Report: Bombenbastler in Berlin-Neukölln gefasst

Berlin (dpa) - Sechsstöckige Betonbauten reihen sich in der Siedlung aus den 70er-Jahren im südlichen Berlin-Neukölln aneinander. Die Gegend gilt als sozialer Brennpunkt, die Polizei hat hier viel zu tun.

Dass aber ein Hauseingang den ganzen Tag von bewaffneten Polizisten bewacht wird, ist doch ungewöhnlich. Hier wohnte einer der beiden Terrorverdächtigen, die am Donnerstag gefasst wurden.

Nach monatelanger Observation schlugen die Spezialisten des Berliner Landeskriminalamtes am Vormittag zu - drei Tage vor dem 10. Jahrestag der Terroranschläge von New York und Washington. Zwei junge Männer arabischer Abstammung wurden festgenommen - ein 28-Jähriger aus dem Gaza-Streifen und ein 24-Jähriger mit deutschem Pass und libanesischen Wurzeln.

Sie hatten bei verschiedenen Firmen Kühlelemente und Säure bestellt. «Damit hätten sie einen Sprengsatz von erheblicher Sprengwirkung herstellen können», sagte ein Polizeisprecher. Was die Männer aber konkret im Schilde führten, ist noch nicht klar. Von einem geplanten islamistischen Terroranschlag will die Polizei nicht explizit sprechen.

Nachbarn aus der Neuköllner Siedlung machten ihre eigenen Beobachtungen. Der Sozialpädagoge Yussef Ibrahim berichtet, er kenne einen der beiden Verdächtigen. Der junge Mann habe häufig mit Jugendlichen Fußball spielt und versucht, sie zu beeinflussen. So hätte der Mann ihnen gesagt, sie dürften keine Trikots des Fußballstars Cristiano Ronaldo tragen, weil dieser ungläubig sei. Jugendliche in dem Viertel seien anfällig für diese Thesen, weil sie den Islam nicht gut kennen würden.

Ein anderer junger Mann sagt: «Ich war geschockt, ich hoffe, dass das nicht stimmt.» Eine Anwohnerin meint hingegen, sie sei nicht überrascht. «Gerade in Neukölln gibt es ja viel mit Islamismus, hier gucken auch alle arabisches Fernsehen.» Ein etwa 30-Jähriger wehrt sich gegen pauschale Vorwürfe: «Ich finde es schlimm, wegen ein paar Idioten sind jetzt alle islamischen Leute unter Verdacht.» Einen Zusammenhang mit dem Jahrestag der Anschläge sehen die Ermittler nicht. «Wir haben keinen Hinweis darauf, dass hier am 11. September eine Bombe hochgehen sollte», sagte ein Sprecher. Bei schwerwiegenden Verbrechen zieht normalerweise die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen sofort an sich. In diesem Fall geschah das zunächst einmal nicht.

Die Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft liefen schon länger. Die Firmen, bei denen die Männer die Chemikalien bestellten, informierten die Polizei. Fahnder sollen die Verdächtigen daraufhin eng überwacht haben. Die Polizei schlug wohl jetzt zu, um jede Gefahr zu vermeiden. Die Fahnder durchsuchten neben den beiden Wohnungen der Männer auch Räume einer Moschee in der zweiten Etage eines alten Backsteinbaus im Stadtteil Wedding. Hier sollen die beiden Verdächtigen zeitweise auch gewohnt haben.

Die Umgebung ist geprägt von türkischen Einwanderern. Die Ar-Rahman-Moschee und das «Islamische Kulturzentrum für religiöse Aufklärung» liegen in einer kleinen Sackgasse zwischen Gewerbebauten und einem Krankenhaus. Die Behörden betonen, gegen das Kulturzentrum werde nicht ermittelt.

Kriminalität / Terrorismus
08.09.2011 · 22:46 Uhr
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