Marktvolatilität nach Gerüchten um israelische Angriffe: Ölpreise auf Achterbahnfahrt
Im Takt geopolitischer Unsicherheiten tanzen die Ölpreise auf der Weltbühne eine chaotische Choreografie. In den frühen Morgenstunden des Freitags zogen sie scharfe Spurts nach oben, warfen dabei kurzfristig mit Zahlen über 90 Dollar pro Barrel Jonglierbälle in die Luft, um dann – wie vom Zauberhand berührt – ihre Gewinne bis zum Mittagsläuten wieder in Wogen des Marktes zu verströmen. Ein Maß Nordseegold, auch Brent genannt, wechselte zuletzt für 86,97 amerikanische Papierstücke den Besitzer, ein bescheidener Rückgang um 14 Cents gegenüber dem Schlusskurs des Vorabends. West Texas Intermediate, die US-amerikanische Antwort auf den Brent-Extrakt, gab sich mit einem Minus von einem Cent zufrieden und schrieb 82,72 auf die Preistafel.
Das nächtliche Feuerwerk am Ölhimmel hatte seine Funken in Berichten über israelische Raketen, die den Iran trafen – oder auch nicht, je nachdem, welcher Wellenlänge der Nachrichten man lauscht. Irans Kronzeugen der Staatsmedien schworen Stein und Bein, dass es sich um keine großangelegte Offensive gehandelt habe. Über Schäden war in ihrer Erzählung nichts zu vernehmen.
Diese Episode ist nur ein Zwischenspiel in einer Woche, die bereits unter dem Stern unerwarteter Füllstände der US-Ölreservate begann und die Preismaschinerie in Gang setzte. Nach einem Schlingerkurs vom Wochenstart an, schien das ölige Nass etwas ermattet zu sein, vergleicht man die Zahlen mit dem Montag.
Es ist ein Auf und Ab, doch der Langzeittrend spricht eine klare Sprache: Seiltänzer Brent hat seit Jahresbeginn eine beachtliche Kletterpartie von zirka 13 Prozent hingelegt. Die Opec+, eine Allianz der Ölproduzierenden Länder, zeichnet mit paternalistischer Förderzurückhaltung als Preisflüsterer. Carsten Fritsch, ein Öl-Sherlock der Commerzbank, wagt einen prognostischen Blick in die Kristallkugel: Höher werden sie steigen, die Preise. Er sieht das Brent-Öl in der zweiten Jahreshälfte in der 90- bis 95-Dollar-Region spielend, während die Opec+ weiterhin ihre Förderkürzungen stehen lassen dürfte, um bestenfalls in der zweiten Jahreshälfte mit einer schrittweisen Lockerung der Zügel zu beginnen. (eulerpool-AFX)