Lohninitiative im Einzelhandel trotzt stockenden Tarifgesprächen
In einem bemerkenswerten Schritt zur Überbrückung des anhaltenden Tarifkonflikts haben führende Handelskonzerne in Deutschland eigene Lohnerhöhungen angekündigt. Die prominenten Marktführer der Schwarz Gruppe mit Filialen von Lidl und Kaufland sowie die Rewe-Gruppe mit Rewe, Penny und Toom, flankiert von der Discounter-Ikone Aldi und dem beliebten Möbelhändler Ikea, setzen damit ein klares Zeichen für das Einkommen ihrer Mitarbeiter. Nach einer bereits im Oktober vollzogenen Erhöhung um über fünf Prozent, steht auf den Gehaltsabrechnungen der Beschäftigten nun ein Gesamtplus von 10 Prozent im Vergleich zu den aktuell geltenden Tarifstrukturen.
Die Handelsunternehmen folgen einem Hinweis des Handelsverbandes Deutschland (HDE), die mit dieser vorzeitigen Anhebung der Bezüge das Zepter in die Hand nehmen und einen maximal zehnprozentigen Lohnaufschlag vorschlagen, bevor ein offizieller Tarifvertrag in Kraft tritt – eine Maßnahme, die später mit diesem verrechnet werden soll. Steven Haarke, der für Tariffragen zuständige Geschäftsführer des HDE, erklärte die Entscheidung als Reaktion auf die fortgesetzte Sackgasse in den Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi, die nun schon über elf Monate und mehr als 60 Verhandlungsrunden stagniert.
Die geplante Lohnerhöhung ist jedoch nur für Unternehmen zulässig, die sich bereits im Oktober für einen Lohnaufschlag entschieden haben, und dann auch ausschließlich in Höhe der Differenz. Unter diesen Vorzeichen will auch die Edeka-Gruppe sich nach den Anregungen des Branchenverbandes richten, was ein Sprecher des Unternehmens bestätigte.
Auf der anderen Seite der Verhandlungslinie steht die Gewerkschaft Verdi, die das Verhalten der Arbeitgeberseite scharf kritisiert. Verdi sieht die Lohnanhebungspläne als Versuch, den Streikwillen der Beschäftigten zu schwächen, und fordert eine Rückkehr an den Verhandlungstisch, um einen fairen Tarifabschluss zu erreichen. Das Faktum, dass nur in einem Tarifvertrag festgelegte Lohnerhöhungen rechtlich bindend sind, bleibt hierbei ein essenzieller Dreh- und Angelpunkt.
Der seit Monaten andauernde Tarifstreit im Einzelhandel, gekennzeichnet durch zahlreiche Warnstreiks und unterschiedliche regionale Gehaltsforderungen, spitzt sich somit weiter zu, ohne dass bisher ein Ende in Sicht wäre. Während die Arbeitgeber eine Blockadehaltung vorgeworfen bekommen, sucht man gemeinsam nach einem Ausweg aus diesem Zermürbungskampf. (eulerpool-AFX)