Optimistische Buchungszahlen versus operative Herausforderungen bei der Lufthansa
Mit Blick auf die bevorstehende Urlaubszeit zeigt sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr zuversichtlich über das Aufkommen im Reiseverkehr. Die Fluggesellschaft prognostiziert für die Sommermonate eine deutliche Steigerung der Buchungen um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser positiven Aussichten müssen die Erwartungen für den operativen Gewinn des Jahres 2024 nach unten korrigiert werden. Eine umfassende Kostenkonsolidierung der Hauptmarke Lufthansa steht nun im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie.
Doch die Annäherung an ein unbeschwertes Reiseerlebnis bleibt für die Anleger am Aktienmarkt getrübt. Bereits im frühen Handel zeigte sich die Lufthansa-Aktie mit einem Rückgang von etwa 0,5 Prozent auf 6,72 Euro leicht angeschlagen und reihte sich unter den schwächeren Titeln im MDax ein. Nicht unerwartet folgt dieser Abwärtstrend auf eine Gewinnwarnung im April und ein nicht vollständig rehabilitiertes Kursniveau seit Jahresbeginn, mit bisher mehr als 16 Prozent Verlust.
Die finanziellen Auswirkungen der Streiks im eigenen Unternehmen und an zahlreichen Flughäfen haben tiefe Spuren hinterlassen und zwangen die Airline, ihre Gewinnprognose um 500 Millionen Euro zu reduzieren. Das bereinigte operative Ergebnis soll im Gegensatz zu den 2,7 Milliarden Euro von 2023 jetzt auf 2,2 Milliarden Euro begrenzt sein. Der Tarifkampf hat bereits konkrete Kosten von 350 Millionen Euro verursacht und ein langwieriger Schatten liegt auf dem zweiten Quartal, in welchem weitere Belastungen erwartet werden. Gerade die ausgebliebenen Buchungen und somit entgangenen Erlöse aus gewinnträchtigen Last-Minute-Reservierungen wiegen schwer.
Im ersten Quartal stieg zwar die Passagierzahl über das Airlines-Portfolio, darunter Lufthansa, Swiss und Eurowings, um zwölf Prozent auf 24 Millionen, der Umsatz jedoch nur um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Die strukturellen Zusatzkosten absorbierten diese Mehreinnahmen. So resultierte daraus ein bereinigter operativer Verlust von 849 Millionen Euro - eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. Selbst die Frachtsparte Lufthansa Cargo musste Verluste verkraften, während das gesamtkonzernweite Defizit um mehr als die Hälfte auf 734 Millionen Euro anstieg.
Nach Abschluss der Tarifvereinbarungen mit dem Großteil der Belegschaft, die eine Erhöhung der Lohnkosten in den folgenden Jahren mit sich bringen, blickt die Lufthansa auf ein reduziertes Flugangebot von 92 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 für das laufende Jahr. Im Hochsommer soll das Angebot 95 Prozent erreichen. Als Reaktion auf die Gewinneinbußen legt das Management den Fokus auf Kostensenkungen und die Überprüfung von Neueinstellungen in der Verwaltung sowie die Suspendierung neuer Projekte. (eulerpool-AFX)