Kletterpartie auf dem Acker: Pachtentgelte erreichen neue Höhen
Die Entwicklung der Pachtentgelte für Agrarflächen in Deutschland zeichnet eine kontinuierliche Aufwärtstendenz. Laut den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben die jährlichen Kosten je Hektar im Durchschnitt auf bundesweiter Ebene einen Sprung um neun Prozent auf 357 Euro im vergangenen Jahr gemacht und liegen damit merklich über dem Vorjahreswert von 329 Euro. Doch wie so oft teilt sich die Republik in unterschiedliche Welten: Auf der einen Seite das Saarland, mit einem moderaten Durchschnitt von gerade einmal 99 Euro, während man in Nordrhein-Westfalen mit stolzen 560 Euro zu Buche schlägt.
Dieses wirtschaftliche Spektrum setzt sich auch regional fort, wo etwa Niedersachsen mit einem Pachtentgelt von 548 Euro und Schleswig-Holstein mit 479 Euro den Pflug deutlich tiefer in den Geldbeutel pressen. Auch der bayerische Boden manifestiert mit einem Wert von 415 Euro einen überdurchschnittlichen Anspruch. Die Agrarwelt zeigt sich vielschichtig, wenn man die Rechtsformen der bewirtschaftenden Betriebe betrachtet: Trotz eines beeindruckenden Anteils von rund 85 Prozent an Einzelunternehmen, von denen über die Hälfte im Nebenerwerb betrieben wird, sind es die Personengemeinschaften und Juristischen Personen – zu denen auch Gesellschaftsformen wie Aktiengesellschaften und GmbHs zählen – die trotz eines geminderten Anteils von 14 Prozent die landwirtschaftlichen Weiten dominieren. Mit durchschnittlich 176 Hektar pro Betrieb gegenüber 46 Hektar bei Einzelunternehmen zeichnen sie für rund 39 Prozent der genutzten Agrarflächen verantwortlich.
In diesem Kontext erhebt die Umweltschutzorganisation WWF kritische Stimmen zur gegenwärtigen Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik. Der Trend zu Großbetrieben und die Spekulation um Boden sieht Rolf Sommer, Experte vom WWF Deutschland, als fortschreitendes Problem. Die Realität, dass 80 Prozent der Direktzahlungen aus dem EU-Haushalt lediglich 20 Prozent der Betriebe zufließen, steht im Kontrast zu einer nachhaltigen und diversifizierten Landwirtschaft, für die er sich ausspricht. Eine Reform der Subventionspolitik hin zur Belohnung gemeinnütziger Leistungen wie Artenvielfalt, Grundwasserschutz oder Tierwohl scheint aus dieser Perspektive dringend geboten. (eulerpool-AFX)