Nach der UN-Artenschutzkonferenz sollen Taten folgen
Nagoya/Berlin (dpa) - Die von vielen Umweltschützern begrüßten Beschlüsse der UN-Artenschutzkonferenz in Japan haben für Deutschland und andere Länder konkrete Folgen. Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Olaf Tschimpke, sieht nun die Bundesregierung in der Pflicht.
Im Deutschlandradio Kultur verwies er am Samstag darauf, dass das Abkommen von Nagoya für Deutschland bedeutet, in den nächsten zehn Jahren eine naturverträgliche Landwirtschaft und Fischerei auf den Weg zu bringen, die den Artenschutz berücksichtige.
Die Delegierten hatten sich unter anderem darauf verständigt, in den nächsten zehn Jahren etwa 17 Prozent der Landfläche und 10 Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Die Überfischung der Meere und die Überdüngung der Äcker sollen künftig eingestellt werden. Würden diese Ziele tatsächlich umgesetzt, hätte das vielfach einen grundsätzlichen Wandel der Landwirtschaft zur Folge. Tschimpke ist zuversichtlich, dass die Bundesregierung die Beschlüsse von Nagoya umsetzt. «Sie haben ja auch anspruchsvolle Ziele gewollt - Deutschland hat sich da immer nach vorne aufgestellt», sagte er dem Sender.
Mehrere Umweltverbände hatten das beschlossene Maßnahmenpaket zum Erhalt der Natur als «historischen Ergebnis» begrüßt. Der NABU sprach von einem «Meilenstein im internationalen Naturschutz». «Das ist ein starkes Signal an die Weltgemeinschaft, die Artenvielfalt und damit die eigene Lebensgrundlage zu sichern», sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Zuvor hatten Vertreter aus 193 Staaten beschlossen, den Verlust der Artenvielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen.
Nach dem Gesundheitszustand der Erde, wie er im aktuellen «LivingPlanet Report» der Umweltstiftung WWF beschrieben wird, sind die Artbestände in den Tropen seit 1970 um 60 Prozent geschrumpft. 70 Prozent aller Fischbestände sind von Überfischung bedroht. Täglich gehen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verloren, weil ihr Lebensraum zerstört wird. Forschen bleibt oft keine Zeit, sie vorher zu sammeln oder zu erkunden.
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) hatte bereits im Jahr 2002 das Ziel ausgerufen, den Verlust der Biodiversität bis 2010 signifikant zu verringern. Dieses Ziel gilt inzwischen als weitgehend verfehlt. Der WWF wies darauf hin, dass weltweit jährlich 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in solche Branchen fließen, die großen Anteil an der Zerstörung der Natur haben. Dies müsse gestoppt werden.
Streitpunkt in Nagoya war vor allem die Aufteilung von wirtschaftlichen Gewinnen aus biologischen Wirkstoffen zwischen Ursprungsländern und Industrie. Künftig sollen Gewinne aus biologischen Rohstoffen - etwa in der Medizin - gerecht zwischen den Ursprungsländern und Nutzern aufgeteilt werden.
«Das Nagoya-Protokoll ist ein historisches Ergebnis», sagte der Chef der Umweltorganisation WWF (World Wide Fund For Nature), Jim Leape. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sieht in den Beschlüssen «ein weltweites Aufbruchsignal». In Japan habe die Staatengemeinschaft eine überfällige Trendwende eingeleitet, um den Raubbau an der Natur zu stoppen.
Für den japanischen Umweltminister Ryu Matsumoto ging «ein langersehnter Traum» in Erfüllung. Umweltverbände bestätigten, dass sich die Gastgeber - unter anderem weil sie einen eigenen Entwurf eingebracht hatten - sehr für den Erfolg der Konferenz stark gemacht hätten.
Die Biodiversitäts-Konvention hat drei Hauptanliegen: den Erhalt der biologischen Vielfalt, deren nachhaltige Nutzung und die faire Verteilung der biologischer Ressourcen.