehmerkarriere. Helmut Kohls letzter Verkehrsminister Mathias Wissmann nutzt seine früheren Kontakte heute als Präsident des Verbandes der Automobilindustrie. Und sein CDU- Parteifreund Friedrich Bohl, bis 1998 Kanzleramtsminister, wechselte gleich nach seinem politische Rückzug in den Vorstand der Deutschen Vermögensberatung in Frankfurt am Main.

Auch einstige SPD-Größen sind heute gut im Geschäft. Der frühere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, der seine Partei im Streit verließ, betätigt sich in mehreren Aufsichtsräten, darunter beim Kraftwerksbetreiber RWE Power. Clements parteiloser Vorgänger Werner Müller wechselte als Vorstandschef an die Spitze der Ruhrkohle AG (heute Evonik) sowie später an die Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn. Für viel Aufsehen sorgte Anfang dieses Jahres auch der Rücktritt von Bremens SPD-Wirtschaftssenator Ralf Nagel, der unter anderem für die Häfen der Hansestadt zuständig war. Der Sozialdemokrat teilte mit, sein neuer Arbeitgeber sei der Verband der deutschen Reeder.

Auch die Grünen, die noch vor nicht wenigen Jahren regelmäßig gegen solche Verquickungen zu Felde zogen, sind dabei stiller geworden. Immerhin ist ihr einstiger Außenminister auch gut mit dabei. Joschka Fischer berät Firmen wie Siemens und BMW sowie RWE beim Bau der Nabucco-Pipeline. Der ehemalige Agar-Staatssekretär Matthias Berninger verabschiedete sich aus der Politik, um für den Süßwarenkonzern Mars in Brüssel aktiv zu werden. Gunda Röstel, bis 2000 Grünen-Chefin, verdient inzwischen in der Wasserbrache ihr Geld. Und die frühere Grünen-Abgeordnete Marianne Tritz wechselte sogar als Geschäftsführerin zum Deutschen Zigarettenverband.

Regierung / Hessen / Wirtschaft
25.05.2010 · 22:24 Uhr
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