Report: Alptraum im Urlaubsparadies Tunesien

Berlin (dpa) - Alles musste ganz schnell gehen. Als sich die Unruhen im Urlaubsland Tunesien zuspitzten, mussten tausende deutsche Urlauber Hals über Kopf ihre Hotels verlassen, um nach Deutschland ausgeflogen zu werden.

Viele fanden die Aufforderung, schnell ihre Koffer zu packen, als sie vom Pool zum Hotelzimmer zurückkamen. Manche konnten es kaum erwarten, wieder in die Heimat zu kommen, weil sie von Schüssen und Ausgangssperre verängstigt waren. Andere wussten gar nicht, wie ihnen geschah, weil sie in ihren Hotelanlagen von den blutigen Unruhen nichts mitbekommen hatten.

Wer die Schrecken der tunesischen Staatskrise mitbekommen hatte, fiel seinen wartenden Angehörigen am Flughafen erleichtert um den Hals und berichtete von den schlimmen Erlebnissen. «Ich habe Angst gehabt», sagte die die 53-jährige Mbarka Khamassi aus dem Rems-Murr- Kreis nach ihrer Landung auf dem Flughafen Stuttgart. Mit zittriger Stimme berichtete sie von Toten auf den Straßen. In der Stadt Sousse sei sie mit Tränengas beschossen worden. «Ich konnte nichts mehr sehen und kaum noch atmen.»

Die 22-jährige Sabrina Stein aus Regensburg berichtete von Schüssen, die sie nachts vor ihrem Hotel in Monastir hören konnte. Auf der Fahrt zum Flughafen hätten sie Tankstellen und eine Polizeistation in Trümmern gesehen, sagte Stein. Ihre Freundin Jana Strauß berichtet, im Hotel sei nur noch die Hälfte des Personals gewesen. «Es war plötzlich so leer.»

Für Sonja war an Erholung in diesem Urlaub ebenfalls nicht zu denken. Auch vor ihrem Hotel in Djerba waren Schüsse zu hören, wegen einer Ausgangssperre durfte niemand abends die Urlaubsanlage verlassen, berichtete die Münchnerin, die mit ihrem Kind Urlaub in Tunesien gemacht hatte. Zwar habe sie tagsüber Märkte besuchen können, aber auch da sei die Stimmung sehr angespannt gewesen. «Das Hotelpersonal war aber sehr nett, da haben wir uns extrem sicher gefühlt», sagte die Frau nach ihrer Rückkehr am Frankfurter Flughafen.

«Ich bin froh, dass ich daheim bin. Nur schnell raus. Es sind Schüsse gefallen», berichtete Claus Kraft (36) aus Murr am Neckar nach seiner Landung in Düsseldorf. Er hatte in der Küstenstadt Zarzis Urlaub gemacht. «In der Stadt war überall Polizei.» Die Schüsse seien auf dem Markt der Stadt gefallen, später habe er erfahren, dass dort vier Menschen ums Leben gekommen seien - darunter auch ein Mitarbeiter der Hotelrezeption.

«Wir sind froh, dass wir raus sind», sagte auch Robert Flanigan (69) aus Cloppenburg, nachdem er mit seiner Frau in Hannover gelandet war. Das ganze Hotel, in dem er Urlaub machte, sei geräumt worden. In Hannover wurde er von seinem Sohn, der Schwiegertochter und dem dreijährigen Enkel in die Arme geschlossen.

Ilse Gwiasda berichtete nach der Rückkehr in Berlin: Als sie auf ihr Hotelzimmer zurückgekehrt war, habe sie einen Zettel mit der Nachricht gefunden, dass sie in wenigen Minuten in der Hotelhalle sein solle, um zum Flughafen zu fahren.

Manche Passagiere zeigten sich auch enttäuscht und verärgert über den jäh beendeten Urlaub: Die Reiseveranstalter würden die Urlauber einfach nach Hause schicken, ohne sich ein Bild von der Lage zu machen. Unverständnis äußerte Ursula Schlützen: «Wir haben nichts gehört und nichts mitbekommen, ich weiß nicht, warum wir weg sollten», sagte die Frau aus Stade in Niedersachsen.

Ähnlich erging es Hubert und Dorothea Kotzur aus dem Sauerland. Eigentlich hätten sie 14 Tage in Tunesien bleiben sollen, doch wegen der Rückholaktion war der Urlaub nach vier Tagen schon wieder vorbei. «Wir hatten nichts mitbekommen, ich wundere mich, dass die uns nach Hause geschickt haben, das war sehr unorganisiert, niemand wusste, wo wir hin sollen», erzählte das Paar.

Konflikte / Tourismus / Tunesien
16.01.2011 · 22:21 Uhr
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