Rocket-Internet-Aktionäre stimmen Börsenrückzug zu
Die Aktionäre billigten auch eine Ermächtigung für ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals. Im Anschluss an die Hauptversammlung kündigte Rocket Internet an, diesen Beschluss anzuwenden und 8,84 Prozent für bis zu 18,57 je Aktie über die Börse zurückkaufen zu wollen. Dadurch solle den Aktionären die Möglichkeit eröffnet werden, ihre Aktien auch bereits vor Vollzug des Delisting-Rückerwerbsangebot an die Gesellschaft zu veräußern, hieß es. Das Programm soll noch am Donnerstag starten und spätestens am 15. November enden.
Rocket hatte Anfang September angekündigt, man wolle sich nach gut sechs Jahren von der Börse zurückziehen. Der Kapitalmarkt habe als Finanzierungsmöglichkeit für das Unternehmen an Bedeutung verloren. Rund die Hälfte an Rocket Internet halten die Samwer-Brüder, größtenteils über das Vehikel Global Founders GmbH. Diese Aktien sollen nicht angedient werden. Der Konzern hält mit 1,9 Milliarden Euro genug Bargeld, um den Rückkauf der übrigen eigenen Papiere zu stemmen.
Rocket Internet gründet oder investiert in Internet- und Technologieunternehmen. Viele seiner aktuellen und früheren Beteiligungen sind mittlerweile an der Börse notiert, wie der Kochboxenversender HelloFresh und der Essenslieferdienst Delivery Hero.
Rocket-Chef Samwer: Börsenrückzug bringt uns mehr Flexibilität
Der Chef der Startup-Schmiede Rocket Internet, Oliver Samwer, hat den geplanten Rückzug von der Börse mit der größeren Freiheit außerhalb des Parketts begründet. Dadurch sei eine "größere Flexibilität im unternehmerischen Handeln" möglich, sagte Samwer am Donnerstag auf der außerordentlichen Hauptversammlung des Unternehmens. Dann könnten strategische Entscheidungen ohne Rücksicht auf die Wahrnehmung am Aktienmarkt und die Berichtspflichten getroffen werden. Zudem würden Kosten gespart.
Die hohen Erwartungen, die 2014 mit dem größten Börsengang einer Internetfirma in Europa seit 2000 verknüpft waren, konnte Rocket nie erfüllen. Das Rocket-Papier liegt aktuell etwa 60 Prozent unter dem Ausgabepreis von 42,50 Euro.
Berlin (Reuters / dpa-AFX)