Russische Luftangriffe auf die Ukraine: Fortgesetzte Angriffsserie verursacht weitere Tote und Zerstörung
Russland hat auch in der vergangenen Nacht seine schweren Luftangriffe auf die Ukraine fortgesetzt, was zu weiteren Todesfällen, Verletzungen und Zerstörungen führte. Besonders betroffen war diesmal die Hauptstadt Kiew, die nach Angaben des ukrainischen Militärs in mehreren Angriffswellen mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen beschossen wurde. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, berichtete über zwei Todesopfer. Zudem brach in einem Hochhaus ein Feuer aus, bei dem nach den neuesten Informationen 49 Menschen verletzt wurden. Viele mussten zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Auch die ostukrainische Großstadt Charkiw wurde zum Ziel der Angriffe. Dort wurde laut Angaben des Katastrophenschutzes ein Mann getötet und 53 weitere Personen wurden verletzt. Aus der russischen Stadt Belgorod auf der anderen Seite der Grenze wurde gemeldet, dass ein Mann getötet und fünf Personen verletzt wurden. Der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow nannte dabei als Grund den Beschuss durch die ukrainische Armee. Die Serie der russischen Großangriffe dauert bereits seit fast zwei Jahren an. Mit den nächtlichen Bombardements demonstriert die russische Armee, dass sie jeden Teil des Nachbarlandes erreichen kann. Die großangelegten Angriffe sollen zudem die ukrainische Flugabwehr überfordern und außer Gefecht setzen. In der vergangenen Nacht setzte Russland laut der ukrainischen Luftwaffe 99 Raketen und Marschflugkörper ein. Es wurden 16 Bombenflugzeuge Tu-95MS eingesetzt, von denen mindestens 70 Marschflugkörper abgefeuert wurden. Davon wurden 59 abgefangen. Des Weiteren starteten Kampfjets vom Typ MiG-31 zehn der besonders gefährlichen Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (Dolch), die alle vom ukrainischen Militär abgefangen wurden. Darüber hinaus feuerten russische Schiffe im Schwarzen Meer Marschflugkörper Kalibr ab und es gab auch Angriffe mit ballistischen Raketen vom Festland aus. Der nächtliche Beschuss begann mit 35 Shahed-Kampfdrohnen, die laut Angaben der ukrainischen Armee alle abgefangen wurden. Die genannten Zahlen stammen allerdings von der ukrainischen Armee und können nicht unabhängig überprüft werden. In Kiew kam es in acht der zehn Stadtbezirke zu Schäden und Bränden, hauptsächlich verursacht durch herabstürzende Raketentrümmer. Auch eine Gasleitung wurde getroffen und in einigen Teilen der Stadt fiel der Strom aus. Zudem gab es Probleme bei der Wasserversorgung. Die Hauptstadt steht noch immer unter dem Schock des bisher schwersten Luftangriffs am vergangenen Freitag, bei dem allein dort etwa 30 Menschen getötet wurden. Aufgrund der verstärkten russischen Luftangriffe rief der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba die Welt zu neuen Waffenlieferungen auf. Er forderte neue Flugabwehrsysteme, Kampfdrohnen aller Art und Raketen mit einer Reichweite von über 300 Kilometern. Bei dem Luftangriff auf die Ukraine schlug ein russisches Geschoss versehentlich in einem russischen Dorf im Grenzgebiet Woronesch ein, wie zivile Behörden berichteten. Dadurch wurden sieben Gehöfte beschädigt. Auch in der russischen Stadt Belgorod nahe der Grenze kam es erneut zu Raketenalarm. Die Flugabwehr konnte jedoch acht anfliegende ukrainische Geschosse abfangen. Das EU- und NATO-Land Polen hat die Luftangriffe gegen die Ukraine mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Zur Sicherheit stiegen am Morgen je zwei Kampfjets vom Typ F-16 der polnischen und der amerikanischen Luftwaffe auf. Vor wenigen Tagen drang eine russische Rakete für drei Minuten in den polnischen Luftraum ein, wie der polnische Generalstab mitteilte. (eulerpool-AFX)