Regierung bietet Dialog mit Bauern an - Proteste gehen weiter
Nach tagelangen Protesten gegen die geplanten Agrar-Kürzungen zeigt die Ampel-Koalition Verständnis für die aufgebrachte Stimmung unter den Landwirten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte am Donnerstag sein Verständnis für die Proteste und lud die Vorsitzenden der acht Bauernverbände zu einem Dialog nach Berlin ein. Auch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich signalisierte Offenheit für Änderungen beim geplanten Abbau der Steuererleichterungen für den Agrar-Diesel. Die Proteste der Bauern sollen am Montag ihren Höhepunkt mit einer Demo in Berlin erreichen.
Auch Scholz bekommt Proteste zu spüren
Die geplanten Kürzungen der Steuervergünstigungen für Agrardiesel haben einen regelrechten Proteststurm unter den Bauern ausgelöst. Beim Besuch eines Bahnwerks in Cottbus bekam Bundeskanzler Scholz am Donnerstag die Auswirkungen der Proteste hautnah zu spüren. Während seiner Rede wurden Traktoren mit lautem Hupen am Veranstaltungsort vorbeigefahren. Trotz der Proteste äußerte sich Scholz verständnisvoll: "Und auch das gehört zur Demokratie dazu, dass man sich seine Meinung sagt."
Landwirte zeigen sich enttäuscht über Dialogangebot
Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff traf sich am Rande der Veranstaltung mit Scholz und äußerte sich nach dem Gespräch enttäuscht über das Dialogangebot. Obwohl Scholz ihm versicherte, mit Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) zu sprechen, reicht das den Landwirten nicht aus. Wendorff betonte, dass der Dialog viel zu spät komme und die Landwirte nicht von heute auf morgen von den Straßen bekommen werde.
Fraktionschefs laden Bauernverbände ein
Um den Dialog mit den Bauern aufrechtzuerhalten, haben die Fraktionschefs der Ampel-Koalition die Vorsitzenden der Bauernverbände für Montag zu einem Gespräch eingeladen. In einem Schreiben betonten sie, dass es den Bauern nicht nur um finanzielle Belastungen gehe, sondern auch um fehlende Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven. Es sei wichtig, zu diesen Fragen im direkten Dialog mit den Vertretern der Landwirtschaft zu bleiben, heißt es in dem Schreiben.
Mützenich signalisiert Kompromissbereitschaft
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zeigte seine Kompromissbereitschaft und betonte, dass alle Vorschläge der Bundesregierung geprüft werden. Die Entscheidungen würden letztendlich von denjenigen getroffen, die vom Souverän mit dem Mandat ausgestattet wurden. Er verwies auch darauf, dass der Bundestag das letzte Wort habe, wenn es um die Schließung des Milliardenlochs im Bundeshaushalt 2024 gehe.
Gemischte Reaktionen der Landwirtschaftsverbände
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte das Dialogangebot der Ampel-Koalition. Ihr Vorsitzender Martin Schulz betonte jedoch die Notwendigkeit, die Agrarpolitik grundlegend zu ändern. Der Bauernverband hingegen zeigte sich weiterhin unzufrieden mit den Entschärfungen der Subventionskürzungen. Präsident Joachim Rukwied betonte, dass ein fauler Kompromiss keine Lösung sei und die Proteste nicht beenden werde.
Esken schließt Kompromisse aus
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken machte den Bauern wenig Hoffnung auf Kompromisse seitens der Regierung. Sie betonte, dass die Subventionen für Agrardiesel schrittweise abgebaut werden müssten, um klimaschädliche Subventionen abzubauen. Esken verwies zudem auf das generelle Ziel der Koalition, Subventionen zu reduzieren. (eulerpool-AFX)