Schottland lässt Klimaziele hinter sich – Tempo bei Emissionssenkung verlangsamt
Schottlands ambitionierte Pläne zur Bekämpfung des Klimawandels scheinen ins Stocken zu geraten – ein Schlag für die klimapolitische Vorbildfunktion des Landes. Der frühe Vorreiter einer strengen, gesetzlich festgelegten Klimazielsetzung ist dabei, den selbst gesteckten Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Die Senkung der Treibhausgasemissionen um 75 Prozent bis 2030, gemessen an den Werten von 1990, wurde nun von der Regierung als unerreichbar erklärt.
Màiri McAllan, die Ministerin für Net Zero, also den Übergang zu einer Netto-Null-Emissionswirtschaft, konstatierte diese Woche die Notwendigkeit, die jährlich gesetzten Klimaziele aufzugeben und stattdessen eine Überprüfung dieser Ziele im Fünfjahresrhythmus einzuführen. Dies bedeutet eine bedeutende Kehrtwende zur Dynamik des vergangenen Jahres, als Schottlands Klimaziele im Rahmen der internationalen UN-Klimakonferenz in Glasgow als "nicht nur weltweit zu den ambitioniertesten, sondern auch zu den anspruchsvollsten" gelobt wurden.
Die Entwicklungen in Schottland könnten weitreichende Konsequenzen für die internationale Klimapolitik haben und die Argumente einiger Schwellenländer stärken, die behaupten, dass historische Emittenten wie Schottland ihren fairen Anteil an der Emissionsreduzierung nicht leisten. Auch innenpolitisch kommt die Neuigkeit ungelegen: Im Wahljahr stellt es eine Verlegenheit für die regierende Koalition dar, angeführt von der Schottischen Nationalpartei, die für mehr Unabhängigkeit von Großbritannien wirbt.
Die Herausforderungen für Regierungen, ihren vollmundigen Versprechen zur Emissionsminderung Folge zu leisten, steigen angesichts der Dringlichkeit, mit der der Klimawandel das Weltklima verändert und extreme Wetterereignisse befeuert – ein Szenario, das Schottland nun beispielhaft aufzeigt. (eulerpool-AFX)