Retro: Die SSI-Goldbox-Serie

Schon in den 80er Jahren war das Rollenspiel-Genre sehr beliebt. Während sich auf den Konsolen die Vorzeige-Titel The Legend Of Zelda und Final Fantasy mit ihrem japanischen Flair hervortaten, so wussten auf den Heimcomputern vor allem westliche Genrevertreter zu gefallen. Zu den Highlights auf C64 oder dem vom Bürohengst zur Spielemaschine aufsteigenden PC zählten unter anderen legendäre Spiele wie Ultima, The Bard’s Tale, Wizadry oder Dungeon Master. Eine Sonderstellung nimmt dabei die Goldbox-Serie der amerikanischen Firma SSI ein.

Bevor Strategic Simulations Inc. als Entwickler für Rollenspiele auftrat, konzentrierten sich die Amerikaner zunächst, wie man dem Namen schon entnehmen kann, auf Strategiespiele. Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1979 gegründet und kann auf eine lange Historie zurückblicken. Im Genre der strategischen Spiele ist vor allem die Reihe Panzer General zu nennen, die jüngst ein Comeback als Browserspiel feierte. Erst 1984 stieg SSI in den Rollenspielmarkt ein. Während die ersten Projekte weniger Beachtung fanden, trumpfte der Entwickler drei Jahre später groß auf, indem er sich die Rechte an der bekannten AD&D-Reihe sicherte.

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Spätestens als 1995 der exklusive Deal mit dem Vermarkter TSR ablief, ging es auch mit der Firma SSI bergab. Schon ein Jahr zuvor wurde das Unternehmen von Mindscape aufgekauft. Die Liaison zwischen den beiden war jedoch nur von kurzer Dauer, da Mindscape selbst von der Firma The Learning Company aufgekauft wurde. Letztgenannte wurde noch im gleichen Jahr vom Spielzeughersteller Mattel übernommen. Da Mattel jedoch wenig Interesse an den Computerspielen zeigte, wanderten die Rechte 2000 an die Gore Technology Group. Doch selbst dort verweilte die Marke SSI nur bis zum nächsten Jahr. Seit 2001 befinden sich die Reste von SSI im Besitz von Ubisoft. Als eigenständiges Studio ist SSI jedoch schon seit vielen Jahren nicht mehr aktiv.

Der Erfolg kam mit AD&D

Die erfolgreichsten Jahre erlebte SSI mit den offiziell lizenzierten AD&D-Spielen. Allen Ausgaben war gemein, dass sie in einer goldenen Verpackung ausgeliefert worden, der ihnen auch die Bezeichnung Gold-Box-Series gab. Der Ursprung des AD&D-Universums liegt im Pen-and-Paper-Rollenspiel von TSR. Bis heute wird die Reihe in diesem Format vermarktet, ist jedoch mittlerweile unter der Bezeichnung D&D bekannt. Die Rechte liegen inzwischen allerdings bei den Magic-The-Gathering-Machern Wizards Of The Coast. In den 80er Jahren wurden bei TSR unterschiedliche Spielwelten erschaffen.

Im Jahr 1988 veröffentlichte SSI das erste Spiel mit der offiziellen AD&D-Lizenz: Pool Of Radiance. Angesiedelt war das erste Spiel in der bekannten Spielwelt Forgotten Realms, eines der beliebtesten Szenarien der Pen-and-Paper-Fangemeinde. Wie andere Rollenspiel-Serien auch, übernahm der Spieler in den Titel der Gold-Box-Reihe nicht nur einen einzigen Charakter, sondern gleich eine ganze Gruppe. Eine Heldentruppe konnte sechs Charaktere aufnehmen, die es natürlich möglichst ausgewogen zu gestalten galt. Archetypische Figuren wir Kämpfer, Magier, Dieb oder Kleriker fanden sich auch in SSIs Titeln wieder. Ähnlich traditionell ging es beim Durchlaufen der Städte und Dungeons zu. Wie in vielen anderen Rollenspielen dieser Zeit, durchläuft die Heldengruppe die Umgebung in einer 3D-Perspektive. Ein Tastendruck entspricht einem Schritt, abgerundete Ecken suchte man in den 80ern noch vergebens. Dies hatte dafür jedoch den Vorteil, dass der Rollenspiel-Enthusiast somit hervorragend Karten auf Papier anlegen konnte. Automapping oder andere Hilfsmittel zur Orientierung gab es nicht. So war in dieser Zeit das manuelle Anlegen von Kartenmaterial keine Seltenheit.

