Nintendo schockt Presse: Switch 2 könnte ohne Tests zum Launch erscheinen – Firmware-Update als Vorwand?
In der Welt der Videospiele gilt eine ungeschriebene Regel: Neue Hardware wird Wochen vor dem offiziellen Verkaufsstart an Fachjournalisten versendet, damit diese die Geräte ausführlich testen können. Doch Nintendo scheint diesen etablierten Kodex für seinen nächsten großen Wurf zu brechen. Ein Vorgehen, das nicht nur die Medienwelt in Aufruhr versetzt, sondern auch weitreichende Konsequenzen für die gesamte Branche haben könnte.
Day-One-Update als fragwürdiger Vorwand
Wie das Branchenportal „The Game Business“ berichtet, hat Nintendo zahlreiche Redaktionen darüber informiert, dass Testgeräte der am 5. Juni erscheinenden Switch 2 erst kurz vor Launch verschickt werden. Als Begründung führt der japanische Spielegigant ein umfangreiches Day-One-Firmware-Update an, das unmittelbar zum Verkaufsstart bereitstehen soll. Diese Entscheidung stößt in der Branche auf massive Kritik, schließlich sind Day-One-Updates bei Konsolenveröffentlichungen längst Standard und waren bisher nie ein Hindernis für rechtzeitige Testmuster.
Medienhäuser zwischen Frust und Zeitnot
„Es ist wirklich frustrierend“, zitiert der Bericht einen namentlich nicht genannten Redakteur. „Wir müssen die Switch 2 abdecken, während wir gleichzeitig das Summer Game Fest bearbeiten. Wie sollen wir das schaffen?“ Die Überschneidung mit dem branchenweiten Summer Game Fest, bei dem zahlreiche Publisher ihre kommenden Titel präsentieren, stellt die ohnehin chronisch unterbesetzten Redaktionen vor ein kaum lösbares Ressourcenproblem.
Ein weiterer kritischer Aspekt: Auf dem grauen Markt werden mit Sicherheit einige Konsolen vor dem offiziellen Verkaufsstart auftauchen – durch Händler, die das Straßendatum brechen. „Jeder, der eine Konsole vorzeitig von einem zwielichtigen Händler ergattern kann, wird einen Vorsprung bei der Berichterstattung haben“, bemängelt ein anderer Redakteur. In Kombination mit den zu erwartenden Lieferengpässen zum Start entsteht ein Szenario, in dem professionelle Tests durch seriöse Medien fehlen, während dubiose Quellen die Informationshoheit übernehmen könnten.
Spieleentwickler in der Zwickmühle
Nicht nur Journalisten sind von Nintendos Entscheidung betroffen. Auch Spieleentwickler und Publisher, die Launch-Titel neben dem Zugpferd „Mario Kart World“ veröffentlichen wollen, sehen sich vor immensen Herausforderungen. „Der Mangel an unabhängiger kritischer Bewertung wird es für uns sehr schwer machen“, erklärt ein PR-Verantwortlicher. „Vielleicht wären wir besser damit gefahren, ein paar Wochen zu warten.“ Die fehlenden Tests könnten somit nicht nur Nintendo selbst, sondern auch Drittanbieter treffen, die auf den Erfolg ihrer Spiele zum Konsolenstart angewiesen sind.
Moderates Verkaufsziel trotz höherer Preise
Während der jüngsten Bilanzpressekonferenz offenbarte Nintendo-Präsident Shuntaro Furukawa überraschend moderate Verkaufsprognosen für die neue Konsole. Mit 15 Millionen verkauften Switch 2-Systemen und 45 Millionen Softwareeinheiten im ersten Jahr kalkuliert das Unternehmen deutlich vorsichtiger als beim phänomenalen Erfolg des Vorgängers.
„Derzeit liegt die oberste Priorität darin, die Switch 2-Hardware schnell zu popularisieren“, erläuterte Furukawa. Als Hauptgrund für die zurückhaltenden Prognosen nannte er den höheren Preis der neuen Konsole im Vergleich zum Original. „Da die Switch 2 teurer ist als die ursprüngliche Switch, erkennen wir an, dass es erhebliche Hürden geben wird, um in der Anfangsphase eine weite Verbreitung der Konsole zu erreichen“, so der Nintendo-Präsident.
Die Strategie hinter dem Rätsel
Nintendos ungewöhnliches Vorgehen wirft zahlreiche Fragen auf. Versucht das Unternehmen, kritische Stimmen zum Konsolenstart zu vermeiden? Gibt es technische Probleme, die durch das Day-One-Update behoben werden müssen? Oder ist es schlicht eine kalkulierte Strategie, um die Vorfreude und Spannung bis zum letzten Moment hochzuhalten?
Was auch immer hinter dieser Entscheidung steckt – sie fügt sich nahtlos in Nintendos oft undurchsichtige Kommunikationspolitik ein. Der japanische Traditionshersteller marschiert seit jeher nach eigenen Regeln und hat mehr als einmal bewiesen, dass konventionelle Branchenweisheiten für ihn nicht gelten müssen.