Italienisches Reifendrama: Sinochem verliert Einfluss auf Pirelli
Die Investoren des italienischen Reifenherstellers Pirelli haben dem Jahresabschluss des vergangenen Jahres zugestimmt, obwohl der größte Anteilseigner, die chinesische Staatsgruppe Sinochem, Widerstand leistete. Dies deutet darauf hin, dass Sinochem, dessen Einfluss durch die italienische Regierung eingeschränkt wurde, keinen effektiven Kontrollhebel mehr über Pirelli besitzt.
Sinochem, mit einem 37-prozentigen Anteil, gerät seit geraumer Zeit mit dem Unternehmen und dem zweitgrößten Anteilseigner Camfin aneinander. Die Streitigkeiten drehen sich um die Befürchtung, dass die starke Präsenz chinesischer Interessen Pirellis Pläne zur Ausweitung seiner Geschäfte in den USA gefährden könnte.
Der italienische Reifenhersteller freut sich dennoch auf eine Dividendenausschüttung von 250 Millionen Euro an die Investoren, was 0,25 Euro je Aktie entspricht. Währenddessen prüft die italienische Regierung die Lage, nachdem Washington die Nutzung chinesischer Technologie im Automobilsektor eingeschränkt hat, was Pirellis Ambitionen in den USA betreffen könnte.
Im Rahmen der Auseinandersetzungen haben einige Sinochem-Vertreter im Pirelli-Vorstand, darunter auch der Vorsitzende Jiao Jian, gegen den Finanzbericht des Konzerns gestimmt. Die anhaltenden Differenzen führten bereits dazu, dass die italienische Regierung Maßnahmen ergriff, um den Einfluss von Sinochem zu beschneiden und die Autonomie des Managements mittels sogenannten „goldener Macht“-Gesetzen zu sichern.
Pirellis zweitgrößter Aktionär, Camfin, im Besitz des langjährigen Geschäftsführers Marco Tronchetti Provera, hält 27,4 Prozent der Anteile. Trotz der Herausforderungen in der Automobilbranche konnte Pirelli im letzten Jahr ein leichtes Umsatzwachstum von 2 Prozent und eine gestiegene Marge beim bereinigten operativen Gewinn von 15,7 Prozent verzeichnen.