Das Problem mit den Disketten

Auch in anderen Bereichen spielte Papier eine große Rolle. Da der Speicherplatz auf den Disketten knapp und wertvoll war, wurden Teile der Geschichte ins Handbuch ausgelagert. An einigen Stellen im Spiel wurde auf die nummerierten Journal Entrys verwiesen. Dort ließen sich längere Texte nachlesen. Somit diente das Handbuch auch gleichzeitig als Kopierschutz, da sich ohne diese Beilage die Geschichte nicht im vollen Umfang nachvollziehen ließ.

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Eine Besonderheit und echtes Alleinstellungsmerkmal der Gold-Box-Serie war jedoch die Ausgestaltung der Kämpfe. Bei diesen schaltet das Geschehen in eine isometrische Ansicht um und ein strategisches Kampffeld entfaltet sich. Die rundenbasierte Kämpfe haben es dann auch tatsächlich in sich. Im Gefecht gelten die Regeln aus dem Pen-and-Paper-Rollenspiel, die in Form der Charakterwerte sehr transparent dargestellt werden. So müssen die körperlich schwachen Zauberwirker geschützt werden, damit sie aus dem Hinterhalt ihre Magie verteilen können. Flächenzauber wie der Feuerball wollen gut platziert werden, damit nicht am Ende die eigenen Gruppenmitglieder Schaden davon nimmt. Weiterhin könnten die Helden auch hinter diversen Barrikaden oder Bäumen Schutz suchen. Sie können aber auch dazu verwendet werden, um zum Beispiel einen Blitzstrahl dagegen zu schleudern, der dann wiederum vom Hindernis reflektiert wird.

Die Goldbox-Reihe wird ausgebaut

Die Tugenden von Pool Of Radiance hat SSI dann auch in die weiteren Titel der Serie übertragen. Für einige Ableger konnte SSI auch die bekannten Westwood Studios gewinnen. Der Entwickler erlangte einige Jahre später einen legendären Ruf durch die Arbeit an Evergreens wie Dune 2, The Legend Of Kyrandia oder Command & Conquer. Insgesamt erschienen vier AD&D-Spiele im Forgotten Realms Setting. 1990 startete SSI dann den ersten Ausflug in die Drachenlanzen-Saga, die vor allem durch die Romanreihe bekannt wurde. Weniger erfolgreich erwies sich die erst spät gestartete Savage-Frontier-Serie, von der es lediglich zwei Titel gab. Zu guter Letzt gibt es mit Buck Rogers noch zwei weitere Spiele mit Science-Fiction-Setting. Den Abschluss der Gold-Box-Ära gab es dann im Jahr 1993 mit dem Construction Kit, mit dem kreative Spieler ihre eigenen Szenarien entwerfen konnten.

Während die Spiele aus den Serien Forgotten Realm und Dragonlance von den meisten Spielern begeistert aufgenommen wurden, musste sich SSI später den Vorwurf gefallen lassen, seine Spiele nicht ausreichend weiter zu entwickeln. So wirkten die Savage-Frontier-Spiele wie ein lauwarmer Aufguss der beliebten Klassiker. Leider konnten auch die Folgetitel mit neuer Engine das Ruder nicht mehr herumreißen. Neue Reihen wie Dark Sun oder Ravenloft blieben hinter den Erwartungen zurück. Deutlich erfolgreicher waren hingegen neue Spielkonzepte wie die Serie Eye Of The Beholder, die ebenfalls auf die Kappe der Westwood Studios ging. Die Gold-Box-Reihe spielte zu dieser Zeit dann jedoch kaum noch eine Rolle.

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Gaming
[next-gamer.de] · 10.04.2015 · 19:52 Uhr
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