Little Nightmares 3 im Test: Ein Albtraum aus Kamillentee
Ich habe mich unglaublich auf Little Nightmares 3 gefreut. Teil 2 hat bei mir Spuren hinterlassen, die ich im positivsten Sinne mit mir trage… ein Spielerlebnis, das mich überrascht, berührt und in manchen Momenten regelrecht verstört hat. Es war intensiv, bedrückend und wunderschön zugleich (siehe dazu auch meine damalige Review zu Little Nightmares 2 ).
Umso gespannter war ich, ob der dritte Teil diese einzigartige Atmosphäre wieder einfangen kann.
Und um es gleich vorwegzunehmen: Er kann es nicht.
Little Nightmares 3: Schatten ohne Schwere
Little Nightmares 3 erzählt diesmal die Geschichte von Low und Alone, zwei neuen Protagonisten, die sich durch eine Reihe düsterer, surrealer Welten kämpfen. Sie reisen über Spiegelportale durch Orte wie die staubige Necropolis, die groteske Lolly-Fabrik, der verzerrte Carneval oder die sterile Anstalt. Das klingt nach einem düsteren Märchen… und visuell ist es das auch.
Aber im Vergleich zu den ersten beiden Teilen fehlt dieser bedrückende Unterton, dieses Gefühl, ständig auf der Flucht zu sein. Nicht nur vor Monstern, sondern vor der eigenen Angst.
Wo Little Nightmares 2 mich in jeder Sekunde heimsuchte, fühlt sich Teil 3 oft erstaunlich zahm an.
Ja, es gibt wieder bizarre, Tim-Burton-eske Kreaturen, doch sie wirken eher wie Figuren in einer Geisterbahn; interessant anzusehen, aber kaum wirklich bedrohlich. Ich habe nicht erwartet, dass Little Nightmares 3 seinen Vorgänger übertrifft. Aber dass es nicht einmal die emotionale Tiefe halten konnte, enttäuscht mich ehrlich gesagt.
Gameplay: Mehr Routine als Rätsel
Die Mechanik bleibt vertraut: schleichen, springen, ziehen, klettern. Neu ist, dass jeder Charakter ein eigenes Werkzeug besitzt: Low einen Bogen, Alone einen großen Schraubenschlüssel. Klingt auf dem Papier spannend, entpuppt sich aber als wenig kreativ genutzte Spielerei, weil die Aktionen kontextabhängig und dadurch extrem vorhersehbar sind.
Viele Rätsel wirken wie Pflichtübungen: Kisten schieben, Bretter reißen, Schalter betätigen.
Ich war nie wirklich gefordert und hatte selten das Gefühl, kreativ denken zu müssen. Und Nein, ich hab mir hier nicht erhofft dass die Entwickler das Rad neu erfinden. Aber das Level halten.
Es fehlt einfach dieser Aha-Moment, den Teil 2 mit seinen beklemmenden Räumen und cleveren Ideen so stark machte.
Selbst der Koop-Modus, das große neue Feature, nutzt sein Potenzial kaum. Er funktioniert ausschließlich online, nicht im Couch-Koop. Was für mich persönlich eine riesige verpasste Chance ist. (ehrlich… wer hat das entschieden??) Gerade Little Nightmares lebt von Nähe, vom gemeinsamen Erleben. Diese Option wäre prädestiniert gewesen, um Angst zu teilen, statt sie über das Internet zu streamen.
Little Nightmares 3: Düstere Schönheit auf neuem Niveau
Grafisch ist Little Nightmares 3 ohne Frage ein Traum. Oder eben der schönste Albtraum, den man sich vorstellen kann. Wobei das, das Mindeste war, dass ich wirklich erwartet habe.
Die Licht- und Schattenspiele wirken auf den neuen Konsolen beeindruckend realistisch. Das Game spielt meisterhaft mit Beleuchtung, Tiefe und Kontrast, was selbst einfache Szenen filmisch wirken lässt. Diese Dinge kann man aber fast als Markenzeichen der Little Nightmares Games sehen.
Aber auch hier: so schön die Welt ist, sie packt mich emotional weniger.
Wo früher jeder Schritt ein mulmiges Gefühl hinterließ, verliere ich mich diesmal eher in der Ästhetik als im Erleben. Dennoch: optisch gehört Little Nightmares 3 zu den schönsten Games, die das Genre aktuell zu bieten hat.
Audio: Der Klang des Unbehagens
Wie schon die Vorgänger verzichtet auch dieser Teil auf klassische Musik. Und das ist absolut großartig.
Stattdessen gibt es melancholische Klänge, tiefes Dröhnen, leises Knarren und metallisches Wimmern… Sounddesign, das nie laut wird, aber stets wirkt.
Keine Melodien, keine Ohrwürmer und genau das braucht es.
Die Geräuschkulisse ist subtil und schafft Gänsehaut auf einer unauffälligen, fast psychologischen Ebene.
Allerdings: auch hier fehlt dieses Mal der letzte Biss.
Ich erinnere mich noch an die Szene aus Teil 2, in der man den Lichtkegel seiner Taschenlampe panisch auf künstliche Patienten richten musste, um sie aufzuhalten. Ein Moment purer Anspannung, wo Musik und das Fehlen von wirklichem Licht gepaart mit den Geräuschen der Schritte dieser verdammten Puppen… ich muss nur an die Sequenz denken und es wird mir ganz anders. Solche Szenen fehlen diesmal fast völlig.
| Entwickler | Supermassive Games |
| Publisher | Bandai Namco Entertainment |
| Plattformen | PlayStation 5, Xbox Series X/S, PC, Nintendo Switch |
Fazit zu Little Nightmares 3: Kein Albtraum, nur ein Schatten davon
Little Nightmares 3 ist kein schlechtes Spiel… im Gegenteil: es ist technisch sauber, atmosphärisch dicht und hat wunderschöne Momente.
Aber es fühlt sich mehr wie ein Echo seiner Vorgänger an, als wie ein würdiger Nachfolger.
Das Grauen, das mich einst so fesselte, ist hier einer gepflegten Routine gewichen.
Die Monster sind weniger furchteinflößend, die Rätsel weniger clever, und die emotionale Tiefe bleibt oft aus.
Denn gerade was Tiefe angeht, konnte Teil 2 nicht nur im Verlauf des Spiels sondern insbesondere mit dem Ende und diesem bis heute komplett überraschenden Twist… einfach meinen Verstand fesseln.
Nach einigen Stunden Testzeit habe ich dann einfach mal abgeschaltet. Nicht weil ich es nicht mehr spielen wollte. Denn ich werde es sicher noch fertig spielen. Aber auch nicht weil es mich genug fesseln konnte um gleich das ganze Ding durch zu zocken. Denn ganz ehrlich, ich hatte mehr Lust, Little Nightmares 2 nochmal zu spielen.
Und vielleicht ist das das ehrlichste Fazit, das ich ziehen kann.







